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Auf Dunklen Schwingen Drachen1

Auf Dunklen Schwingen Drachen1

Titel: Auf Dunklen Schwingen Drachen1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cross
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ihres schmutzigen Bitoos klebte, sie als eine tödlich Verwundete brandmarkte.
    Ich wusste jedoch, und die anderen konnten es sich denken, dass ihre Verletzung weder in einer sichtbaren Wunde bestand noch auf eine gewöhnliche Art zustande gekommen war.
    Die anderen Rishi im Lager fingen an, Mutter aus dem Weg zu gehen, was nicht einfach war, angesichts unserer Lebensumstände. Wenn wir die Latrine benutzten, war um uns herum kein Mensch zu sehen, ebenso wenig wie vor und hinter uns, wenn wir uns in die Schlange zur Essensausgabe einreihten. Niemand sprach mit ihr, außer den Angehörigen unseres Clans, und Mutter sprach ebenfalls mit keinem. Nach einer Weile sah niemand sie auch nur mehr an. Aller Blicke glitten über sie hinweg wie ein Finger über nassen Lehm.
    Weil Mutter und die Gesundheit unseres Clans unnatürlich waren.
    Andere Menschen wurden von Schlangen gebissen, nicht jedoch die Angehörigen unseres Clans. Die Haut von anderen entzündete sich, eiterte und verursachte Fieber. Unser Clan hatte makellose Haut und kühle Wangen. Ein Kind wurde von einer Wildkatze angegriffen und starb noch in derselben Nacht an den Verletzungen. Unsere Kinder schlenderten unbewacht und unversehrt durch die Felder. Leute wurden unter der Hitze ohnmächtig, litten unter blutigem Durchfall, der durch verdorbenes Essen hervorgerufen wurde, fielen von Ästen und brachen sich Glieder; unser Clan dagegen pflückte und pflückte, unbeeinträchtigt von Krankheiten oder Verletzungen.
    Unberührt von Zähnen und Gift, Klauen und schädlichen Pflanzen, brachte der Danku von Brut Re die Ernte ein.
    Und Mutter blutete.
    Sie blutete sehr viel.
    Jeden Tag, wenn unser Karren weiter in die Felder hinein rumpelte, murmelte Mutter vor sich hin. Ihre Augen wurden glasig, ihre Pupillen zu kleinen Punkten, die fast ganz in ihrer braunen Iris zu verschwinden drohten. Die Luft um unseren Wagen schien sich zu verändern, schien dichter zu werden, das Knarren der Achsen, das Brüllen der Dschungelaffen wirkte gedämpfter. Wenn jemand redete, antwortete ein kaum vernehmliches Echo, als wäre der gesamte Töpferclan in eine unsichtbare Höhle eingeschlossen. Ich wusste, dass jeder von unserem Clan diese Veränderung bemerkte, erkannte es an der Sorgfalt, mit der sie es vermieden, sich anzusehen, daran, dass keiner Mutter fragte, was sie da murmelte, an der unausgesprochenen Anspannung, den steifen Hälsen und zusammengepressten Kiefern.
    Mir bereitete nur Kummer, dass unser Drachenjünger-Kutscher die Veränderung auch bemerken könnte.
    Eines Tages dann verkündete Blutonkel Rudik, dass auch er sich Sorgen machte.
     
    Unser Clan saß in einem lockeren Kreis verstreut unter den Büschen und Schlingpflanzen, während die Nachmittagshitze unsere Glieder so weich machte wie geschmolzenes Schweineschmalz und die Luft so stickig war, dass man kaum atmen konnte. Ich hatte das Gefühl, jemand hielte mir ein heißes, feuchtes Tuch über Nase und Mund. Mutter saß allein da, etwas abseits, blutend und unablässig murmelnd.
    Onkel Rudik riss uns alle aus unserem Mittagspausen-Dämmer.
    »Ich habe Neuigkeiten von Waidaronpu vom Tempel Wabe Din Sor. Er ist von unserer Arbeit auf den Feldern beeindruckt. Er hat mit anderen Ersten Heiligen Hütern gesprochen, und der Tempel ist übereingekommen, uns genug Geldpapier zu leihen, dass wir uns von unserem Unglück erholen können.«
    Wir richteten uns auf, sahen uns an, murmelten, hofften.
    Onkel Rudik hielt Schweigen gebietend die Hand hoch.
    »Ich habe außerdem erfahren, dass die Quarantäne über die Sesalmapranku in acht Tagen aufgehoben wird. Der Sesalpflückerclan hat sich von seiner Krankheit erholt und wird auf die Felder zurückkehren. Aufgrund dieser beiden Informationen habe ich entschieden, dass Danku Re in acht Tagen zu unserem Hof zurückkehren wird.«
    Rufe, Schreie, lautes Händeklatschen antworteten seiner Ankündigung. Tränen der Erleichterung und Freude flossen. Onkel Rudik stand, rot vor Befriedigung, mitten unter uns.
    Dann erhob sich eine Stimme, barsch und heiser. »Wir sollen hier weggehen? Warum? Wenn wir bleiben, können wir viel verdienen, sodass dieser Tempelkredit überflüssig ist.«
    Alle sahen Mutter an. Sie stand ebenfalls, die Fäuste geballt, und ihre Wangen glühten vor Erregung.
    Trotz der Hitze wurde mir plötzlich kalt, denn sie widersetzte sich nicht nur Onkel Rudik, sondern schlug auch vor, dass wir weiter in diesem schrecklichen Lager bleiben, länger auf den gefährlichen

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