Auf ein prima Klimakterium
Tomaten und saftige Pfirsiche und schon zu Pfingsten mundende Honigmelonen. Von märchenhaften Orchideen, verführenden Kamelien und sinnbetörenden Gardenien ganz zu schweigen. Wunderschöne Schmetterlinge, markige Palmenbäume, reich mit Kokosnüssen bestückt, die von grünen Meerkatzäffchen zu Boden befördert werden.
Autsch! Hat es mich doch schon wieder in surinamische Sehnsuchtsgefilde verschlagen. Sorry, Opa, ich bleib schon auf dem praktischen Steinboden deines kostengünstigen Condos. Gleichmäßige Wärme und Feuchtigkeit bescherten nach Monaten einen reichen, gesunden Gabentisch. Die praktische Zusammenlegung des Treib- und Hühnerhauses zog viel Gutes nach sich. Die Eierproduktion der Hühner wurde im Winter durch die Existenz deines warmen Stalles sehr gefördert. Auch die Pflanzen nahmen die Ausdünstung der Tiere und den abgegebenen Od-Gehalt ihres Misthaufens als aufbauende Sonntagsration gerne in ihr Tagesbudget auf.
Das wäre die erste Vereinigung zu einem bewussten, konstruktiven Zweck, wie du diese Fusion immer benanntest. Dein Konzept stattetest du nicht mit einem üblichen frei stehenden Satteldach aus, sondern du kreiertest ein frei nach Süden stehendes Pultdach. Dafür hattest du deine Gründe. Die Westwand blieb komplett fensterlos und konnte so von außen mit Spalierobst, wie deinen gut schmeckenden Birnen- und Apfelsorten, bekleidet werden. Die Ostseite bot sich ebenfalls dafür an. Die Fläche wurde auch von einem Hühnerausschlupf mit angehender Leiter genutzt. Eine Eingangstüre hattest du zweckmäßig auf die Mitte der Nordseite gelegt. Bei meinem Eintritt befand ich mich zuerst im Gewächshaus, das eine Innenmauer abtrennte, die wiederum mit einer Türe in den Hühnerstall versehen war. In den oberen Teil der Trennungswand hattest du ein kippbares Fenster installiert, das dann nachts mit einer Klappe geöffnet wurde. So profitierte das dankbare Hühnervolk von der wohltuenden Wärme des Treibhauses. Zum Ausgleich wurden die Pflanzen kostenfrei mit der gedüngten Luft des Hühnermisthaufens beschenkt.
Für die Hälfte des Hühnerstalles hatte unser Großvater natürlichen Erdboden belassen und zum Scharrraum für die Hühnersippe erkoren. Auf gedrechselten Holzlatten nahmen die Hühner ihre Sitzplätze gerne ein. Das war spitze, denn die gelegten Eier wurden von einer kurvigen Eileiter zart aufgefangen und vorsichtig nach unten weitertransportiert. Die zweite Hälfte des Hühnerstalls war dem anfallenden Dungmist vorbehalten, der jeden dritten Tag auf dem Komposthaufen entsorgt wurde. Nach einem Jahr war dieser gereift und vergoren wieder zur Einbettung und Düngung der Pflanzen bereit.
Die Innenmauer des Warmhauses war von oben herab bis zur Mitte mit selbst gebastelten Holzregalen bestückt worden. Hier konnten Pflanzen überwintern oder sich nach einer Umtopfung eine wohlverdiente Ruhephase gönnen. Ein Tisch von etwa drei Metern Länge, auf dem Anpflanzung und Pikierung, aber auch die Lagerung und Mischung des Tierfutters stattfand, hatte darunter seinen Platz gefunden. Kohle oder Holzscheite auf dem Boden eines alten, aber treuen Badeofens zum Glühen gebracht, bescherten heißes Wasser, das mit Hilfe eines einfachen Wasserrohr-Systems umgeleitet wurde. Schon war das Heizproblem auf einfache Weise gelöst.
Ein gerader Weg mit einer Breite von etwa 80 cm, der auch mit einem Wasserschlauch abgespritzt werden konnte, gab, ausgelegt mit selbst gebrannten Ziegelsteinen, den beiden Räumen eine klare Note.
Großvaters Gebäudekomplex wies mit einer Länge von 8 Metern und einer Breite von 5 Metern eine Gesamtfläche von 40 qm auf.
Dem verbleibenden Areal von ca. 290 qm wurden ein Wassersammlungsplatz, daneben ein selbst gemauerter Backofen und eine imposante Kräuterspirale zugeteilt.
Stangenbohnen rankten sich um die Wette. Karotten, Sellerie, Kohlrabi, Fenchel, gelbe und rote Rüben bildeten ihren Saum. Schwarz- und Petersilienwurzel fungierten als Wächter. Schnittlauch, Estragon und Petersiliengrün, inmitten von Salat-, Zucchini- und Gurkenpflanzen, besserten deren Geschmack schon während der Zeit des Wachstums auf. Paprikastauden mit stattlichen Früchten, neben einer ertragreichen Tomatenkolonie an der Südseite des Condos, deren Umfeld von satten, orangefarbenen Ringelblumen, auch gegen hungrige Insekten und Schnecken, im Zaum gehalten wurde. Eine Porree-Sippe, Rettiche und Radieschen kuschelten sich auf der Ostseite an eine stattliche Rhabarberfamilie,
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