Auf Dunklen Schwingen Drachen1
Holzpfeiler, die unser Nässe-Dach über unserem Hof hielten. Irritiert von dem Trompeten seines Jährlings, skalpierte der Aristokrat Mutter nicht, sondern schleppte sie an den Haaren hinaus auf den Hof.
Ich kämpfte nicht, half ihr nicht, protestierte nicht einmal. Ich half ihr nicht, sondern rannte davon, rannte und kroch unter das Frauenhaus in den, wie ich bereits einmal erlebt hatte, sicheren Dschungel aus Pfählen.
Von dort aus beobachtete ich den Rest. Wie Großvater Rudik den Kotau machte, seine Stirn wiederholt auf den Boden schlug, zu Füßen eines der Aristokraten, als er darum flehte, dass nur der Mann bestraft würde, der als Täter für das Vergehen infrage kam. Ich sah, wie der Aristokrat ihn schlug, sah den mit Fußfesseln gebundenen Drachen mitten in unserem Hof, unter unserem kläglichen Dach, wie er die Holzpfeiler rammte, dass das Schilfrohr nur so über den Hof flog. Der Drache sah aus, als würde er die Ketten um seine Beine bald zerreißen, und auch den Maulkorb, der seine Schnauze zusammenhielt. Sein peitschendünner Schweif durchschnitt die Luft, und der salzige, ölige Gestank von Drachenfurcht drang tief in meine Lungen ein.
Drei Aristokraten packten Klumpfuß Ryn und zerrten ihn zu dem Jährling, der gegen die Bolzen ankämpfte, die seine Schwingen zusammenhielten.
Klumpfuß Ryns Kinder waren anders als ich. Sie waren keine Feiglinge. Sie kämpften um ihren Vater.
Sie verwandelten sich in einen Teich aus klebrigem Saft, umringten die drei Aristokraten, die ihren Vater hielten, flossen die Arme und Beine der Edelleute hinauf, schoben und hinderten sie, bis die drei Klumpfuß Ryn losließen. Dann blafften die Aristokraten Ryns Frau an, die weinend auf das Keramikatelier der Männer deutete.
Die Aristokraten stürmten dorthin.
Als sie wieder herauskamen, zerrten sie meinen Vater mit sich.
Sie banden ihn an zwei Fässer in der Mitte des Hofes. Er schrie Mutter etwas zu, die zusammengesunken neben einer Hütte lag. Ich konnte ihn über dem Geschrei der anderen, dem Schnauben und dem Toben des Drachen nicht verstehen, aber das spielte keine Rolle angesichts seiner und ihrer Miene. Ich wusste, dass er Worte der Liebe schrie.
Zwei Bayen gelang es schließlich, Maulstöcke in die Nüstern des Jährlings zu schieben, und es gelang ihnen kurz, den Schädel der Bestie ruhig zu halten. In diesem kurzen Moment der Stille tauchte ein dritter Aristokrat zwischen die Vordergliedmaßen des Drachen und löste die lockeren Fesseln. Ich hörte, wie sie klirrend zu Boden fielen. Mit einem Satz verschwand er aus meinem Blickfeld.
Die beiden, die den Kopf des Drachen hielten, ließen die Bestie frei. Dann begannen die drei, unter Beteiligung des vierten, der das alles leitete, Erdklumpen und Steine auf den Jährling zu schleudern.
Der Jährling bäumte sich auf und brüllte. Die Muskeln in den Hinterläufen des Drachen traten unter den grünen und walnussbraunen Schuppen hervor; es war eine beeindruckende Bestie, mächtig, wütend und aller Fesseln ledig.
Als sie wieder herunterkam, streckte sie ihre wunderschönen, dicken, gebogenen Klauen aus und umfasste damit meinen Vater.
Skop-Stängel quollen aus seinem Bauch hervor, weiß glänzend und rot gefärbt von den Verdauungssäften. Schreie gellten durch die Luft, Klauen blitzten in der Sonne, der dünne Schweif zuckte herum, eine Hütte brach unter dem Aufprall der Hinterläufe des Drachen zusammen. Ein Aristokrat wurde von den herumsausenden Krallen des Drachen erfasst, dann ein Kind, das zu einer Schar blutroter Vögel zu explodieren schien, die ein Stück durch die Luft flogen, bevor sie, flügellos, rot und nass, zu Boden klatschten.
Ein Geruch wie aus der Esse eines Schmiedes schlug mir ins Gesicht. Ein heißer, feuchter Gestank, wie Rost.
Staub wirbelte über den Hof, Wolken aus rotem Staub, und das nur Tage nach einem Monsun. Also konnte es unmöglich Staub sein. Aber er war da. Rot und überall.
Ich sah die Zunge meines Vaters im Dreck liegen, rot und aufgequollen.
Ich schloss die Augen und wiegte mich hin und her.
12
D ie Aristokraten mussten sich der Hilfe etlicher Schüler des Drachenmeisters bedienen, um den Jährling von unserem Hof herunterzuschaffen. Bis dahin hatten sich Blut, menschliches Fleisch und Staub vereinigt; Körperteile meines Vaters, des Aristokraten und des Kindes, das während des Tobens des Drachen getötet worden war, hatten sich für immer mit der Erde vermischt.
Ich bin nicht einmal während des Gebrülls und
Weitere Kostenlose Bücher