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Auf Dunklen Schwingen Drachen1

Auf Dunklen Schwingen Drachen1

Titel: Auf Dunklen Schwingen Drachen1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cross
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der Flüche und des Lärms an diesem langen Tag aus meinem Versteck gekommen. Erst als der betäubte Jährling, dessen nicht von Schuppen geschützte Hautlappen an seinem Hals von Betäubungspfeilen gespickt waren wie der Rücken eines Stachelschweins mit Borsten, von sechs oder sieben Schülern des Drachenmeisters von unserem Hof geführt worden war.
    Die Zeit verstrich. Ich weiß nicht, wie viel Zeit, und ich weiß auch nicht, was ich in dieser Spanne gesehen habe. Ich weiß nicht einmal, ob ich die Augen überhaupt offen hatte. Erst als Leishus Caan und Kobos Dash meine halb bewusstlose Mutter, die zusammengesunken zwischen den Ziegeln einer teilweise eingestürzten Hütte lag, unter den Achseln fassten und sie aufrichteten, nahm ich meine Umgebung wieder wahr.
    Dann erst rührte ich mich. Ich kroch unter dem Langhaus hervor und ging direkt zu meiner Mutter, über zerbrochene Brennöfen, zersplitterte Balken und niedergetrampeltes Reet.
    Unser Hof war eine von Trümmern übersäte Ruine. Die Paarungshütte lag auf der Seite wie ein totes Tier. Drei ihrer vier Stützpfosten waren unter ihrem Boden gebrochen. Auch das Frauenhaus hatte Schaden genommen. Eine Wand und ein Teil des Bodens hingen durch, Streben, Latten und Reetdichtung quollen aus den Wänden wie Eingeweide hervor.
    Es war verwirrend, dieses Werk der Zerstörung, wo doch eigentlich hätte Vertrautes sein sollen.
    Ein Mann schluchzte irgendwo in den Trümmern, ein tiefes Schluchzen, so inbrünstig vor Trauer, dass es mir fast den Atem nahm. Das Wehklagen von Frauen schwoll unablässig an und ab. Sie hockten in einer Ecke, hinter dem Wasserturm, unter den Renimgar-Gehegen, sogar in den Hütten der Männer. Ihre Kinder dagegen weinten weder, noch jammerten sie. Das ist meine klarste Erinnerung an diesen Tag: das erdrückende, stille Entsetzen der Kinder.
    Leishus Caan schüttelte den Kopf, als ich näher kam, und die Tränen strömten ihr über die Wangen.
    »Du lebst also«, stieß Kobos Dash heiser hervor. »Pech für dich.«
    Ich packte das Ende von Mutters Bitoo und wickelte es um meine Faust. Es war eine Art Versprechen: Ich würde nicht mehr von ihrer Seite weichen, nie wieder. Dann stolperte ich hinter Leishus Caan und Kobos Dash her, als sie Mutter zum Frauenhaus schleppten.
    Groß Grum Grums Li tauchte auf den schrägen Stufen auf. Die Vorderseite ihres Bitoos war nass und schwer von Blut. Sie klaubte an ihrem Hals, als hätte sich ein Knochen dort verklemmt, und heulte in unsere Richtung. Ein heiseres, viehisches Heulen! Leishus Caan und Kobos Dash blieben wie angewurzelt stehen.
    Es war eines ihrer Kindern gewesen, das den Klauen des wild gewordenen Drachen zum Opfer gefallen war.
    Groß Grum Grums Li stampfte mit den Füßen und schüttelte drohend ihre Fäuste. Ohne ein Wort wandten sich die Freundinnen meiner Mutter von dem Langhaus ab und zogen Mutter stattdessen zu dem einzigen anderen Gebäude, wo eine Frau bluten oder sich ihrer anderen unreinen Körpersäfte entledigen kann: zu den Latrinen der Frauen. Dorthin, wo Mutter vor drei Tagen die bittere Salbe in ihren Schoß gestopft hatte.
    Die Frauenlatrinen waren flache Hütten, die man über tiefen, später stinkenden Gruben errichtet hatte. Jede Latrine hatte einen Boden aus Lehmziegeln, der regelmäßig gesäubert wurde, und ein widerliches Loch, in das man seine Blase und seinen Darm entleerte.
    Die Latrine, in welche Leishus Caan und Kobos Dash Mutter schleiften, war eine sehr alte. Der Ziegelboden war löchrig und fleckig. Hätte Mutter sich über das Loch hocken können, hätte sie alle vier Wände des kleinen Verschlags berühren können, ohne sich zu bewegen. Aber sie konnte nicht stehen, ganz und gar nicht.
    Ihre Freundinnen lehnten sie gegen eine Wand, so behutsam, wie es ihre bebenden Hände zuließen, ließen sie heruntersinken und schoben ihre Knie gegen ihr Kinn, damit sie die Tür schließen konnten. Ich kauerte mich neben meiner Mutter zusammen, sodass meine Knie über das dunkle Latrinenloch ragten.
    »Bleibt hier«, befahl mir Kobos Dash heiser. »Kommt nicht raus. Um euretwillen.«
    »Wir kommen zurück«, schluchzte Leishus Caan. Sie schloss die Tür und begrub uns in der Dunkelheit.
    Mutter zitterte an meiner Schulter, immer und immer wieder, und jedes Mal quollen feuchte Bläschen aus ihrem Mund. Sie roch merkwürdig, wie ein frisch geschlachteter Renimgar , der kopfüber und mit aufgeschlitztem Wanst an die Trockenregale gehängt worden war.
    Die Nacht schien uns

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