Auf einmal ist Hoffnung
irgendeiner x-beliebigen Expertise handeln.
Patrick ließ sich seinen Verdacht nicht anmerken. »Haben Sie mit Carrier persönlich gesprochen?« fragte er, als wolle er Browns Material gelten lassen.
»Ja. Warum?« Brown wurde hellhörig.
»Hat er noch immer Ärger mit seinem Arm?« Patrick ließ keinen Blick von seinem Gegenüber.
Brown schwieg, und seine Augen bekamen auf einmal etwas Stechendes.
»War es der linke oder der rechte?« fragte Patrick wie nebenbei und gab sich unschlüssig. »Können Sie mir weiterhelfen, Brown?« Täuschte er sich, oder flackerte Browns Blick tatsächlich kurz?
Es dauerte mehrere Atemzüge, bis Brown reagierte. »Sie fragen zuviel, Hamilton«, kam es eiskalt. Dann nahm er Patrick schnell sowohl die Expertise als auch Carriers angebliche Stellungnahme aus der Hand und schob beides in den Koffer zurück.
»Können Sie mir wirklich nicht mehr Beweise liefern?« fragte Patrick von oben herab, um den anderen noch stärker herauszufordern.
Doch der ließ sich auf nichts mehr ein. »Morgen früh um elf erfahren Sie, wo Sie die ersten Fünfhunderttausend deponieren sollen«, sagte er streng und dämpfte die Stimme, um keinen Mithörer zu haben. Er stand auf, holte seinen Mantel vom altmodischen Kleiderständer, nahm den Aktenkoffer an sich, ging die Treppe hinunter und verließ das Lokal.
13
Roberto Rocha richtete während des Flugs nach New York kaum einmal das Wort an seinen jüngeren Begleiter Zenon Menendez. Zenon aber schien grundsätzlich mundfaul zu sein. So ergab es sich, daß beide die Stunden bis zur Landung auf dem John F. Kennedy Airport weitgehend schweigend verbrachten.
Im Taxi nach Manhattan fuhren sie schon auf der Höhe des Meadow Lake, als Rocha den Dialog eröffnete. »Ist dir klar, daß ich jede Art von gewaltsamen Vorgehen ablehne?« Seine sonst einschmeichelnde, volle Stimme klang kühl. Als Menendez nicht reagierte, setzte er mit Nachdruck hinzu: »Oiga! Hast du verstanden?«
Wieder tat Menendez unbeteiligt. Er drehte Rocha den Rücken zu und sah angestrengt zum Wagenfenster hinaus, als beeindruckten ihn die gepflegten, kleinen Einfamilienhäuser im altenglischen Stil, die oberhalb des Parkways in langer Reihe im herbstlichgrauen Dunst standen.
Roberto Rocha dachte unwillkürlich an Telesphoro Vacas, der ihn heute gegen acht Uhr morgens in seinem Zhugulin persönlich zum Flughafen gebracht hatte. Als er ihn spöttisch gefragt hatte: »Traust du mir so wenig über den Weg?«, war dessen Antwort nur gewesen: »Ich habe auch Zenon Anweisung gegeben, dich nicht aus den Augen zu lassen.«
Noch heute früh bei dieser Fahrt nach José Marti, entlang der Plakattafeln, von denen Ho Chi Minh, Lenin oder Camillo Cienfuegos herunter lächelten, wäre Rocha früher bereit gewesen, aufgrund solcher Äußerungen in letzter Minute auszusteigen.
Nun aber verfolgte er eisern seinen Plan. Und dazu gehörte auch, daß ihm Menendez nicht durch Anwendung von Gewalt in die Quere kam. Er fuhr Menendez an: »Olga! Sitzt du auf den Ohren?«
Menendez wandte sich vom Fenster weg zu Rocha und grinste ihn herausfordernd an. »Ich werde dich rechtzeitig über unser Vorgehen unterrichten. Claro?«
Roberto Rocha antwortete nicht. Er würde seinen Plan unnötig gefährden, wenn er sich auf einen Streit einließe.
So schwiegen sie beide während des Restes der Fahrt, durch den Queens-Midtown-Tunnel hindurch, die Lexington Avenue hinunter, bis der Fahrer endlich nach der Vierundzwanzigsten Straße links an den Bordstein heranfuhr und vor dem Eingang des George-Washington-Hotels hielt.
Es war ein dunkler, schmuckloser Backsteinbau, sechszehn Stockwerke hoch, mit je dreiundzwanzig Fenstern auf einem Stockwerk, mit einem Eingang, der anscheinend vor nicht allzu langer Zeit renoviert worden war. Zwei Säulen flankierten die Drehtür, über der sich an der Außenfassade ein großes Bogenfenster spannte. Die Lobby war überschaubar. Links die schmale Theke mit einem vergitterten Aufsatz für CASHIER, anschließend die Reception mit dem Schlüsselkasten. An der verhältnismäßig niedrigen Decke ein kristallener Lüster. Direkt gegenüber der Drehtür die drei Aufzüge. Roberto Rocha prägte sich für später jede Einzelheit genau ein.
Ihre Zimmer lagen im elften Stockwerk nebeneinander. »Wir treffen uns in einer halben Stunde unten«, sagte Zenon Menendez bestimmt, ehe er seine Tür hinter sich zuzog.
Roberto Rocha beachtete ihn nicht und schloß ebenfalls die Tür hinter sich. Er ließ
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