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Auf einmal ist Hoffnung

Titel: Auf einmal ist Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Burk Michael
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ausgedacht?« fragte Louis mißtrauisch.
    »Wir müssen uns trennen.«
    »Trennen?« Louis' Frage war gleichzeitig Antwort. Er würde einer Trennung nie zustimmen.
    »Es ist die einzige Möglichkeit.«
    »Nein, Mon, das kannst du nicht verlangen.«
    »Nur auf Zeit, versteh doch, Louis.«
    »Auch nicht auf Zeit. Wir wissen beide zu gut, daß man heutzutage darauf nicht bauen kann.«
    »Du mußt hier weg, Louis, sonst sind wir wahrhaftig für immer getrennt«, flehte Monroe inständig.
    »Gib dir keine Mühe.« Louis unterdrückte ein Husten.
    Monroe hörte nicht hin. »Du wirst ab heute mehr essen, weniger arbeiten und dich ausruhen, soweit es möglich ist.«
    »Ein Witzbold warst du noch nie, Mon.« Louis wollte den Freund zum Lachen bringen.
    Aber Monroe blieb ernst. »Ich werde das alles organisieren.«
    »Ich verstehe, das Essen läßt du vom Adlon schicken«, sagte Louis und versuchte es ins Lächerliche zu ziehen, doch seine Kehle war auf einmal trocken.
    »Du ißt schon heute abend die doppelte Portion«, sagte Monroe unnachgiebig ernsthaft.
    »Du brauchst deine Zuteilung selbst.« Auch Louis war jetzt ernst.
    Monroe überging den Einwand. »Sofort nach dem Essen ruhst du dich aus. Stubendienst, Straßenkehrdienst, das alles übernehme ich.«
    »Und die lieben Kameraden?« Es klang zynisch.
    »Mit denen spreche ich.«
    »Wie lange machen die das mit, glaubst du?«
    »Ich hoffe, fünf Tage.«
    »Was heißt, fünf Tage?« fragte Louis skeptisch.
    »Weil ich hoffe, daß du dann soweit bist und Kraft genug hast.«
    »Kraft wofür?«
    »Für die Flucht.«
    Louis sah Monroe fassungslos an. »Flucht?«
    »Völlig auskurieren kannst du dich hier nicht. Also mußt du dich auf diese Weise retten.«
    »Wahnsinn«, sagte Louis mehr zu sich selbst und wiederholte: »Es ist einfach Wahnsinn.«
    »Es ist die einzige Chance, Louis. Du mußt mir glauben, daß es mir sehr schwerfällt, dir diesen Vorschlag zu machen. Aber ich habe lange darüber nachgedacht und weiß nun, daß es die einzige Möglichkeit ist, dein Leben zu retten.« Monroe sprach eindringlich leise.
    Louis schwieg. Seine Gedanken stürmten wirr auf ihn ein. Er war bestürzt und hilflos zugleich.
    »Du wirst ab sofort nur noch beim Zählappell antreten«, erklärte Monroe seinen Plan weiter, »du wirst weder ein Arbeitskommando mitmachen noch sonst irgendwelche Dienste tun. Du wirst jede Gelegenheit ausnützen, um zu schlafen oder dich auszuruhen.«
    »Du meinst, ich soll tagsüber im Block bleiben?« fragte Louis erstaunt.
    »Du bleibst im Block, solange es möglich ist.«
    »Und wenn Hessling mich entdeckt?« SS-Scharführer Hessling war der Blockführer.
    »Ich habe alles gegeneinander abgewogen. Alle Risiken sind einfach nicht auszuschalten.«
    Wieder schwiegen sie beide, bis Louis zögernd sagte: »Fliehen ist schlimmer als hierzubleiben.«
    »Eine Flucht eröffnet ein paar Chancen. Hierbleiben bedeutet für dich …« Monroe sprach den Gedanken nicht zu Ende und zuckte nur resigniert die Schultern.
    »Kennst du hier das Gelände?«
    Louis sah Monroe offen an. Es war ein Einlenken.
    »Ich habe mich erkundigt. Die Flucht ist schon ein paar Männern gelungen. Allerdings muß ich zugeben, daß es fast nur Polen waren.«
    »Die hier zu Hause sind«, vollendete Louis.
    »Du bist intelligent genug, um es auch zu schaffen. Du mußt nur die Spielregeln bedenken.«
    Louis legte dem beinahe einen Kopf kleineren Monroe die Hand auf die Schulter. »Du hast mich vollkommen durcheinandergebracht.« Es glich einer Zustimmung. Sie wurde von einem Hustenanfall begleitet.
    »Schon gut.« Monroe haßte schon seit langem jede Gefühlsäußerung. Genaugenommen, seit sie das erste Jahr in Sachsenhausen hinter sich gebracht hatten. Seitdem zweifelte er auch an seinem Gott.
    Sie gingen gemeinsam zur Ausgabe des Abendbrots und nahmen, wie gewöhnlich, ihre dreihundert Gramm Brot, fünfundzwanzig Gramm Margarine, sowie ihren Eßlöffel voll Marmelade entgegen. Diese Ration mußte sowohl für den Abend als auch für das Frühstück reichen.
    Monroe gab sein Essen an Louis ab. »Ich fühle mich sicher besser, wenn ich ein paar Tage faste«, sagte er ernsthaft, aber für Louis klang es zynisch. Er sträubte sich dagegen, das Essen anzunehmen, und Monroe mußte noch einmal seine ganze Überredungskunst aufbieten, bis Louis schließlich Brot, Margarine und Marmelade von ihm annahm und zusätzlich zu seiner eigenen Portion heißhungrig in sich hineinstopfte.
    Der fünfte Tag kam, ein

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