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Auf ein prima Klimakterium

Auf ein prima Klimakterium

Titel: Auf ein prima Klimakterium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marianne Saegebrecht
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Menschen vorbehalten.
    Sein Geist verhält sich gar oft wie ein Feind allen Lebens,
    sogar seines eigenen.
    Sonst aber herrschet in allem Lebendigen
    eine wunderbare Ordnung und Harmonie,
    gleichsam als läge darin eine All-Musik –
    Erdbeben, Wirbelstürme oder Hagelschlag –
    selbst dieses Moll dient als Balance einem Dur
    des ganzen Kosmos, der All-Harmonie.
    Und alles scheint ewigen Gesetzen zu folgen.
    Wer schuf den Bauplan, welch ein Geist,
    welch eine Schöpferhand.
    Wir sollten eine höhere Macht anerkennen,
    selbst wenn es unserem Hochmut widerstrebt.
    Wenn die Erde aber eines Tages unterginge,
    vielleicht weil die Strahlen der Sonne verlöschen,
    ginge mit ihr dann alles unter?
    Was Natur und Kultur hervorgebracht …
    Welch einen Sinn hätte das Ganze dann gehabt?
    Müsste es nicht einen Ort geben, wo sich die Früchte
    und geistigen Essenzen versammeln,
    fast wie Trauben in einem Weingut –
    aus deren vermischtem Saft irgendwann ein neuer Wein,
    vielleicht ein Jahrhundert-Wein, gären könnte.
    Nur ein guter Winzer weiß,
    wie man einen solchen Wein keltert.
    Aber vielleicht existiert ja auch im All ein göttlicher
    Winzer, der uns allen einen Epochen-Wein schafft?
    Und wenn sich aller Most jetzt auch absurd gebärdet,
    es wird daraus vielleicht doch einst
    ein edler »Metaterra-Wein« … Hoch soll er leben.
    Auf das gelebte Leben –!
    David Carver (Club der toten Dichter)

Wenn einer eine Reise tut
    Des Schicksals verborgenes Band
    »Es gibt keinen Zufall, sondern nur einen Vorfall, der es auf etwas abgesehen hat.« Diesen Ausspruch meines medizinischen Lehrmeisters trage ich seit vielen Jahren ganz fest in meinem Herzen. Es gibt ja die Entscheidungsfreiheit des Menschen, von Gott nach der Vertreibung aus dem Paradies, sozusagen als Morgengabe mit auf den Lebensweg gegeben. Wir entscheiden des Morgens zwischen Tee und Kaffee, Schuhfarben und -formen, Haarwasch- und Baderitualen, immer wieder werden wir, vermeintlich Herr unserer Sinne, vor allem in erwachsenen Gestaden, von einer Entscheidung in die andere gedrängt. Flüchten oder standhalten?
    Die Antwort darauf schreibt der Schicksalsfaden Ariadnes an das persönliche Firmament-Fenster des Erdenbewohners und schon vor dem Moment des Zeugungsnebels scheint dieser Faden mit einer ureigenen Lebensgeschichte verwoben zu sein. Wie frei sind wir wirklich? Vielleicht ist jede Handlung im Weltendrama schon feinstofflich determiniert und wir haben Folge zu leisten, wie bei einem göttlichen Generalstabsplan?
    »Ich glaube, wir kommen mit einem Drehbuch unter dem Arm auf die Welt, das unsere Lebensgeschichte dramaturgisch beinhaltet. Jetzt liegt es an uns, dank unserem freien Willen, diese Kapitel mit offenem Herzen und Lebensmut einzulösen, was nicht jedem Menschen gegeben ist, oder die berühmte Flucht nach vorne anzutreten. Aus Angst vor dem Unbekannten verweigern wir uns sehr oft und machen die Schotten dicht.«
    »Tja, Marianne, das Schicksal erzwingt sich seinen Lauf, wenn es sein muss mit Gewalt. Das Schicksal will dir nichts Unrechtes. Finde deinen ureigensten, angedachten Weg, lass in deine Gedankenwelt alles Fremde herein, was anklopft, alles Neue und Beängstigende. Setze dich damit auseinander, verdränge es nicht, damit es sich verwirklichen kann. Je reifer das Bewusstsein des Menschen ist, desto schwieriger werden seine Aufgaben, die von seiner Seele durch einen kosmischen Vertrag vielleicht schon vorab dingfest gemacht wurden.« Ich lächle vor mich hin, stehe in Warteposition an einem Stehtischchen in einem gemütlichen Berliner Café. Mein Memory Pool hat gerade, wie so oft, einen zeitlosen Ratschlag meines Mentors aus den Sechzigerjahren beigesteuert. Eine Brainstorming-Essenz, die ich nun fix dem großen kollektiven Erkenntnistopf einverleiben werde.

    »Wollen Sie nicht Platz nehmen, gnädige Frau?«, bietet mir ein reizender Zeitgenosse eine frei gewordene Ecke an, von der aus ich nun auf das Erscheinen der Besitzerin warten kann. »Ich bin so frei, vielen Dank«, antworte ich, vertraue meine müden Knochen einem bequemen alten Lehnsessel an und ordere in einer zweiten freien Entscheidung »noch einen Cappuccino, bitte«.
    Seit längerer Zeit hatte ich erfolglos versucht, den Aufenthaltsort meines Freundes und Seelenbruders Rocco aufzuspüren. Vor drei Jahren verschwand er aus meinem Lebensradius, in den er eigentlich gerade hatte wieder eintreten wollen. Jetzt war ich fündig geworden und in ein paar Stunden würde ich ihn zur

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