Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Auf einmal ist Hoffnung

Titel: Auf einmal ist Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Burk Michael
Vom Netzwerk:
Central-Park-South-Seite, nahm er sich ein Taxi. Als er bei May eintraf, nahm sie wortlos den Schlüsselbund aus ihrer Jackentasche, schloß die vordere Ladentür ab, und sie gingen beide nach hinten ins Büro.
    Er zog sich den Hepplewhite-Stuhl heran, der wie immer in der Ecke neben dem Schrank für die Expertisen stand. Sie setzte sich an den Mahagoni-Schreibtisch, schob mit einer flüchtigen Handbewegung Briefe und Akten beiseite, zog die Schublade auf und entnahm ihr eine Abschrift der Liste, die sie für Menendez hatte anfertigen müssen.
    May sah mitgenommen aus, fiel ihm jetzt auf, ihre Augen waren eingefallen, ihre Gesichtszüge herb geworden. Sie tat ihm leid.
    »Elf Adressen, sagen Sie?«
    »Ich habe sie mir notiert. Mit meiner Adresse waren es zwölf.« Sie blätterte den Block zurück und las ihm die Adressen vor.
    »Das Ergebnis war Null?« Er sah sie skeptisch an.
    »Zwei Adressen bleiben übrig.«
    »Wann war das? Vorgestern?«
    Sie nickte.
    »Es kann längst zu spät sein.« Seine Gedanken drehten sich im Kreis. Er entschloß sich zu handeln. »Welche zwei Adressen?«
    »Varnay und Fridkin.«
    »Wer sind die beiden?«
    »Varnay ist unser ungarischer Scout.«
    »Rufen Sie ihn sofort an.«
    Sie wandte sich dem Tischchen zu, auf dem das Telefon stand, und wählte Varnays Nummer, die sie von ihren Notizen ablas.
    Während sie es durchläuten ließ und gespannt darauf wartete, daß abgehoben wurde, fiel Patricks Blick auf die beiden Fotografien, die auf dem Schreibtisch standen.
    Jennifer schien ihm aus dem Rahmen besonders ernst entgegenzusehen. Unwillkürlich dachte er an das Telefongespräch von vorhin, an ihren so frühen Termin mit Coblence, und mit einemmal überfiel ihn Angst um sie.
    Es war eine unbestimmte Angst, die er sich nicht erklären konnte. Aber sie war da und bedrückte ihn.
    May Tsang riß ihn aus den Gedanken: »Er ist nicht zu Hause.«
    »Wer?« Er begriff nicht gleich.
    »Varnay.«
    »Und der andere?«
    »Fridkin? Vielleicht ist er um diese Zeit schon in seinem Büro?« Sie hob unschlüssig die Achseln.
    »Wir nehmen ein Taxi.«
    »Es sind nur ein paar Schritte von hier.«
    »Nur ein paar Schritte?« Er horchte auf.
    »Zum Whitney.«
    Er war überrascht. »Der Kurator?« Als sie es bestätigte, entschied er sich sofort: »Kommen Sie mit?«
    »Ja.«
    Um Zeit zu sparen, verließen sie den Laden durch den hinteren Ausgang, vorüber an der engen Toilette und dem kleinen Flur, wo sich Kisten und Kartons stapelten, so daß man kaum vorbeikam.
    Sie liefen an der Ecke in die vom morgendlichen Verkehr erfüllte Madison Avenue hinein, die zum Whitney-Museum hinunter leicht abfiel, hasteten zwei Blocks an den stockwerkhohen Blumenbehältern aus Messing entlang, überquerten auf der Höhe von EDWARDS HOUSEWARE schnell die Straße, indem sie einem Bus, mehreren Taxis und einem großen Lieferwagen auswichen, und Patrick stürmte voran über die kurze Brücke hinweg, auf den Eingang des Museums aus Sichtbeton zu, und May Tsang blieb außer Atem weit hinter ihm.
    »Noch geschlossen bis elf.« Er rüttelte am Knauf der gläsernen Tür und rief es May entgegen.
    »Zum Nebeneingang in der Fünfundsiebzigsten«, rief sie zurück.
    Er warf einen kurzen Blick über die betonierte Brüstung in den gepflasterten Graben, ob möglicherweise schon Leben hinter der hohen Fensterfront des zum Museum gehörenden tiefer liegenden Coffee-Shops sei. Die Stühle aber waren noch übereinandergestapelt.
    So rannte er über die Betonbrücke zurück, an den zwei offenen Telefonkabinen an der Ecke vorüber und in die Fünfundsiebzigste hinein.
    May war vor ihm in der schrägen, vom oberen Stockwerk überdachten Einbuchtung der Lieferantenzufahrt des Museums. »Hierher, Patrick.«
    Sie stand vor der verschlossenen hellgrauen Eisentür des Hintereingangs. In Kopfhöhe war seitlich eine Sprechanlage angebracht mit dem Hinweis: SPEAK 12 in. FROM BOX. Sie drückte den metallenen Klingelknopf.
    Aus der Membrane der Sprechanlage ertönte undeutlich die Stimme des alten Pförtners: »Wer ist da?«
    »Ich bin es, May Tsang, lassen Sie mich bitte hinein.« Sie sprach ganz nahe auf die Membrane ein.
    Doch die Tür blieb verschlossen, und die alte Stimme fragte stoisch: »Wer ist May Tsang?«
    »May Tsang von Kahn Antiques.«
    »Zu wem wollen Sie?«
    »Zu Mister Fridkin.«
    »Ich weiß nicht, ob er schon da ist.«
    Patrick drängte sie mit sanfter Gewalt zur Seite und sprach hastig in die Membrane: »Hier ist Hamilton. Wir müssen

Weitere Kostenlose Bücher