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Auf Dunklen Schwingen Drachen1

Auf Dunklen Schwingen Drachen1

Titel: Auf Dunklen Schwingen Drachen1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cross
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meines eigenen Babys zu erlangen. Wie oft jedoch kann ein Baby hinfallen, übersehen und allein gelassen werden, bevor der Schmerz wie Blut durch die Adern fließt?
    Dann kam der Roidan Kasloo.
    Nein, oh nein!
    Ich schwor, dass ich sie beschützen würde, ich habe es geschworen. Ich muss das ungeschehen machen, alles versuchen, ich muss sie finden, muss es wiedergutmachen …
    Ich wachte auf, als mich Hände schüttelten, beim Klang eines befremdlichen, tiefen Brummens. Unbekannte Augen starrten mich an, starr, blutunterlaufen, in einem gelben, feindseligen Gesicht.
    »Wach auf, Kind!«
    Ich sah mich verwirrt um. Wo war ich? Wo war mein Mädchen, meine Waivia?
    Nein. Waivia war meine Schwester, nicht mein Kind.
    Etwas fiel von mir ab, ließ mich kalt und orientierungslos zurück, meiner selbst unsicher. Das Gefühl, in einem falschen Körper zu stecken, verschwand schlagartig, obwohl seine Nachwirkung wie ein schwacher Schmerz im Kopf zurückblieb. Ich erinnerte mich wieder daran, wo ich war.
    »Hunger«, krächzte ich die Frau vor mir an, obwohl ich eigentlich hatte nach Wasser fragen oder herausfinden wollen, wo ich war. Aber beides schien irgendwie dasselbe zu sein.
    »Iss langsam«, sagte Gelbgesicht, aber eine andere Onai reichte mir lediglich einen Wasserschlauch.
    Um mich herum hockten Onai in einem Halbkreis und beobachteten mich. Ich nahm den Schlauch mit zitternden Händen entgegen und trank gierig. Das kalte Wasser fiel wie Kieselsteine in meinen leeren Bauch und bereitete mir sofort Übelkeit.
    Ich drehte mich weg und erbrach alles wieder. Die Onai bewegten sich ein bisschen, und ich glaubte, Gelbgesichts verärgertes Schnalzen zu hören. Aber das kann ich mir auch eingebildet haben, denn das unablässige Mahlen der Mühlsteine überdeckte sämtliche leisen Geräusche.
    »Hunger«, wimmerte ich. Ich schämte mich, als mir klar wurde, dass ich tatsächlich weinte. Hände schoben einen Napf auf mich zu. Gelbgesicht schob ihn zur Seite.
    »Sie wird sich wieder erbrechen.«
    »Sie sollte zuerst etwas in ihrem Magen haben«, widersprach eine, und andere Onai nickten zustimmend. Gelbgesicht spitzte die Lippen und zuckte mit den Schultern. Ich nahm den Napf und aß, langsam, entschlossen, Gelbgesicht zu widerlegen. Der kalte, klumpige Brei fühlte sich wie Paste an und schmeckte bitter, rauchig, aber ich aß ihn trotzdem.
    Erst als ich den Napf fast geleert hatte, bemerkte ich das Fehlen eines schlafenden Körpers neben mir.
    »Wo ist Mutter?«, erkundigte ich mich.
    Die Onai sahen sich an. Panik wallte in mir hoch, im Verein mit einer schrecklichen Furcht.
    »Was habt ihr mit ihr gemacht?« Ich rappelte mich auf und ließ den Napf zu Boden fallen. »Wo ist sie?«
    »Still, Kind. Ihr Körper wurde geehrt.«
    Diese Worte: Ihr Körper.
    Nein.
    NEIN.
    Sie war kein Körper, sie war meine Mutter. Ich brauchte sie. Wo war sie? Hatten sie sie versteckt …?
    »Mutter!«, schrie ich und schoss zwischen den Frauen hindurch, deren ausgestreckte Hände wie Zweige eines kahlen Baumes wirkten.
    »Mutter!«, schrie ich, als ich die Treppe zum Erdgeschoss hinunterstürmte und hinausschoss. Stimmen folgten mir wie das wütende Krächzen fressender Bussarde. Ich rannte blindlings weiter, während mir die Tränen über die Wangen liefen und hinter mir herflogen, bevor sie auf den ausgedörrten Boden fielen.
    »Mutter!«
    Ich rannte durch ein gerade erst abgeerntetes Feld, und die trockenen Halme knackten wie Eierschalen unter meinen Füßen. Eine stellenweise kahle Ratte lief mir über den Weg.
    »Mutter!«
    Die Luft explodierte weiß.
    Ich erstarrte, als ein Wind sich vom Boden erhob, Hunderte von Schwingen mit aller Kraft schlugen, zum Himmel empor. Federn regneten auf mich herab, liebkosten meine Arme. Schwer atmend beobachtete ich, wie ein gewaltiger Schwarm weißer Tauben von dem Feld um mich herum auf-und in den Himmel flog.
    Aber sie flüchteten nicht einfach panisch, oh nein. Sie umkreisten mich, außerhalb meiner Reichweite, immer und immer wieder, Hunderte schneeweißer Vögel, lautlos, bis auf das surrende Schlagen ihrer Flügel, das Pfeifen des Windes in ihren Federn.
    Mit zurückgelegtem Kopf beobachtete ich, wie sie kreisten.
    »Mutter«, flüsterte ich. »Verlass mich nicht. Komm zurück.«
    Die Vögel flogen höher in den Himmel, ihre Brust rosa gefärbt vom Schein der aufgehenden Sonne. Immer höher stiegen sie, unablässig kreisend.
    Ich blieb stehen, bis ich sie nicht mehr sehen konnte.
    Aber ich wusste, dass

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