Auf einmal ist Hoffnung
auseinander.
Als Patrick Hamilton das Lokal durch den gläsernen Windfang betrat, sah er sich unschlüssig um. Er entdeckte keinen Tisch, an dem nur ein einzelner Mann saß.
»Kann ich Ihnen helfen, Sir?« Eine der adrett in Weiß und Grün gekleideten jungen Serviererinnen lächelte ihn an.
»Ich suche einen Mann namens Pitisti.« Er hatte den Vormittag mehr oder weniger mit Warten auf den Mittag verbracht, auf ›Pitistis‹ angekündigten Anruf. Als der Anruf dann endlich gekommen war, hatte ›Pitisti‹ ihm lediglich mitgeteilt, daß er hier in diesem Restaurant ein Gespräch mit ihm führen wolle.
»Der Herr sitzt oben, Sir«, antwortete die Serviererin und deutete zu einer kleinen geschwungenen Holztreppe.
Jetzt erst bemerkte er die Balustrade über sich. Er ging die steile Treppe hoch. Der Mann, der sich Pitisti nannte, saß in der linken hinteren Ecke, mit dem Gesicht zum Fenster. Groß, schlank, mit dunkler Sonnenbrille. Als er Patrick sah, winkte er ihn zu sich heran.
»Ist das nicht ein besonders hübsches Lokal?« Er tat, als seien sie alte Freunde.
»Meine Zeit ist knapp«, entgegnete Patrick kühl, setzte sich und zündete sich eine Zigarette an. Um nicht aufzufallen, bestellte er sich einen gemischten Salat und Kaffee.
Die Teller auf dem Tisch deuteten darauf hin, daß der andere schon gegessen hatte.
»Sie werden Zeit haben«, sagte er und lächelte überlegen, »das Beweismaterial kann ich nämlich leider nicht aus der Hand geben.«
»Sie wollen doch nicht sagen, daß ich hier zu einer Entscheidung kommen muß?« Patrick kniff die Augenbrauen zusammen, und seine Stimme klang verärgert.
»Es gibt keine andere Möglichkeit«, sagte der Unbekannte verbindlich, als wären sie in ein angenehmes Gespräch vertieft.
Sie diskutierten eine geraume Weile darüber, ob es Patrick zugemutet werden konnte, sich ohne weitere Absicherung sofort zu entscheiden, aber sie kamen zu keinem Ergebnis. Patrick zog hastig ein paarmal an seiner Zigarette, zwang sich zur Ruhe und sagte: »Bevor ich Sie überhaupt anhöre, will ich ihren wirklichen Namen wissen.«
»Darauf habe ich schon gewartet.« Der Mann lächelte amüsiert. »Aber ich glaube kaum, daß er Ihnen etwas nützt. Ich heiße Brown. Sind Sie jetzt zufrieden?«
Patrick überhörte es. »Warum haben Sie sich Pitisti genannt?«
»Hatte ich nicht recht? Hatten Sie nicht sofort nachgeforscht, ob Sie es mit einem Kunstexperten zu tun haben?« Wieder überging Patrick die Frage des anderen. »Wo steckt der wirkliche Pitisti?«
»Den gibt es nicht mehr. Eine dumme Lungenentzündung …« Ein Achselzucken sollte Anteilnahme vortäuschen. Patrick drang nachhaltig in Brown, um Näheres über dessen Verbindung zu Pitisti zu erfahren. Brown aber wich jeder noch so geziehen Frage überlegen aus,
»Kommen wir zum Geschäft.« Patrick drückte die Glut der Zigarette im Sandaschenbecher aus. Er wurde nervös.
Brown bückte sich stillschweigend nach seinem Aktenkoffer, der neben ihm stand, öffnete ihn, holte ein paar Bogen Papier hervor und übergab sie Patrick wortlos. Es war eine Expertise.
Patrick studierte sie eingehend. Nach einer Weile senkte er die Blätter, und um seine Mundwinkel breitete sich ein abschätziges Schmunzeln aus. »Ist das alles?«
»Bestehen Sie etwa darauf, daß ich Ihnen zuliebe Goya selber zum Leben erwecke und als Zeuge anbringe?« Brown machte sich über Patrick lustig.
»Ist es tatsächlich Ihr ganzes Material?« Patrick blieb ernst und ließ den anderen nicht aus den Augen.
»Mein Material ist wasserdicht.«
»Das haben Sie mir schon gestern gesagt. Wenn Sie nicht mehr anführen können, ist die Unterredung für mich zu Ende.« Patrick war sich seiner Sache nicht sicher und bluffte. Er wollte Brown dazu bringen, auch das letzte Beweisstück vorzulegen.
Browns Lippen wurden schmal. Er überlegte. Dann griff er noch einmal in den Aktenkoffer und zog ein einzelnes Blatt heraus. Ehe er es Patrick übergab, sagte er gewichtig: »Gegen Professor Carrier werden Sie wohl nichts einzuwenden haben?«
Patrick kannte Carrier als ehrenwerten Mann. Er las aufmerksam dessen Stellungnahme zu der ausführlichen Expertise. Seine Unsicherheit nahm zu. Sein Unterbewußtsein aber sagte ihm, daß irgend etwas an der Sache nicht stimmte. Und auf einmal wußte er, wo er den Hebel anzusetzen hatte.
Carriers Stellungnahme bezog sich lediglich in der Überschrift auf Goya. Bei der übrigen Erklärung konnte es sich ebensogut um das Urteil zu
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