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Auf einmal ist Hoffnung

Titel: Auf einmal ist Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Burk Michael
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geht es nicht gut, ich sehe es dir an.« Es klang mitfühlend.
    »Es geht mir blendend«, entgegnete sie und drehte sich ungehalten von ihm weg.
    »Nein, Jenny, das lasse ich nicht gelten. Ich fühle mich für dich verantwortlich. Du siehst erschreckend blaß aus und hast tiefe Ringe unter den Augen. Aber es kommt nicht von der Beleuchtung, wie du vorhin behauptet hast.« Er machte eine Pause, und sein Blick ruhte nachdenklich auf ihr. »Hast du Schmerzen?«
    »Nein«, sagte sie einsilbig.
    Er zögerte. Dann entschied er knapp: »Leg dich bitte auf den Rücken«, und stellte sich neben sie.
    »Ich bin nicht krank, du redest dir etwas ein«, verteidigte sie sich energisch und kam seiner Aufforderung nicht nach.
    Er ließ sich nicht beirren und forderte sie mit sanftem Nachdruck noch einmal auf, sich auf den Rücken zu legen. »Bitte, Jenny!«
    Sie tat es widerwillig. Er tastete fachmännisch wie ein Arzt ihre Bauchdecke ab. »Wo tut es weh? Hier?«
    Sie antwortete streitbar: »Habe ich dir nicht gesagt, daß mir nichts weh … He!« schrie sie vor Schmerz kurz auf.
    »Es ist die Milz«, sagte er beherrscht, »nicht umsonst hat mir mein Vater vier Semester Medizin verpaßt«, und er erklärte wie auswendig gelernt: »Im embryonalen Leben bildet die Milz rote Blutkörperchen, dann nur noch weiße. Sie speichert die wichtigen Aufbaustoffe der natürlich zerfallenden Blutkörperchen, vor allem das Eisen. Bei Infektionskrankheiten werden vermehrt weiße Blutkörperchen produziert, und deshalb schwillt die Milz an.«
    »Ich bin nicht krank!« sagte sie rechthaberisch und setzte sich aufrecht.
    »Doch, Jenny«, widersprach er ihr besonnen und beruhigte sie: »Aber es ist sicherlich nichts Schlimmes, du solltest nur unbedingt einen Arzt aufsuchen.« Auf einmal kam ihm ein freudiger Gedanke: »Mein Vater ist mit einem der besten europäischen Hämatologen bekannt, Professor Strobek in Wien. Und von Venedig nach Wien ist es nicht weit.«
    »Venedig? Wien? Was soll das?« fragte sie mißtrauisch. »Ich habe es dir gestern schon angedeutet«, antwortete er in Vorfreude, »aber da hast du leider keine Zeit gehabt, mich anzuhören. Erinnerst du dich an unsere Reise nach Venedig?«
    »Es waren zwei schöne Tage«, sagte sie unbeteiligt.
    »Du hast damals einen Wunsch ausgesprochen, erinnerst du dich?«
    »Nein.«
    »Du erinnerst dich nicht?« Er glaubte ihr nicht und setzte schwärmerisch hinzu: »Du hast damals gesagt: Wenn ich einmal heirate, möchte ich es am liebsten hier in Venedig tun. Wörtlich!«
    »Und?«
    »Jetzt ist es soweit, Jenny. Wir heiraten nächste Woche in Venedig.« Es klang wie ein Triumph.
    Sie sah ihn entsetzt an und brachte kein Wort heraus.
    Er steigerte sich derart in eine Überschwenglichkeit hinein, daß er ihre Reaktion gar nicht wahrnahm und begeistert fortfuhr: »Es war ein glücklicher Zufall. Ein Nachfahre des früheren Dogen Barbia möchte mit mir ins Geschäft kommen. Der Nachlaß seines Palazzos ist überwältigend. Wir werden mindestens zwei Wochen in Venedig sein. Im Bauer Grünwald wohnen. Oder im Danieli oder im Gritti Palace. Wir werden die Akademie besuchen, die Galleria Franchetti, das Museum Correr. Und es soll dir dein großer Wunsch erfüllt werden – unsere Hochzeit in Venedig.« Er breitete die Arme aus, als wolle er die ganze Welt umarmen.
    »Nein.« Sie stieß das Wort unterdrückt hervor, und auf ihrem Gesicht breitete sich Ratlosigkeit aus.
    »Nein?« Er glaubte sich verhört zu haben.
    »Nein.« Diesmal klang ihre Stimme fest.
    »Ich verstehe nicht …?«
    »Ich kann nicht.«
    »Was kannst du nicht? Dich nicht für zwei Wochen von der New Broadway Dance Company lösen?« fragte er verständnislos.
    »Ich kann nicht mitkommen.«
    »Warum?« Aus ihm sprach Verärgerung. Er war vollkommen durcheinander, setzte sich in den nächstbesten Sessel und verschränkte die Arme vor der Brust.
    »Ich habe ein Engagement bekommen«, sagte sie offen. Er sah sie entgeistert an. Seine Hände umkrampften die Lehnen des Sessels. Er konnte nicht begreifen, daß ihr das Tanzen wichtiger war als ihre Hochzeit. Ihm war, als habe er Jennifer all die Jahre nie wirklich gekannt. Er sagte mehr zu sich: »Wegen eines Engagements …?«
    »Eines Engagements an die Met«, ergänzte sie.
    »Und wenn es ein Engagement nach Moskau, London oder sonstwohin wäre! Es will mir nicht in den Kopf!«
    »Es gibt kein wichtigeres Engagement als das an die Met. Es ist ein Vertrag über zwei Jahre.«
    »Zwei Jahre?

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