Auf Dunklen Schwingen Drachen1
als Brennmaterial getrocknet werden. Die alten Schubkarren selbst bedurften ebenfalls ständig irgendwelcher Reparaturen.
In einem armseligen Versuch, autark zu sein, hatte der Konvent ein Hanffeld angelegt. Dieses von Kraut überwucherte Feld nahm sehr viel von unserer Zeit in Anspruch und gab uns nur herzlich wenig zurück. Trotzdem konnten wir es nicht aufgeben, weil wir überhaupt nur sehr wenig besaßen.
Koorfowsi Rim Maht, Dschungelpflanzen, welche die Drachen fressen konnten, mussten geschlagen, zu Garben gebündelt und in die Mühle geschleppt werden. Die Dachpfannen der Mühle mussten repariert und Löcher in den Wänden geflickt werden. Die Schleusen und Kanäle, die vom Becken, in das der Wasserfall donnerte, zur Mühle führten, mussten täglich geöffnet und kontrolliert werden.
Wir schälten die faserige Rinde der Blätterborkenbäume ab, weichten die Borke ein, schlugen sie und dehnten sie zu Streifen, die wir als Schutz gegen alle kleinen, giftigen und mit scharfen Zähnen bewehrten Kreaturen um unsere Waden schlangen. Wir stellten Schlingfallen am Rand des Gartens auf, fingen gelegentlich einen fetten Nager oder einen hageren Affen, deren Fleisch wir aßen und mit deren Knochen wir Suppe kochten. Aus anderen Knochen schnitzten wir Fischhaken, und die armselig kleinen Felle der Kreaturen schnitten wir zu Lederstreifen, aus denen wir neue Fallen herstellten.
Wir hatten am östlichen Rand der Mühle Renimgar-Gehege.
Doch häufig, wenn wir morgens erwachten, fanden wir einen fetten Python im Käfig, der seine leicht gefangene Beute inmitten vor Schreck gestorbener Renimgars mit schläfrigem Gleichmut verdaute.
Dann aßen wir die Schlange.
Gelegentlich schickte Boj-est, unsere bucklige Älteste, eine Gruppe von Onai zu einem Seitenarm des Trauernden Flusses. Die Reise dorthin dauerte sechs Tage, und wenn die Gruppe zurückkam, hatten sie immer mehr Egel am Leib und Mattigkeit im Körper als Fische im Korb.
Aufgrund der schlechten Ernährung und der Nähe zum Wasserfall und zum Dschungel setzten uns die Moskitokrankheit und die Schwindsucht unablässig zu. Ständig rang mindestens eine Onai auf dem Dachboden der Mühle mit dem Tod. Nicht immer gewann sie den Kampf. Da wir keine Gharials hatten, welche unsere Toten in Bestattungszeremonien verzehrten, trugen wir die Leichen stattdessen in den Dschungel, damit die wilden Tiere sie fraßen. Knochenreste säumten die Randbezirke des Konvents Tieron.
All dies, das Hacken, Dreschen, Schleppen, Reparieren, das Jagen und Sammeln, Korbflechten, Tuchspinnen, das Erkranken, Pflegen, Gesunden und Sterben, all das taten wir rund um die strikt festgelegten Zeiten herum, zu denen wir unsere drei Drachenbullen ehrten. Ich sollte das Innere der moosbewachsenen Rotunde wahrlich sehr gut kennenlernen durch all die Anbetungen, die wir auf dem kalten Schieferboden absolvierten.
Wenn wir uns nicht vor den Bullen auf den Boden warfen, hockten wir auf ihren knochigen Rücken, klammerten uns an ihren ledrigen Schwingen fest, während wir unter ihren Schuppen nach Kwano-Schlangen suchten. Dass solch kleine Vipern solch gewaltigen Bestien den Tod bringen konnten, hörte niemals auf, mich in Erstaunen zu versetzen.
Ich nehme an, ich sollte erklären, was diese Bullen im Konvent Tieron zu suchen hatten.
Was soll man mit einem senilen, impotenten Drachenbullen anfangen, heho? So gewaltig ein solches Tier einst gewesen sein mag, im Alter wird es eine Last und vermag keine Arena mehr zu betreten, um für seine Brutstätte Reichtum zu bringen. Aufgrund eines Tempeledikts ist jeder Brutstätte nur ein Drachenbulle erlaubt, damit es niemandem möglich ist, diese seltenen Bestien zu horten. Noch nie ist ein Bulle einem Ei entschlüpft, das in Gefangenschaft gelegt wurde; folglich wurden alle Bullen im Dschungel gefangen. Hat ein solcher Bulle seinen Kuneus erreicht, das Alter der Impotenz und Senilität, muss er aus der Brutstätte entfernt werden, bevor ein Ersatz aus dem Dschungel herangeschafft werden kann.
Die alten Bullen, die Cinai Kuneus, die von den Brutstätten stammten, die innerhalb des Fangbereichs der Dschungelkrone lagen, wurden zum Konvent Tieron gebracht.
Ich weiß noch genau, wie ich sie das erste Mal zu Gesicht bekam. Bis zu diesem Tag hatte ich, wie auch die Mehrzahl der Leibeigenen Malacars, noch nie einen männlichen Drachen gesehen. Ich war an den Anblick von Jährlingen gewöhnt, von Brutdachen und auch von Satons, selbstverständlich, nur waren das
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