Auf Dunklen Schwingen Drachen1
dunklen Rückseite des Stalles.
Ein Stallbursche, der dort schlief.
Vorsichtig näherte ich mich ihm, die Hand um den Griff meiner blutigen Machete gekrampft. Als ich vor ihm stand, erkannte ich ihn. Vor mir lag eben der betrunkene, rotäugige Kerl, der mir vor kurzer Zeit erst den Weg nach Cafar Re beschrieben hatte.
Barmherziger Re!
Ich fiel über ihn her, zerrte an seiner verschlissenen Hose. Er murmelte etwas Zusammenhangloses, öffnete die Augen, verdrehte sie. Er griff nach mir, und ich hämmerte ihm die Faust auf die Nase. Es knirschte, Blut spritzte. Er fiel bewusstlos auf die Streu zurück.
Zitternd zog ich meine Kutte aus, ließ sie fallen und stieg stattdessen in sein stinkendes Wams und seine Hose.
Die Schritte von Sandalen ertönten im Hof.
Ich erstarrte.
Nach einer Pause erklangen die Schritte wieder, wurden lauter, als sie sich dem Stall näherten.
Ich sah mich um. Wo sollte ich mich verstecken? Auf der Tenne, zwischen der Streu. Eine Leiter, wo war …
Zu spät. Die Schritte waren direkt vor der Tür in meinem Rücken …
Ich hob hastig die Machete vom Boden auf, hastete zur nächsten Stallbox, duckte mich unter der Kette hindurch. Der fette Brutdrache in dem Stall warf den Kopf hoch, schnaubte. Trat hin und her, verdrehte die Augen, kämpfte gegen den Maulkorb. Ich versuchte die Drachenkuh mit beschwichtigenden Handbewegungen zu beruhigen, vergeblich.
Die Unruhe des Brutdrachen pflanzte sich durch den gesamten Stall fort. Die anderen Drachen schnaubten aufgeregt und trampelten unruhig hin und her.
Die Stalltür öffnete sich knarrend.
Ich glitt an der fetten Drachenkuh entlang, deren Schulterblätter mir bis zum Kinn reichten, die fast zu dick für den Stall und doppelt so lang war wie ich. Sie schnaubte aufgeregt, als ich mich an die Rückwand ihrer Box drückte, warf den Kopf hin und her, versuchte, den Strick des Maulkorbs zu zerreißen, mit dem sie an der Wand des Stalls festgebunden war, um zu sehen, wo ich steckte. Ich fuhr mit einer Hand beruhigend über ihre ledrige, von Schuppen bedeckte Flanke. Sie drückte sich gegen meine Hand, verlagerte ihr Gewicht, als wollte sie mich an der Wand zerquetschen. Ich duckte mich hinter ihren Rumpf, kauerte mich auf den Boden. Ihr dünner Schweif peitschte hin und her, schlug gegen die Steine und meine Knie.
Ich hielt den Atem an, lauschte angestrengt.
Doch bei dem Lärm, dem trockenen Kratzen der Krallenstümpfe in der Streu, dem Schnauben und dem Knurren, dem Klatschen der Drachenschweife gegen die Steinmauern, konnte ich … nichts hören. Konnte meinen Verfolger nicht wahrnehmen. Ich konnte mir nur ausmalen, wie er vorsichtig den Stall betrat, den bewusstlosen Trunkenbold mit dem Fuß anstieß, misstrauisch meine viel zu kleine Kutte musterte, die auf der Brust des nackten Mannes lag. Konnte mir nur vorstellen, wie er die Zähne zusammenbiss, seine Schultern straffte, sein Schwert fester umklammerte, als er aus den Beweisen auf meine Anwesenheit im Stall schloss.
Dann war er da, stand vor meinem Brutdrachen, ein großer, muskulöser Schatten mit Schulterpanzern und einer Brustplatte, die in der Dunkelheit schimmerten, das Schwert gezückt. Konnte er mich sehen, wie ich in der Ecke kauerte, bewaffnet mit meiner Furcht und verzweifelten Hoffnung, dass die unruhige Drachenkuh mich verstecken würde?
»Lass deine Waffe fallen und komm heraus!«
Ich kämpfte gegen eine Ohnmacht an.
»Lass deine Waffe fallen und …!«
Ich versuchte zu flüchten, an der anderen Seite des Brutdrachen entlang. Der Wachsoldat trat um den Kopf der Drachenkuh herum und streckte mir sein Schwert entgegen. Ich tauchte unter der Brust der Drachenkuh hinweg; das Biest trompete, versuchte, sich aufzubäumen. Ich rappelte mich auf, wandte mich zur Flucht …
Ein Schlag landete auf meiner Schulter und meinem Rücken, schleuderte mich gegen die Steinmauer.
Ich prallte dagegen, glitt zu Boden, ausgestreckt auf den Felssteinen, betäubt. Die Drachenkuh trampelte hin und her, die gekappten Krallen ihrer Hinterläufe kratzten nur Zentimeter vor meinem Gesicht über den Boden, die rautenförmige Membran an ihrem Schweif schleuderte mir Streu ins Gesicht, zuckte über meine Wange, dass sie zu brennen schien.
Metall klirrte. Der Wachsoldat duckte sich unter der Kette der Box hindurch und schob sich an der Flanke des aufgeregten Brutdrachen vorbei, kam mit gezücktem Schwert auf mich zu.
Ich beschwor es. Beschwor die Macht des Geistes meiner Mutter, durch mich zu
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