Auf ein prima Klimakterium
»Burma-Katzen sind Schnurrmaschinen, haben ein Fell wie Samt und Seide und ein Wesen wie Gold und Honig«, bemerkte mein Tierarzt begeistert, als er euch mit den Erkennungschips ausstattete. Wie recht er doch hatte, mein großer Freund.
Nach drei Jahren wurde Katzenmama Sina in den Katzenhimmel gerufen. Zwölf Jahre haben du und deine Geschwister nun mit mir, Seite an Seite, Wange an Wange, Seele an Herz, Herz an Seele, Trost, Liebe und Freude pur miteinander erfahren. Dein Fell fühlt sich beim Streicheln, das ich nie mehr aufhören möchte, so weich an. Es klingelt Sturm, hörst du es, mein lieber Sami? Die Zeit hat kein Nachsehen mit uns, jetzt müssen wir uns auf den Weg machen.
»Deine Katzengeschwister haben sich schon von dir verabschiedet, deine Mutter Sina hat deine Seele bestimmt schon gestern Abend in Empfang genommen. Bei deinem friedvollen Heimgang, den die Tierärztin eingeleitet hatte, lagst du in meinen Armen, aus denen ich dich jetzt lassen muss. Gute Reise, mein treuer Freund, meine Liebe zu dir wird unendlich sein. Meine Seele wird sich vor Ehrfurcht vor dem Schöpfer weiten, wenn ich mich an deine Schönheit und Einmaligkeit erinnern werde«, verabschiede ich mich, hinter mir ein dominantes Hupkonzert, tränenüberströmt in meinem Garten an Samsons frischem Grab, das mit weißen Winterrosen bedeckt ist.
Das Hupkonzert erklimmt eine Allegro-Stufe, »Wir müssen abfahren, Marianne, um siebzehn Uhr ist die Theaterprobe angesagt«, mischt sich die melancholische Stimme eines Freundes zwischen die Huptöne.
Die Tränen sind überschminkt, die Passion für meine Berufung hat die Traurigkeit in meinem Herzen um eine Rückstellung gebeten. Über neunhundert Besucher warten auf uns, auf meine Geschichten, auf exzellente Musiker und auf junge, stimmbegabte Sänger aus der ganzen Welt, um auch heute Abend wieder, mit dem Elixier der Freude und der rückhaltlosen Liebe zueinander, eine einmalige Seelenverschmelzung im Fluss des Lebens erleben zu dürfen.
»Panta rhei, Samson«, schicke ich vor Beginn schnell noch einen letzten Gruß zum Plafond des Prinzregententheaters hinauf.
Rat und Tat
Sauer macht frustig, nicht lustig
Und jetzt, liebe Leser, bevor ich Sie in die Spiralgänge eines meiner Lieblingsthemen entführe – »die Übersäuerung des Organismus und die daraus resultierenden belastenden und bedrohlichen Folgeerscheinungen für die Menschen und die sie umsäumende, ernährende Natur« –, darf ich Sie zuerst an einer bezeichnenden Begebenheit teilhaben lassen.
Vor einiger Zeit erreichte mich ein schmerzerfüllter Anruf einer Freundin, ehemals Schauspielerin, heute Ökobäuerin und Kräuterpädagogin, aus Leipzig. Hier lebt sie seit ein paar Jahren in einem kleinen Bauernhaus, in außergewöhnlicher Lebensgemeinschaft mit Hausschwein, Katzenpärchen, Laufentensippe, Merinoschafen, Pferdesenior und ihrem Lebenspartner, einem Berner Sennenhund der Extraklasse, liest auch Karten und sagt wahr. Ein Kräutergarten beherbergt Rosmarin, Thymian und Salbei, die einen erhöhten Yoga-Thron umsäumen, denn meine Freundin lebt ritualisierten Buddhismus.
Mein Rat, zum Beispiel auch meinem Hausfreund, dem verehrten Spitzwegerich-Gesellen, der unter anderem bei Wespenstichen unschätzbare Dienste leistet, ein Plätzchen anzubieten, ging wie so oft ins Leere. Mein Vorschlag, morgens vor dem Frühstück aufgekochtes Wasser mit Zitronensaft und Ingwer zu sich zu nehmen, um mit den dadurch entstehenden linksdrehenden Molekülen auch die Moleküle der Körperflüssigkeit in Schwung zu bringen, wurde wieder mal ordentlich verlacht. Und mein aktuelles, glühendes Anliegen, mit einer kleinen Dosis Kaisernatron nach dem Essen und einem wöchentlichen Entsäuerungsbad mit Natron und Magnesium die Lebensqualität und den gesundheitlichen Zustand zu verbessern, stieß ebenfalls auf taube Ohren.
»Leben ist Leiden, meine Liebe, davon müssen wir uns losmachen«, predigte sie mir auch dieses Mal. »Solange du noch diese unbändige Lust zu kommunizieren und zu gestalten in dir hast, von deinem Mitteilungsbedürfnis ganz zu schweigen, bist du noch lange nicht auf dem achtfachen Pfad zur großen Erleuchtung Samsara. Geh in dich, mach Ayurveda. Drei Darmeinläufe die Woche sind das Mindeste. Reinigung, alles muss gereinigt werden, vor allem der schmutzige Darm«, insistierte sie auch an diesem Tag, wie so oft.
»Mein Gott, mein Gott, durch das Zuviel an Einläufen wird doch die Darmflora zerstört. Das
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