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Auf Dunklen Schwingen Drachen1

Auf Dunklen Schwingen Drachen1

Titel: Auf Dunklen Schwingen Drachen1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cross
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solcher seine Pflicht begriffen hatte: Die Frau, für die er verantwortlich war, hatte sich eines ernsten Vergehens gegen den Tempel schuldig gemacht, indem sie absichtlich und wiederholt heilige Erde mit ihrem unreinen Wasser verschmutzt hatte. Aus diesem Grund würde er seinen Ersten Sohn als Entschädigung dem Tempel übergeben und sein Leben dem beleidigten Adligen.
    So einfach war das.
    Ehre, habe ich damals entschieden, ist wie Tradition: nicht zwangsläufig etwas Gutes.
     
    Jetzt begann ein anderes Warten, das Warten, das dem Knall einer Peitsche vorangeht, der Klinge eines Messers, der Klaue eines Drachen.
    Es dauerte nicht lange. Nur drei Tage verstrichen von der Geburt meines Bruders bis zum Eintreffen dieser vier berauschten Adligen, die in einer Wolke roten Staubs auf unseren Hof donnerten. Drei ganze Tage.
    Mutter hatte diese drei Tage im Arbeitsschuppen verbracht, sich geweigert, ihn zum Essen zu verlassen oder auch nur zu schlafen. Sie trank brackiges Wasser aus einem Fass im Schuppen und schuf eine wilde Skulptur nach der anderen.
    Mittlerweile war auch ich selbst eine Wilde. Ungewaschen, hungrig und niemandem vertrauend außer Mutter, wiegte ich mich in einer Ecke und starrte Mutter ins Gesicht, voller Angst, auch nur zu zwinkern, damit sie nicht in diesem Moment verschwand. In der Nacht wurden Mutters boshafte Skulpturen lebendig und tanzten in schwindelnden Kreisen um mich herum, spien ihre Bösartigkeit nur so hervor.
    Niemand betrat den Arbeitsschuppen, und niemand brachte uns Essen.
    Nein, das ist gelogen. Vater, Vater versuchte beides, am Morgen des ersten Tages. Mutter spie einen Bogen aus Feuer nach ihm, und er stolperte rückwärts aus dem Schuppen, während er mit den Armen die Flammen abwehrte.
    Wir lagerten entzündliche Flüssigkeiten im Arbeitsschuppen. Einige Tinkturen waren ätherisch und wurden nie in der Nähe von offenen Flammen aufbewahrt. Vielleicht hatte Mutter so etwas auf ihn geschleudert, entzündet von einer Kerze, die ich nicht bemerkt hatte.
    Doch gesehen hatte ich etwas anderes.
    In dieser Zeit regnete es nicht. Stattdessen schien die Sonne, versteckt und bleiern hinter einem Nebeltuch. Der Geruch der Zitronenfarne legte sich wie ein ständiger Geschmack auf die Zunge. Das Dazwischen, die Zeit des Nebels zwischen der Zeit des Regens und der Zeit des Feuers, war gekommen.
    Am dritten Tag tauchten die Aristokraten auf, unter ihnen der Edelmann, der Mutters Diademe und Amulette gekauft hatte.
    Großvater Rudik hatte Mutters Taten dem Tempel gemeldet, als er ihnen meinen Baby-Bruder übergab, und der Tempel hatte keine Zeit verloren, die Besitzer dieses Schmucks ausfindig zu machen. Auch die einfachen Armreifen, die unser Clan produziert hatte, wurden vergraben oder zerstört, als der Tempel erklärte, dass diese Gegenstände unter höchst verwerflichen Umständen hergestellt worden waren. Die Träger dieses Schmucks wurden öffentlich und strengstens ermahnt.
    Sobald der Adelige erfuhr, wie seine einzigartigen Juwelen hergestellt worden waren, schüttete er gewaltige Mengen ausgezeichneten Weines in sich hinein und wurde auf die Liste derer gesetzt, die dem Ersten Sohn unseres Kriegerfürsten bei der Vergeltung helfen sollten.
    Man munkelte, dass Roshu-Lupini Res Erstgeborener sich ausgezeichnet auf Vergeltung verstand.
    Roshu-Lupini selbst, der Kriegerfürst von Brut Re, war damals weit weg und erledigte Arena-Geschäfte in der Hauptstadt unserer Nation, an der Küste.
    Ich bezweifle jedoch, dass es etwas geändert hätte, wäre er zu Hause gewesen.
     
    Jetzt ist der Moment gekommen, wo ich in allen Einzelheiten beschreiben muss, was an jenem Tag geschah. Ich stelle fest, dass ich es nicht vermag.
    Außerdem ist meine Erzählung an diesem Punkt höchst unzuverlässig. Ich war, mit einem Wort gesagt, verloren. Ziemlich außer mir. Vielleicht suchte ich ja nur Zuflucht in meinem Wahnsinn. Das wäre begreiflich.
    Ich schildere, was ich sah.
    Vier Aristokraten stürmten in den Arbeitsschuppen, wo ich in einer Ecke hockte, während Mutter am Tisch arbeitete. Sie schlugen Mutter und traten sie, bis das Licht aus ihrem Körper floh wie eine vom Wind verwehte Wolke.
    Ein Aristokrat packte ihr Haar, zog einen Dolch und machte Anstalten, ihr die Kopfhaut abzuschneiden, wurde jedoch von dem Trompeten des Jährlings abgelenkt, mit dem er auf den Hof geritten war.
    Der Jungdrache tobte wütend und nervös herum, rammte wiederholt seine schweren Hinterläufe gegen die armseligen

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