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Auf Dunklen Schwingen Drachen1

Auf Dunklen Schwingen Drachen1

Titel: Auf Dunklen Schwingen Drachen1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cross
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stinkenden, von Spinnweben übersäten Latrine, wo sie hockte und bittere Kräuter mit Schmalz gemischt in sich hineinstopfte, um Wehen auszulösen.
    Die Wehen waren schnell und heftig, und eine Menge Blut floss. Irgendwann stützte sie sich schwer auf mich. »Jetzt«, stieß sie erstickt hervor. »Zurück zum Frauenhaus.« Daraufhin stolperten wir aus der Latrine und über den Hof, hinterließen eine klebrige rote Spur auf dem Boden, die anschließend eine kostspielige Reinigung durch einen Drachenjünger erfordern würde.
    Im Langhaus der Frauen streckten sich ihr die Hände entgegen, die ihr vor Großvater Rudiks Blick nicht hatten helfen wollen. Es war Groß Grum Grums Li, die das Baby auf die Welt beförderte, und Kropfmutter, welche die Nabelschnur durchtrennte.
    Mutter fiel in ein Delirium, das bis Mitternacht andauerte. Ich glaube, ihr Verstand ist nur zurückgekehrt, weil ich die Geistesgegenwart besaß, ihr eine Kugel Lehm in die Hand zu drücken. Als ihr Verstand sich geklärt und sie ein bisschen Brühe getrunken hatte, fiel sie in einen tiefen Schlaf, den Lehm immer noch in der Handfläche.
    Sie erwachte am Vormittag des nächsten Tages. Ihre heisere Stimme riss mich aus meinem tiefen Schlaf.
    »Zarq! Wo … wo ist mein Sohn?«
    Ihr Sohn! Mein Bruder! Re möge mich tausendmal abschlachten, aber während ich das Blut aufwischte, das zwischen ihren Beinen hervorquoll, ihr den Schweiß von der Stirn tupfte, neben ihr saß, den Kopf auf ihren schwachen Leib gelehnt, und weinte, während die anderen Frauen und Kinder herumliefen, hatte ich das Baby vollkommen vergessen!
    Als meine Mutter meinen Schreck und mein Entsetzen sah, kein Baby an ihrer Brust saugen fühlte oder in meinen Armen ruhen sah, schrie sie.
    Und der Tag wurde zur Nacht, ja wirklich. Man kann es in allen historischen Berichten nachlesen, sie alle werden es bestätigen: Der Mond schob sich am Himmel vor die Sonne, das Vogelgezwitscher, das Zirpen der Zikaden, das Kläffen der Hunde und das Schnauben der Renimgars verstummte. Die Leute erstarrten in ganz Brut Re, während das unheimliche Nichts sich auf uns herabsenkte. Die einzigen Lebenszeichen, außer dem gedämpften Pochen Tausender verängstigter Herzen, waren der Schrei meiner Mutter und irgendwo im Wabe Din Tempel der Antwortschrei eines neugeborenen Babys, das viel zu früh aus dem Leib seiner Mutter gerissen worden war.
    Trotz des benebelnden Banns, unter dem sie keuchte wie eine fiebernde Katze, trotz der Blutklumpen, die aus ihr herausfielen, schleppte Mutter sich durch die Gassen von Wabe Din Sor zum Tempel, außer sich vor Wut, zutiefst verstört und fest entschlossen, ihren Sohn zu suchen.
    Sie kam nicht sehr weit. Vater trug sie auf unseren Hof zurück, und sie kämpfte auf dem ganzen Weg gegen ihn an, verwünschte ihn, weil er so ehrenhaft und fromm und feige war.
    Denn man muss verstehen, die Vereinbarung, die er mit Großvater Rudik getroffen hatte, war folgende: Vaters Erster Sohn würde dem Tempel als Akt der Buße für die profane Verwendung von Lehm, Skop und Urin durch meine Mutter übergeben werden. Mein Bruder würde von einer Amme genährt und von den Hütern erzogen werden und würde nie, niemals, die süße, machtvolle Liebe seiner Nabelmutter erleben.
    Auf diese Weise verlor meine Mutter ein weiteres Kind. Und sie konnte auch diesmal nichts tun, um es zurückzubekommen.
     
    Warum nun hatte Großvater Rudik den Tempel über Mutters profanen Gebrauch von Urin informiert, wenn daraus doch nur der Tod seines jüngsten Bruders, meines Vaters, resultieren konnte?
    Indem er dem Ersten Heiligen Hüter in unserer Zone die Wahrheit sagte, bevor die Gerüchte es taten, hoffte er, die Strafe auf Vater allein zu begrenzen. Und da er Vaters Ersten Sohn dem Tempel als versklavten Akolyten aushändigte, hoffte er, die Chancen zu verbessern, dass unser Clan als Ganzes dem Skandal und der Bestrafung entrann. Denn das würde mein Baby-Bruder werden, ein Akolyt, nicht aus freiem Willen, sondern durch Zwang. Zweifellos würde er zu einem Asak-Illyas beschnitten werden, einem heiligen Eunuchen, der als Leibeigener einer Bayen - Dame dienen würde.
    Warum hatte Vater nicht einfach Mutter und sein noch ungeborenes Kind genommen und aus Brut Re weggeschafft? Um anderswo zu leben, in einer anderen Brutstätte, in einer Küstenstadt oder selbst unter den berüchtigten Verlorenen, die man in kleinen Siedlungen zwischen den Brutstätten fand?
    Weil Vater eben ein ehrenvoller Mann war und als

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