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Auf einem Maskenball verführt

Auf einem Maskenball verführt

Titel: Auf einem Maskenball verführt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: TESSA RADLEY
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diesmal will sie eine Art Nachruf auf Roland verfassen.“ Gespannt auf die Reaktion Amys und seiner Eltern, schwieg Joshua.
    Zu seiner Überraschung nickte Amy: „Eine gute Idee, um das Andenken Rolands zu bewahren.“
    „Ich habe ihr einige Fotos gezeigt“, sagte Kay lebhaft.
    Trotz seiner Erleichterung war Joshua noch immer nicht völlig beruhigt. Seine Familie schien ihr zu trauen, aber er sollte dennoch vorsichtig bleiben.
    Was sie jetzt wohl gerade machte? Vielleicht aß sie im Salon mit den großen Fenstern, die zu den Weingärten hinausgingen. Oder sie nahm ein Schaumbad. Eine wunderbare Vorstellung, die Joshua viel zu gut gefiel …
    Sofort verbot er sich den Gedanken wieder. Es war nicht das erste Mal, dass ihm bei dem bloßen Gedanken an Alyssa heiß wurde.
    Unruhig erhob er sich, murmelte etwas von einem wichtigen Telefonat und verließ das Lokal. Er zog das Handy aus der Tasche. Seine Mutter hatte recht gehabt: Es war unhöflich gewesen, Alyssa alleine zu Hause zu lassen. Auch sie trauerte um Roland und hätte etwas Aufmunterung brauchen können. Er würde sie anrufen und sich erkundigen, ob es ihr gut ging.
    Dann zögerte er. Welchen Grund hatte er denn überhaupt für diesen Anruf? Und außerdem würde Alyssa das Telefon der Saxons ohnehin kaum abnehmen. Mit einem tiefen Atemzug steckte er das Handy wieder ein und ging zurück in das Lokal.
    Am Tisch hatte sich inzwischen ein angeregtes Gespräch über Lokalpolitik entwickelt. Nach einer Weile ließ sich Joshua die Rechnung geben, denn das schlechte Gewissen Alyssa gegenüber ließ ihm keine Ruhe.
    Als sie die lange Auffahrt zum Haus entlangfuhren, sah er zu seiner Beruhigung, dass ihr Zimmer im Dunklen lag. Also schlief sie bereits. Zum Glück waren seine Sorgen unbegründet gewesen.
    Vom Geheul der Sirenen erwachte Alyssa aus unruhigem Schlaf und sprang erschrocken aus dem Bett.
    Durch das Fenster drangen Männerstimmen. Schnell zog sie ihren Morgenrock an, nahm ihre Tasche und verließ das Zimmer. Von Kay wusste sie, dass es hier schon einmal gebrannt hatte. Ob vielleicht auch diesmal Feuer der Grund für den Alarm war?
    Im Salon war niemand, nur die Türen zur Terrasse standen weit offen. Sie konnte weder Rauch noch roten Feuerschein entdecken.
    Aber Motorenlärm und helles Flutlicht in den Weingärten. Alyssa ging hinaus. Und als sie die Hubschrauber sah, begriff sie: Frost!
    Frost, der die zarten Knospen bedrohte. Mit einem Blick auf die Uhr stellte Alyssa fest, dass es vier Uhr morgens war. Überall standen Traktoren, an die große Gebläse mit Ventilatoren angekoppelt waren, die warme Luft zwischen den Weinstöcken verwirbelten. Damit die Wärme nicht entweichen konnte, wurde sie von Hubschrauberrotoren nach unten gedrückt.
    Aus der Dunkelheit kam jemand auf Alyssa zu: Joshua.
    „Haben dich die Sirenen geweckt?“
    Plötzlich fühlte sie sich unbehaglich in ihrem Morgenmantel, unter dem sie nur ihr Nachthemd trug. Doch offensichtlich hatte auch Joshua wenig Zeit für die Morgentoilette gehabt, wie seine verstrubbelten Haare erkennen ließen.
    „Zuerst habe ich gedacht, es wäre Feueralarm.“
    „Nein. Nur Frost.“
    Nur Frost. Um diese Jahreszeit war Frost eine nicht zu unterschätzende Gefahr, der die Lese eines ganzen Jahrganges schon im Voraus infrage stellen konnte, was Alyssa als Weinexpertin nur zu gut wusste. „Habt ihr es schnell genug geschafft?“
    Er nickte. „Ja, zum Glück waren wir gut vorbereitet. Alle Hubschrauberstaffeln haben sich in Bereitschaft gehalten. Heath selbst fliegt auch mit – er hat den Pilotenschein.“
    In diesem Augenblick erfasste der künstliche warme Luftstrom Alyssas Haar und drückte sie gegen Joshua, der sie stützte.
    „Entschulde, der Wind …“ Lachend strich sie sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht.
    „Eigentlich kannst du wieder hineingehen, sonst erkältest du dich noch.“
    Ihr wurde bewusst, wie interessiert er sie musterte, trotz des Frotteemorgenmantels und ihres verschlafenen Gesichts. Mittlerweile standen sie beide ganz allein vor dem Haus, im Schutz der Dunkelheit. Ihr Herz schlug bis zum Hals. Warum nur hatte dieser Mann eine solch starke Wirkung auf sie?
    „Na gut. Ich gehe wieder schlafen“, sagte sie so unbefangen wie möglich, doch mit heiserer Stimme.
    Noch immer wandte er nicht den Blick von ihr. Vor allem nicht von ihrem Haar und dem Ausschnitt des Morgenmantels. Alyssa zog den Gürtel enger zusammen. Inzwischen war die Spannung zwischen ihnen förmlich greifbar.

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