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Auf Dunklen Schwingen Drachen1

Auf Dunklen Schwingen Drachen1

Titel: Auf Dunklen Schwingen Drachen1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cross
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Herzen, dass er sich nur kurz von seiner anstrengenden Aufgabe ablenkte, die beschmutzte Erde zu reinigen.
    Aber das kümmerte mich nicht.
    Ich war fasziniert von den Gefühlen, die seine Aufmerksamkeit in mir auslösten. Sein Blick, mit dem er mir in die Augen sah, weckte ein kleines Tier in mir, eine Kreatur, die nicht nur nach Nahrung und Licht verlangte, sondern die wirklich ausgehungert zu sein schien. Kein Mann hatte mich zuvor so angeschaut, weder aus Spaß noch aus einem anderen Grund, und doch stand hier der schönste junge Mann, den ich je zu Gesicht bekommen hatte, und seine ganze Aufmerksamkeit war ausschließlich auf mich gerichtet.
    Er lächelte, und mein Herz wäre vor Freude beinahe geplatzt. In der Nähe meiner Blase flammte eine merkwürdige Hitze auf.
    »Ihr seid wunderschön«, flüsterte ich. Ich merkte erst, dass ich sprach, als die Worte meine Lippen verließen.
    Seine Lippen zuckten. Er hob einen Fuß und senkte ihn sanft auf mein Bein. Dann streichelte er es.
    Ich hielt den Atem an, verloren in dem Gefühl, wie seine Haut über meine glitt, und in seinen wundervollen Augen.
    »So?«, murmelte er.
    Ich konnte nicht sprechen, fühlte mich schwach und hätte alles getan, worum er mich gebeten hätte. Auf der Stelle.
    Ein Schweißtropfen fiel langsam durch die Luft und landete auf meiner Wange. Ich hob die Hand, berührte ihn mit dem Finger und legte ihn dann auf meine Lippen. Genoss den salzigen Geschmack.
    Sein Blick änderte sich etwas, verdunkelte sich kurz, und sein Fuß auf meinem Bein erstarrte. Ich wusste, ich wusste es ganz sicher, dass ich ihn in diesem Moment ebenso faszinierte, wie Waisi normalerweise Männer in ihren Bann zog. Eine unglaubliche Heiterkeit durchströmte mich; ich fühlte mich zum ersten Mal begehrenswert und weiblich und wie eine gerissene Verführerin.
    Ich öffnete den Mund, wollte mehr erbitten, erneut sagen, wie schön ich ihn fand, aber mir blieben die Worte im Hals stecken. Der Moment verstrich. Der Akolyt kam wieder zur Besinnung. Mit einem brüsken Lachen zog er den Fuß von meiner Haut zurück, trat über mich hinweg und reinigte unser Frauenzelt.
    Ich lag auf der Schwelle des Zeltes, starrte in die Wolken, den sonnenverbrannten Himmel, überwältigt von einem Mahlstrom von Gefühlen.
    Der Akolyt war in unserem Zelt fertig. Er kam heraus und trat über mich hinweg. Der Geruch von männlichem Schweiß und Tempelweihrauch strich wie Hitze über meine Haut. Er ging weiter, schwenkte den Wedel neben sich. Kurz bevor er hinter einem benachbarten Zelt verschwand, blieb er stehen. Blickte über die Schulter zu mir zurück. Blinzelte.
    Ich wusste, dass ich ihn niemals vergessen würde, diesen Drachenjünger-Akolyten, der meine Haut liebkost hatte. Ich wusste, dass ich in alle Ewigkeit die Erinnerung an diesen Augenblick wie einen Schatz hüten würde, in dem ich, für einen Moment, den schönsten Mann, den ich jemals gesehen hatte, fasziniert hatte, indem ich einen Tropfen seines Schweißes auf meine Lippen gelegt hatte.
     
    An diesem Abend aß ich zum ersten Mal seit Tagen. Dschungelkräuter, die mir meine Mutter von ihrem Anteil an den Feldfrüchten mitbrachte.
    Nachdem ich an dem bitteren Zeug geknabbert hatte, würgte ich und erbrach mich. Mutter packte mein Kinn und sah mir in die Augen.
    »Du wirst das hier essen, verstanden? Es ist mir egal, wie übel sie schmecken. Du wirst sie essen, gesund werden und mir auf den Feldern helfen.«
    »Aber …«
    »Du bekommst nichts anderes, während wir hier sind, wenn du das nicht machst. Ich meine es ernst, Zarq. Nichts.«
    Ich starrte sie an, erkannte sie kaum. Getrocknetes Blut klebte auf ihrem Kinn und Hals, als hätte ihre Nase geblutet, als sie auf den Feldern war. Ihre Pupillen waren winzige schwarze Punkte vor Wut, ihre Lippen fahl, die Zähne gefletscht.
    Verwirrt und verängstigt würgte ich die Kräuter herunter. Mutter nickte befriedigt und holte mir einen Napf Yanichee aus dem großen Gemeinschaftskessel, der irgendwo mitten im Lager kochte. Behutsam und geduldig fütterte sie mich mit dem Brei.
    Ich schlief sofort danach ein, so erschöpft, als hätte sie mich gezwungen, mehrere Runden um das Zelt zu laufen.
    Am nächsten Morgen wachte ich auf, vernünftig und mit klarem Blick.
    Das Lager lag in diesem erwartungsvollen, dichten, stillen Grau da, das immer kurz vor Tagesanbruch kommt. Selbst die stets gegenwärtigen Fliegenschwärme, die in und vor unserem Zelt herumsummten wie wütende Mini-Wirbelstürme,

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