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Auf Dunklen Schwingen Drachen1

Auf Dunklen Schwingen Drachen1

Titel: Auf Dunklen Schwingen Drachen1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cross
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der Schwung meines Hiebes mich vorwärtsriss und ich gegen die Person fiel, die ich hatte töten wollen, erkannte ich, dass es gar nicht Kratt war. Es war nicht einmal ein Mann.
    Wir rangen einen Moment miteinander, ich und diese vornehme, betrunkene Bayen. Die üppigen Falten ihres Gewandes und die Stoffbahnen meiner Kutte behinderten unsere Bewegungen. Wir schienen eine ganze Ewigkeit lang so ineinander verschlungen zu sein, ich über sie geworfen, in der Parodie der Umarmung eines Geliebten, während ihr heißer, weicher, wogender Busen nur durch ein hauchdünnes, orangefarbenes Tuch von meiner Wange getrennt war.
    Schließlich trennten wir uns. Ich wirbelte herum, stürzte mich aus der Kutsche, sprang auf den Boden und rannte, stolperte davon, die Machete in der Faust.
    Als ich im Nebel verschwand, meine Sohlen auf die Pflastersteine klatschten, holte die Bayen tief Luft und schrie.

24
    P anik.
    Ich war unfähig zu atmen, zu denken.
    Lauf, lauf, lauf!
    Ich rannte den steilen, gepflasterten Hügel der Bastion hinauf, stolperte, während meine Lungen so laut und keuchend arbeiteten wie altgediente Blasebalge.
    Ruhig, ruhig! Ich musste ruhiger werden!
    Hinter mir ertönten Sohlen von Sandalen auf dem Pflaster, sangen Schwerter metallisch, als sie gezückt wurden. Stimmen brüllten, gaben Richtungen an, Befehle. Ich stürmte in eine vom Nebel verhüllte Gasse, weg von den Stimmen, während meine Füße auf den feuchten Pflastersteinen klatschten, von Wänden widerhallten. Ich war zu laut, musste leiser sein, aber leiser zu sein bedeutete, sich nicht zu bewegen, und das bedeutete, gefangen zu werden. Ich musste laufen, laufen, laufen …
    Ein kleines Loch in der Mauer zu meiner Linken, ein Hundeloch, das Loch eines Kindes, uralte Ziegel, die in die Gasse gefallen waren. Ich kam rutschend zum Stehen, zögerte. Blickte mich hastig um, versuchte abzuschätzen, wie nah meine Verfolger mir in diesem dichten Nebel gekommen waren. Sehr nah, wie ihr beunruhigendes Keuchen und ihre Schritte mir verrieten, die näher kamen.
    Ich kletterte über den Haufen Ziegelsteine und duckte mich in das Loch. Blieb auf halbem Weg stecken, wand mich, ignorierte den stechenden Schmerz an meinen Rippen, die Haut, die abgeschürft wurde, zwängte mich auf der anderen Seite hinaus, landete auf glatten Pflastersteinen, atmete schwer.
    Vor mir lag ein verlassener Platz, verhüllt im Nebel. Es herrschte Schweigen, und es roch nach Drachen. Ich war im Innenhof einer Herberge für reisende Händler.
    Links von mir lagen die Stallungen.
    Ich rappelte mich auf, lief auf das niedrige Gebäude zu. Fummelte an dem hölzernen Riegel herum. Glitt in die stinkende Dunkelheit des Stalls.
    Ich trat vorsichtig lautlos einige Schritte hinein; meine Atemzüge kamen mir wie Fanfarenstöße vor. Die Tür fiel knarrend hinter mir zu.
    Alte, von Spinnweben übersäte Balken. Eine Reihe von Stallboxen, Brutdrachen mit Maulkörben rechts von mir. Eine einzige Kette vor jeder Stallöffnung. Arbeitsmüde Drachen regten sich träge in diesen offenen Ställen, von meinem Erscheinen aufgeschreckt, wenngleich nicht übermäßig. Ich spürte Streu und Felssteine unter meinen Füßen. Über mir der niedrige Boden einer Tenne. Links eine Mistgabel, die in einem Haufen Dung steckte. Ein kleiner Hügel von sauberer Streu türmte sich im Dunkeln dahinter.
    Ich würde hier die Nacht und den nächsten Tag verbringen, mich auf der Tenne verstecken und in der nächsten Nacht hinausschlüpfen …
    Aber nein.
    Nein.
    Schlagartig wurde mir klar, welch einen Fehler ich gemacht hatte, als ich mich in den Stall flüchtete, verlockt von dem panischen Verlangen, mich zu verbergen. Denn ganz gewiss würde jedes Gebäude in der gesamten Gegend noch vor Tagesanbruch durchsucht werden; man würde mich wie eine Ratte aus ihrem Bau treiben. Ich hatte einen fürchterlichen Fehler gemacht. Ich hatte mich selbst in die Falle begeben …
    Ein Mann grunzte.
    Ich erstarrte, hielt den Atem an.
    Wieder ertönte das Grunzen, ungedämpft und phlegmatisch, und noch einmal. Es kam aus der Dunkelheit, nicht weit von mir entfernt.
    Impulsiv wollte ich fliehen, aber noch während ich mich umdrehte, sickerte die Bedeutung dieses Geräuschs in mein Bewusstsein. Mein Herz hämmerte wie verrückt, als ich den Drang zur Flucht niederrang und stattdessen versuchte, mit meinem Blick die Dämmerung zu durchdringen. Allmählich konnte ich eine undefinierbare Gestalt ausmachen, die auf der frischen Streu lag, an der

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