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Auf eine Zigarette mit Helmut Schmidt

Titel: Auf eine Zigarette mit Helmut Schmidt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovanni di Lorenzo Helmut Schmidt
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andere deutsche Humoristen, die Sie amüsieren?
    Oh ja, aber Sie müssen mich prügeln, damit mir Namen einfallen.
    Heinz Erhardt – konnten Sie über den lachen?
    Nein, eigentlich mehr über Leute, die geschrieben und gleichzeitig gezeichnet haben.
    Wilhelm Busch?
    Ja. Und nicht nur der. Als ich noch Kind war, hat mich der Struwwelpeter amüsiert.
    Der »Struwwelpeter« von Heinrich Hoffmann – das ist doch zum Fürchten, nicht zum Lachen!
    Ich habe mich nicht gefürchtet, ich fand das ganze Buch sehr witzig.
    Wissen Sie, dass es zu Ihrer Zeit als Kanzler Helmut-Schmidt-Witze gab?
    Ja, aber ich erinnere mich nicht an einzelne Witze.
    Einer geht so: Bonner Journalisten werden gebeten, sich an einer der Rhein-Brücken einzufinden, sie würden Erstaunliches erleben. Die Journalisten kommen, da fährt Helmut Schmidt vor. Er steigt aus dem Auto, schreitet über das Wasser bis zu einem Brückenpfeiler, geht wieder zurück und ist weg. Am nächsten Tag steht im Bayernkurier : »Der Kanzler kehrte auf halbem Wege um«, und die Bild -Zeitung erscheint mit der Schlagzeile: »Helmut Schmidt kann nicht schwimmen.«
    (Helmut Schmidt lacht nicht) Das ist weniger ein Witz über Helmut Schmidt, eher einer über den Bayernkurier und zugleich über die Bild -Zeitung.
    Stimmt, der hier ist vielleicht besser: Helmut Schmidt kommt in die Hölle, und als Luzifer ihn sieht, fühlt er sich so geehrt, dass er sagt: »Lieber Helmut Schmidt, jetzt haben Sie einen Wunsch frei, von mir aus können Sie sogar inden Himmel.« Und Schmidt sagt: »Haben Sie mal Feuer?«
    (Helmut Schmidt lacht) Das erinnert mich an den anderen Witz. Da wird einer gefragt, ob er lieber in die christliche oder in die kommunistische Hölle will. Er will lieber in die kommunistische, denn manchmal geht denen das Feuer aus. Und dann finden sie ihre Streichhölzer nicht, weil die bei den Kommunisten knapp sind.
    Welcher war denn der humorvollste Politiker, den Sie kennengelernt haben?
    Wahrscheinlich Hermann Höcherl.
    Ein Parteifreund von Franz Josef Strauß. Der soll auch humorbegabt gewesen sein.
    Strauß war nicht so sehr humorbegabt, aber er war witzig. Humor ist etwas menschenfreundlicher, ein Witz kann verletzend sein.
    Sie haben mal gesagt, Sie könnten mit niemandem so viel lachen wie mit Ihrer Frau.
    Ja, aber nicht, weil einer von uns beiden Witze macht. Wir können über das Gleiche lachen.
    Schön, wenn man so etwas nach 65 Jahren Ehe sagen kann.
    Doch, das kann man verlangt sein! Ist eine hamburgische Redensart.
    Und Ihre Frau hat mir erzählt, dass Franz Josef Strauß sie am Po betatscht hat.
    Ich war nicht dabei. Aber wenn sie es sagt, wird es stimmen.

    7. Februar 2008

[ Inhalt ]
    »Ich bin kein öffentliches Vorbild«
    Übers Rauchen
    Lieber Herr Schmidt, Sie waren gerade wieder Gast einer großen Veranstaltung. Alle haben nur darauf gewartet, dass Sie rauchen würden. Aber – Überraschung – Sie haben nicht!
    Ja, weil ich unsicher war, was das Gesetz sagt. Ich habe nicht gegen das Gesetz verstoßen wollen, das war auch im Theater »Winterhuder Fährhaus« nicht meine Absicht.
    Dort hatten Sie geraucht und prompt die Anzeige einer Nichtraucherinitiative wegen Körperverletzung kassiert. Dazu Schlagzeilen wie nach einer Staatsaffäre.
    Die Theaterleitung hatte mir ein Tischchen vor den Stuhl gestellt mit einem Aschenbecher und einer Tasse Kaffee. Natürlich habe ich davon Gebrauch gemacht, meine Frau auch, wir haben uns überhaupt nichts dabei gedacht. Und daraus haben andere einen bewussten Verstoß gegen das Gesetz gemacht.
    Nun steht Ihr schöner Satz im Raum: Ich lasse mir von niemandem das Rauchen verbieten.
    Das bleibt auch so.
    Aber gegen das Gesetz verstoßen wollen Sie auch nicht?
    Dem Gesetz muss man gehorchen. Immerhin haben es die Parlamente beschlossen.
    Hat es Sie getroffen, dass Sie angezeigt wurden?
    Nee, wir haben darüber gelacht.
    Hatten Sie nicht auch Sorge um Ihren Ruf? Sie sind ein Vorbild.
    Nein, ich bin kein öffentliches Vorbild.
    Jetzt stapeln Sie wirklich zu tief.
    Nein, im Ernst: Politiker sollen auf ihrem Felde Vorbild sein, aber nicht auf sämtlichen Feldern menschlichen Lebens. Das ist zu viel verlangt.
    Ihre Frau hat neulich erzählt, dass sie mit zehn ihre erste Zigarette geraucht hat.
    Jedenfalls hat sie früher angefangen als ich.
    Wann haben Sie denn zum ersten Mal?
    Als ich konfirmiert wurde, da war ich 15. Ein Onkel hat mir eine Schachtel Zigaretten geschenkt.
    Hatten Erwachsene damals überhaupt kein Gefühl für

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