Auf Dunklen Schwingen Drachen1
allgemeinen Gruß und aßen unseren Yanichee . Alles war ganz normal und war es doch nicht. Als würde der gesamte Danku den Atem anhalten, auf einen besonderen Moment warten.
Der schließlich auch kam.
»Dieser Danku Re wird heute den Drachen erfreuen«, verkündete Großvater Rudik.
Es regnete nicht, und kein Windhauch regte sich. Statt der üblichen Kälte war die Luft warm, Nebel stieg vom Boden auf, und ich konnte den Zitronenfarn im Dschungel riechen, dessen Wedel sich entfalteten.
»Hackgruppen werden Schlingpflanzenäste und Macci - Blätter als Brennmaterial sammeln. Frauen und Kinder machen Lehm-Schilf-Ziegel. Darquels erwählte Frau gebiert Darquels Ersten Sohn.«
Ich starrte Mutter an. Bis auf ein leichtes Zucken unter einem Auge zeigte sie keinerlei Reaktion auf diese groteske Proklamation.
Schweigend ging unser Clan den morgendlichen Pflichten nach. Ich spürte die Blicke, die Blicke und den Willen derer, die meine Welt regierten. Nur Mutter und ich blieben im Hof.
Und Kobos Dash.
Ich half Mutter aufzustehen. Kobos Dash hielt etwas in der Hand, und sie hielt es uns hin. Es roch wie Bodenpfeffer.
»Was ist das?« Mutter würdigte das ordentlich in Blätter gewickelte Bündel keines Blickes, das ihr vor die Nase gehalten wurde.
»Keri-Peri und Tepin .«
Mutter schnaubte. »Ich glaube, Darquel möchte, dass sein Kind lebendig geboren wird.«
Kobos Dash starrte Mutter eindringlich mit glasigen Augen an. »Aber du, Kavarria, was willst du? Frieden, nein? Endgültigen, andauernden Frieden.«
In dem Moment veränderte sich etwas in Mutter. Ihr Blick glitt zu dem kleinen Bündel, ihr Atem ging langsamer, und ein Ausdruck intensiven Sehnens trat in ihre Augen. Mit einer kaum wahrnehmbaren Bewegung schob Kobos Dash ihr das Bündel hin. Mutters Finger zuckten.
Dann schloss sie die Augen und schüttelte müde den Kopf. »Ich kann nicht. Es würde auch das Baby töten. Aber … ich danke dir.«
Kobos Dash trat näher. Ihre Nasenflügel waren gebläht, ihre Pupillen geweitet. »Du machst einen Fehler, wenn du das nicht annimmst. Denk an deine Tochter. Welche Zukunft erwartet Zarq, wenn du lebst? Stirbst du, kann ich sie als mein eigenes Kind adoptieren. Ansonsten ist ihr Los an das deine gebunden, und sie wird nach Darquels Tod mit dir zusammen verbannt.«
Mutter wimmerte, blickte von mir zu dem Bündel. Ich konnte kaum atmen. Was meinte diese alte Vettel? Warum sollte mein Vater sterben, warum und wann?
»Das hier gibt ihr eine Zukunft«, flüsterte Kobos Dash hartnäckig und hielt meiner Mutter das Bündel erneut hin. »Ich kümmere mich um sie, als wäre sie mein eigenes Kind. Darquel werden wir sagen, das Kind wäre bei der Geburt gestorben. Niemand weiß, was sich in diesem Bündel befindet. Alle glauben, es wäre die Salbe, die notwendig ist, um frühe Wehen auszulösen. Nimm es, und du stirbst schnell und schmerzlos. Um Zarqs willen, nimm es.«
»Nein.«
»Hör zu, Weib! Großvater Rudik hat vor, dir das Baby aus dem Leib zu schneiden, wenn du heute nicht gebierst. Hast du das verstanden?«
Mutter schob sich die Hand in den Mund und schüttelte heftig den Kopf.
»Nimm es!« Kobos Dash drückte das Bündel gegen Mutters Bauch. »Du musst es nehmen. Auch wenn du es nicht benutzt, nimm es. Er beobachtet uns und glaubt, dass ich dir die Salbe gebe, die frühe Wehen provoziert. Wenn du sie nicht nimmst, wird er sein Messer nehmen, um dir das Baby herauszuschneiden.«
Mutter nahm das Bündel entgegen. Ihre Hände zitterten heftig. »Aber ich brauche … um heute zu gebären, brauche ich die richtige …«
»Sie ist in einem ähnlichen Bündel in der zweiten Frauenlatrine. Auf einem Dachsparren versteckt. Zarq kann es dir herunterholen!«, spie Kobos Dash aus. »Verfluchte Djimbi-Hure.
Benutz dieses Bündel, um deiner Tochter willen. Nicht das andere.«
Aber das tat Mutter nicht. Weinend und mich um Verzeihung bittend, wofür wusste ich nicht, sich den geschwollenen Leib reibend und das Baby darin beruhigend, benutzte Mutter das kleine, schlaffe Bündel, das in der Latrine versteckt war. Und nicht das, was Kobos Dash ihr öffentlich gegeben hatte. Ameisen schwärmten über das versteckte Bündel, als enthielte es etwas Gutes, Süßes. Es roch nach Süßholz und Zitronen, und meine Finger kribbelten, als ich es anfasste. Ich wurde mehrmals gebissen, während ich die Ameisen herunterschüttelte.
So brachte also meine Mutter meinen Bruder zu früh auf die Welt: Es begann in einer dunklen,
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