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Auf Dunklen Schwingen Drachen1

Auf Dunklen Schwingen Drachen1

Titel: Auf Dunklen Schwingen Drachen1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cross
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noch schwach nach meiner Krankheit. Der Geruch von verschwitzten Leibern und ungewaschenen Haaren vermischte sich mit dem lederartigen Gestank der Drachen, die vor die wartenden Wagen gespannt waren.
    Unser Clan sammelte sich in bedrücktem Schweigen um zwei der staubigen Karren. Vielleicht erinnerte die Menge sie an den Mob, der sich am Abend von Sa Gikiro auf uns gestürzt hatte. Ich sah Rutvia und Makvia, die sofort grinsend zu mir liefen. Auch wenn sie schmutzig waren, wirkten sie bemerkenswert gesund. Wie alle anderen von unserem Clan auch.
    Alle, außer Mutter. Sie allein wirkte hager und hohläugig, der Halsausschnitt ihres Bitoos war braun vom vielen Nasenbluten, das sie auf den Feldern erlitt.
    »Wir stellen uns jeden Abend sechs-oder siebenmal zum Essen an«, kicherte Rutvia, als ich sie in ihre runden Wangen kniff. »Wir essen, so viel wir wollen, auch wenn es ziemlich schrecklich schmeckt. Und das tut es meistens, heho!«
    »Aber versuch nicht, mehr als sechs Scheiben Paak in einer Nacht zu essen«, bemerkte Makvia streng. »Du wirst es einfach nur erbrechen. Glaub mir, ich weiß es.«
    Es juckte mich, mit meiner Begegnung mit dem gut aussehenden Akolyten zu prahlen, wie er mich berührt hatte, mich richtig gestreichelt hatte. Aber in dem Moment stiegen alle in die Wagen.
    Mutter zog mich dicht an sich. »Vergiss nicht«, zischte sie mir ins Ohr. »Du sammelst für Waivia. Pflück viel und pflück schnell.«
    Ich nickte müde und stieg neben ihr den Wagen.
    Kurz darauf ließ der Drachenjünger, der unseren Wagen fuhr, seine Peitsche auf die Drachenhaut knallen. Mit einem Ruck fuhr unser Karren knarrend an.

9
    M ein erster Tag auf dem Sesalfeld: Er ging nahtlos verschwommen in einen zweiten Tag über, einen dritten, den vierten, zehnten. Mutter freute sich sehr über das viele Geldpapier, das mir der Kontrolleur jeden Abend aushändigte. Bevor sie es an Onkel Rudik weitergab, zweigte sie diskret zwei Drittel von dem, was ich verdient hatte, ab, stopfte es in ihren Beutel unter ihrem Bitoo, umarmte mich, küsste mich und lobte mich.
    »Die arme Zarq«, gurrte sie später, als sie Onkel Rudik mein weniges Geldpapier gab. »Immer noch geschwächt vom Fieber. Sie pflückt nicht viel, das arme Mädchen. Morgen macht sie es besser, ja?«
    Die Tage vergingen wie im Flug, und diese Scharade begann mich zu ärgern.
    Ich war nicht faul, ganz und gar nicht; ich kletterte so schnell ich konnte von Busch zu Busch, Zweig zu Zweig, und pflückte alle Sesalnüsse, die klebrigen Widuk-Früchte und die öligen Hintoop-Blüten mit ihren ätzenden, roten Staubblättern. Ich stopfte meine Jutesäcke so voll, dass mir die Riemen in die Schultern schnitten und widerliche Blasen rieben; ich pflückte so energisch, weil jeder volle Sack ein Geldpapier brachte, und jedes Geldpapier mir ein Lächeln oder einen Kuss oder eine Zärtlichkeit von Mutter eintrug.
    Außerdem war ich mächtig stolz darauf, dass ich, eine kleine Neunjährige, heimlich dieses Geldpapier verdiente, mit dem schon bald meine verschacherte Schwester freigekauft werden konnte. In unserer ganzen Brutstätte konnte kein einziges Mädchen in meinem Alter mit einer derartig beeindruckenden Leistung aufwarten.
    Der Preis jedoch, den ich für meine hingebungsvollen Mühen zahlte, war hoch; ich war gezwungen, bei Mutters Scharade mitzuspielen, was bedeutete, nur sie, der Kontrolleur und ich wussten, wie viel ich wirklich erntete. Das scheuerte an meinem Stolz, so wie die Riemen der Jutebeutel an meinen Schultern scheuerten. Denn es sprach sich rasch in unserem Clan herum, dass ich die schlechteste Pflückerin war. Die Jungen verspotteten mich, Vater ging mir enttäuscht aus dem Weg. Selbst Rutvia und Makvia ließen gelegentlich schneidende Bemerkungen über meine Unfähigkeit fallen.
    Die Erschöpfung verschärfte meine Frustration noch; jede Nacht kehrte ich in unser Zelt zurück, zu müde, um mit meinen Freuden zu spielen oder an den kindlichen Bandenkämpfen teilzunehmen gegen die Kinder der anderen Clans. Dafür jedoch hatte ich Mutters Zuneigung, und das bedeutete sehr viel.
    Umso mehr, je länger die Ernte dauerte.
    Denn in dieser Zeit veränderte Mutter sich. Sie litt unter schrecklichen Kopfschmerzen und Übelkeit. Es wurde schwerer, ihr ein Lächeln zu entlocken, ihre Zuneigung zu wecken, eine zärtliche Reaktion von ihr zu bekommen. Aus einem ihrer Nasenlöcher tropfte immer das Blut, das am Ende des Tages in einer dicken Schicht auf ihrem Hals und dem Kragen

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