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Auf ein prima Klimakterium

Auf ein prima Klimakterium

Titel: Auf ein prima Klimakterium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marianne Saegebrecht
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die rituellen Dreikönigstage eine besondere Leuchtspur in meinem Lebensfilm hinterlassen haben. In Vertretung meiner Multikulti-Glücksboten Kaspar, Melchior und Balthasar hatte eine bunt kostümierte Kindertruppe der Beschriftung der Haustüre ein aktuelles Standbein verpasst, Truppenabzug erfolgte erst nach Aufstockung der Blechsammelbüchse, jährliche Brotzeitbeigabe wurde beileibe nicht ausgeschlagen.

    »Das heutige jahreszeitliche Ende der Raunächte mit Anbetung meiner verehrten keltischen Göttin der Naturkraft und Erdheilung Morgane, die laut Sage den verletzten Tafelritter König Arthur auf einem sicheren Eiland gesund pflegte, werde ich noch heute Abend mit Publikum und Kollegen zelebrieren. Unser selbst gebrauter Met wird natürlich in die Ehrerbietung mit einbezogen und mir, wie schon so oft, in vernünftiger Dosis, als lindernder Balsam für meine traurige Seele dienen«, resümiere ich, als mich ein kräftiges Läuten an die Haustür ruft.
    »Ja, ja, ich komme ja schon, gebt mir noch eine halbe Stunde«, bitte ich. Meine Kostüme sind gepackt, meine Texte und Maskenrequisiten muss ich noch verstauen. Samson, mein großer Katzenfreund, ist schon bereit.
    Es ist so weit, mein Liebling, gleich werden wir uns verabschieden müssen für die große Reise. Du bist so einmalig, strahlst so viel Frieden und Liebe aus. Dein braunschwarzes, in der Sonne glänzendes Fell lädt zum Streicheln ein. Samson ist ein ägyptischer Prinz, orakelte unsere Tierärztin und flüsterte dir eine Botschaft in ägyptischer Sprache ins Ohr. Was sie dir wohl übermittelt hat? Erst vor Kurzem hast du mich stundenlang mit deinem Körper gewärmt, mit dem sonoren Gleichklang deines zärtlichen Schnurrens beruhigt und getröstet und so dazu beigetragen, die Krise meiner schweren Lungenentzündung zu überstehen. Dein lichtes Wesen, so sanft, mit tiefer innerer Ruhe und Liebe für uns Zweibeiner und deine Katzensippe ausgestattet, ist spürbar und für mich unverzichtbar. Ein zorniger Ausbruch hat sich, bei Verteidigung deiner Mutter Sina vor einem ihr nachstellenden Ziegenbock, nur einmal in all den Jahren ins Tagebuch geschrieben. Da entwichen beängstigende Töne aus einer geheimen Kammer des ägyptischen Königstales. Deine Gestalt, deine Fellfarbe, deine Wesensart sind fast eins zu eins identisch mit meinem Kater Mohrle, einem heißgeliebten Freund aus meiner Jugendzeit.

    Zwölf Jahre war ich alt, als ich ihn nach tagelanger, verzweifelter Suche regungslos in der Scheune des nachbarlichen Bauernhofs fand. Der Schmerz über den Verlust wollte nie versiegen. Vierzig Jahre später fiel das Licht der Welt auf dich und deine drei Geschwister, in das du dich mutig kopfüber als Erster hineingestürzt hattest. Müde Augenringe wichen einem hellem Strahlenkranz und dein Name, Samson, durchflutete sogleich meine aufgewühlten Gedankengänge, die in Abfolge der weiteren glückhaften Landungen alle Namen deiner Geschwister freigaben: Herkules, der schwarzhaarige, temperamentvolle Zweitgeborene, Berlioz, der Sanfte, mit dem edlem Silberfell eurer Mutter und weißen Stulpenstiefeln gesegnet, und Kiara, die zierliche, aber kecke schwarze Prinzessin aus dem Burma-Land, die uns nach Stunden als Überraschungsgast beschert wurde. Als Geburtshelferin war ich kaum vonnöten, deine wunderschöne Mamma löste ihre Aufgaben instinktiv mit Bravour. Meine ermunternden Worte und zärtlichen Massagen waren mehr als willkommen. Sina Sägebrecht, female, 3 Jahre, Katze, Russisch-Blau, so stand es bei unserer Rückreise von Colmar im Elsass nach München in ihrem Passport. Dreharbeiten hatte ich glücklich beendet, meine heimatlose, begabte Partnerin Sina unter meine Fittiche genommen und war nichts ahnend mit euch vier blinden Passagieren in Sinas schützendem Bauchraum gut zu Hause angekommen.
    »Was ist’n das?«, zeigte meine Schwester nach zwei Monaten vorwurfsvoll auf den prallen Bauch deiner Mutter, die seit unserer Ankunft von Kater Charly und Kätzin Susi herzlich willkommen geheißen wurde.
    »Ich bin ja nicht blind, das ist ein Geschenk des Himmels, auf das ich mit einer unbändigen Freude warte«, machte ich sie sprachlos. Mein geliebter Samson, du sollst wissen, dass der große, edle Burma-Kater des Tierarztes für eure Vaterschaft zuständig ist. Der Arzt hatte eure heimatlose Mutter für die Dreharbeiten vermittelt und mir nach Beendigung zur weiteren Fürsorge anvertraut. Alimente wurden von mir nicht angemeldet, das ist ja Ehrensache.

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