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Auf einmal ist Hoffnung

Titel: Auf einmal ist Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Burk Michael
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von einem einzigen Gedanken beseelt: Schlafen, nur noch schlafen, sich vergraben und alles vergessen.
    Wie durch einen dicken Nebel hörte sie die Stimme des Arztes: »Termin. Sloan Kettering. Pünktlich.«
    Nach einer Weile kam sie wieder zu sich. Sie zwang sich zu einem tapferen Lächeln und sagte mehr zu sich selbst: »Ich habe meine Jahre, die ich gehabt habe, voll ausgelebt. Ich habe sie genossen. Und ich habe sogar einen Vertrag an die Met bekommen. Wer hat das schon?« Sie wischte sich über die Augen.
    Coblence spürte, daß sie sich aufgab. Er sagte mit sanfter Ungeduld: »Wir müssen uns beeilen.«
    »Beeilen?« Sie verstand nicht, was er meinte.
    »Hornberger hat um acht Uhr Termin gemacht. Im Sloan Kettering Center.«
    »Wozu?« Es klang hoffnungslos.
    »Bevor operiert wird, werden Sie noch mal gründlich auf den Kopf gestellt«, sagte er so unbefangen wie möglich, »den Blutwerten allein wird nicht vertraut«, und zuversichtlich setzte er hinzu: »Bei Leukämie hat es schon viele Erfolge gegeben.«
    »Dann kann ich vielleicht schon nächste Woche wieder mit dem Training beginnen«, antwortete sie mit einem Anflug von Galgenhumor. Auf einmal schien ihr Widerstand zu erstarken. Sie wurde ernst: »Kann ich noch telefonieren?«
    Er nickte. »Ich werde mich darum kümmern, daß ein Wagen bereitsteht.« Er zog den Mantel aus und sein Jackett an und ging mit müden Schritten aus dem Zimmer.
    Sie zog sich inzwischen das Telefon über den Tisch und wählte die Nummer des Plaza Hotels. Als sie Patrick am Apparat hatte, sagte sie schwer atmend: »Es ist dringend, wir brauchen das Superfexon.«
    »Okay, ich bin schon unterwegs«, antwortete er hellhörig und setzte sachlich hinzu: »Kannst du mir einen Tip geben?«
    »Nein. Ich weiß nur, daß es eilt. Du erreichst mich im Sloan Kettering.« Sie bot für das kurze Gespräch ihre ganze Kraft auf. Als sie den Hörer zurück auf die Gabel legte, fühlte sie sich wie zerschlagen.
    Sie lehnte eine Weile reglos gegen den Tisch und glaubte sich einer Ohnmacht nahe.
    Stockholm. Sellenstett, Hellgrup. Galveston. Louis. Patrick. May. Roberto Lopez. Das neunzehnte Polizeirevier mit Sergeant Jeremiah McLintock. Und immer wieder ihr Vater. Und zwischen allem, weit entfernt, Igor Negolescu, das Tanzen und der Vertrag mit der Met. Die Gedanken stürmten auf sie ein, als wollten sie Jennifer in eine endlose Tiefe reißen.
    Mit letzter Anstrengung biß sie sich auf die Unterlippe, daß es schmerzte. So kam sie wieder zu sich.
    Vor ihr stand Joshua Coblence. Er trug jetzt einen dunkelblauen Stoffmantel. »Der Wagen steht bereit«, sagte er mit gedämpfter Stimme und hielt ihr die Tür auf.
    Sie sah ihn ausdruckslos an.
    »Sind Sie okay, Jennifer?« Er wagte nicht zu atmen.
    Sie nickte. Dann ging sie voran aus dem Raum.

22
    Jennifers Anruf hatte Patrick in Erregung versetzt. Seine Hand umfaßte noch eine Weile den Hörer, nachdem er ihn auf die Gabel gelegt hatte. Er wußte sich ihre Worte nicht zu erklären. »Wir brauchen das Superfexon.« Dieser Satz, der wie ein unterdrückter Hilferuf geklungen hatte, was mochte er wohl bedeuten? Braucht Doktor Coblence das Heilmittel für einen seiner Patienten? Braucht es das Sloan Kettering Center? Gleichgültig, wer auch immer danach verlangte, dachte er, es war offenbar ein Menschenleben in Gefahr.
    Er war entschlossen, die Jagd nach dem Mittel weiterzuführen. Er steckte sich eine Zigarette an und versuchte sich zu konzentrieren, wo er die Suche nach dem Mittel ansetzen könnte. Aber auch nach fieberhaftem Nachdenken fiel ihm keine aussichtsreiche Möglichkeit ein. Karen hatte ihm vor hin erst mitgeteilt, daß sich bei ihr in der Zwischenzeit nichts Nennenswertes ereignet habe. Richard Wehovsky hatte längst alles gesagt, was er wußte. Jeremiah McLintock würde Patrick gewiß nicht Rede und Antwort stehen.
    May Tsang! durchfuhr es ihn. Sie war seine einzige Hoffnung.
    Er wählte die Nummer von Kahn Antiques. Schon nach dem zweiten Läuten nahm May den Hörer ab.
    Er fragte sie ohne Vorrede, ob bei ihr mittlerweile etwas Außergewöhnliches vorgefallen sei.
    Noch ehe er die Frage ausführlich erläutert hatte, erzählte ihm May aufgewühlt von ihrer Begegnung mit Rocha und Menendez.
    Er hörte hellwach zu, frage dann kurz: »Haben Sie gerade Zeit, May?«
    »Ja, warum?« kam es schüchtern zurück.
    Er überging ihre Frage. »Ich bin in einer Viertelstunde bei Ihnen«, sagte er nur und legte auf.
    Vor dem Plaza Hotel, an der

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