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Auf Dunklen Schwingen Drachen1

Auf Dunklen Schwingen Drachen1

Titel: Auf Dunklen Schwingen Drachen1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cross
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-Mädchen.
    Das Weib zupfte am Ellbogen der älteren Frau, welche die Juwelen in den Händen hielt. Zischte ihr etwas ins Ohr. Die Alte riss die Augen auf, weit, immer weiter, und dann verflog der Nebel, der uns in seiner warmen Trance hielt, mit einem Schlag, als wäre er von einem gewaltigen Zyklon weggeweht worden, verschwand in dem Bauch einer hässlichen schwarzen Wolke, die drohte, eine Sintflut auf uns herunterprasseln zu lassen.
    Der Halbkreis der Frauen um uns herum zerstreute sich, als die Frauen Schutz suchten. Mutter betrachtete sie, wie sie ziellos umherhuschten. Dann wirbelte sie herum, blickte zu dem Sex-Schuppen und rannte. Der Boden bebte unter ihren Füßen, als wäre sie ein gewaltiger, wütender Jährling, denn sie war groß und schwer, eine ungelenke Gestalt, die nur wenige Tage davon entfernt war, niederzukommen. Ich hatte große Angst, als ich ihr folgte, Angst um ihre Sicherheit und das Wohlergehen meines ungeborenen Geschwisterkindes. Sie donnerte die Treppe zum Sex-Schuppen hinauf, als die ersten Regentropfen herunterprasselten. Sie riss die Doppeltüren des Schuppens auf, riss eine dabei aus den Angeln, und stürmte hinein.
    »Waivia!«, brüllte sie. Ihre Stimme hallte laut durch diesen obszönen Ort, und ein Donnerschlag antwortete ihr. »Waivia!«
    Ich erreichte die Treppe des Schuppens, als Mutter wieder auftauchte.
    »Sie ist nicht hier«, erklärte sie beinahe ungläubig. Ihre Wangen waren so milchig wie die opalartigen Skop-Perlen, aber ohne ihr Feuer. »Wo ist sie? Was habt ihr mit ihr gemacht?«
    Im nächsten Moment donnerte sie die Treppe hinab, auf mich zu. Der ganze Schuppen erzitterte, als wäre er nur aus Schilfrohr erbaut.
    Ich sprang zur Seite, stürzte und landete rücklings auf dem Boden, und hinter mir im Schuppen gab etwas mit einem allmächtigen Krachen nach. Das Gebäude ächzte, neigte sich nach innen und begann, langsam zusammenzuklappen, als würde man feuchten Lehm in einen Wasserbottich legen.
    Ich rappelte mich hoch und lief hinter Mutter her.
    Sie packte eine Frau des Korikapku, dann eine andere und schüttelte sie, als wollte sie ihnen das Genick brechen.
    »Wo ist sie? Wo?«
    Wo steckten die Männer? Das fragte ich mich, beinahe panisch vor Furcht. Aber der hallende Donner übertönte die Schreie meiner Mutter, sodass die schlafenden Männer sie nicht vernahmen.
    Mutter hatte jetzt eine Frau am Hals gepackt, eine schlanke Frau mit Augen, so schwarzblau wie Prellungen. Kannte ich sie nicht? Doch, ja, ich hatte sie in der Paarungshütte gesehen, mit Waivia, an diesem schrecklichen Morgen vor so vielen Monaten.
    »Ich verfluche deinen Schoß, auf dass du nur Totgeburten zur Welt bringst, wenn du es mir nicht sagst. Wo ist sie? Wo?«
    »Ich weiß es nicht …«, die Frau klaubte verzweifelt an Mutters Händen, und ihre Augen traten unnatürlich aus ihren Höhlen.
    »Sag es mir!«
    »Verschwunden … nachts …«
    »Wann?«
    »Lange, schon lange …«
    »Wann!«
    »… vor … der Zeit … der Nässe …«
    Mutter ließ die Frau los. Mich überkam der verrückte Drang, mich zu bedanken oder zu entschuldigen oder irgendetwas zu sagen. Stattdessen vermied ich es, sie anzusehen, als ich an Mutters Seite eilte, die wie betäubt vor sich hin starrte.
    »Lass uns gehen, Mutter«, sagte ich und schob meine feuchte, kleine Hand in ihre breite, kalte. »Komm.«
    Ich zog und zerrte. Sie folgte mir wie eine Holzfigur. Niemand sonst rührte sich.
    Es regnete noch, als wir den Hof des Töpferclans erreichten.
    Unsere Männer erwarteten uns bereits.

11
    I ch war in den letzten Monaten weise geworden. Auf dem
    Weg zurück zu unserem Hof zog ich die schönen Armbänder von Mutters Handgelenk und packte sie mit den Oberarmreifen zusammen, die ich trug.
    Ich riss die Kapuze von meinem Bitoo, blinzelte und fröstelte im Regen und wickelte den wunderschönen Schmuck darin ein. Während Mutter stumm und aschfahl neben mir stand, grub ich ein Loch in der Gasse. Ich grub, bis meine Finger bluteten und meine Nägel gerissen waren.
    Mit einem Stein schlug ich eine Markierung in die Ziegelmauer, um zu kennzeichnen, wo ich den Schmuck begraben hatte. Aber das Zeichen war zu unauffällig, also hackte ich weiter, bis ich fürchtete, der Schaden an der Mauer wäre zu offensichtlich. Andererseits, offensichtlich für wen? Was bezeichnete die Stelle schon? Brut Re war ein wahres Labyrinth aus Ziegelmauern. Meine armseligen Markierungen würden niemandes Interesse wecken.
    Jedenfalls redete ich

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