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Auf einmal ist Hoffnung

Titel: Auf einmal ist Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Burk Michael
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steh ich.«
    Er beachtete sie nicht, und sie lief hinter ihm her zur Lobby, die von mächtigen eckigen Säulen beherrscht wurde und vom tiefen Blau der Wände und Decken, vorüber an den Kassen, an der Peacock Alley, die verspielt wirkte, mit dem nachgeahmten arabischen Minarett und den weißen, schmalen Säulen, die sich nach oben zu Palmenblättern öffneten und zur Decke hin sanftes Licht spendeten.
    Die breite Freitreppe hinunter, durch eine der messingbeschlagenen Drehtüren, und dann standen Dick Wehovsky und Lucie Sunderland auf der Park Avenue. Es nieselte.
    Lucie, die Dick um einen Kopf überragte, warf einen flüchtigen Blick in die Runde, als gehöre die Straße ihr.
    Sofort war ein Bellman zur Stelle. »Taxi, Sir?« Dick nickte. Gleich darauf hatte der Uniformierte ein Taxi herangepfiffen. Dick ließ sich ins Polster sinken: »Madison, Ecke Achtzigste.«
    Als sie ausstiegen, merkte er, wie Lucie zögerte. »Komm schon!« herrschte er sie an, und sie folgte ihm auf die andere Straßenseite.
    Es gab hier fast nur Antiquitätenläden und Galerien. Den Gehsteig säumten stockwerkhohe, metallene Blumenbehälter voll hellgelber Astern und gestalteten die Straßenfront besonders freundlich.
    Dick flüchtete vor dem Niesehegen kurz unter die verblichene Markise von GREENS ANTIQUES, dann zog er Lucie mit sich weiter.
    Die exklusive GIMPEL & WEITZENHOFFER GALLERY NEW YORK, ZÜRICH. LONDON lag an der Ecke zur Neunundsiebzigsten. Gleich daran schloß die BREWSTER GALLERY an, dann kamen die fünf Stufen, die zu PERLS GALLERY hinunterführten, direkt daneben lagen die GRAHAM GALLERY, der Laden GUSTAV BERGERS, einem Gemälderestaurator, und der Laden von JAMES GRAHAM & SONS.
    Vor jedem der Läden blieb Dick einen Augenblick interessiert stehen, als wolle er sich an das Milieu dieser Geschäfte gewöhnen.
    Lucie aber hatte dafür keinen Blick. Sie fühlte sich mehr von G & M-PASTRIES angezogen, dem schmalen, engen Laden nach der Achtundsiebzigsten, im Zuckerbäckerstil ausgestattet. Durch dessen halbverglaste Eingangstür ging man zwei Stufen hinunter zur winzigen Theke, hinter der sich in den Regalen die feinsten Kuchen, Torten, Gebäck und Brote stapelten.
    Als Dick kurz danach stehenblieb, vor dem schmucklosen, dreistöckigen, modernen Häuserblock von PARK BERNET, war Lucie verschwunden.
    Er fand sie einen Block weiter, vor den zwei kleinen Fenstern der CAVIARTERIA, dem Spezialgeschäft für Beluga-, Malossol-, Russian Kamchatka-, Iranian- und allen anderen Sorten von Kaviar. Sie stand unter der verwaschenen rot-weiß gestreiften Markise und versuchte durch das Schaufenster mit dem Inhaber zu flirten, der ihr jedoch den Rücken zudrehte.
    Dick kochte innerlich. »Los, komm mit!« Er packte sie ärgerlich am Arm. Seine Stimme wollte ihm nicht mehr so recht gehorchen. Er hatte zuviel Champagner in sich.
    »Wohin?« fragte sie schrill und tat ahnungslos.
    »Bist du besoffen?« wies er sie zurecht.
    »Bist du es nicht?« gab sie zurück.
    »Mach keine Zicken!« Es klang drohend. Dann ging er voran über die Straße, und Lucie folgte ihm zögernd.
    Vor dem Schaufenster eines besonders großen Antiquitätenladens blieb er stehen und hob den Blick. MONROE M. KAHN. Der Name lief in großen Goldbuchstaben über die ganze Häuserfront.
    »Das ist es«, sagte er schwärmerisch und drehte sich zu Lucie um.
    Sie lächelte ihn stumpfsinnig an. »Was ist was?«
    »Unser Laden.«
    »Nein«, sagte sie bockig.
    »Du redest Scheiße, er ist es!« sagte er unmißverständlich.
    »Nein, ich will nicht.«
    »Treib mich nicht zur Weißglut!« Vor Zorn schoß ihm das Blut in den Kopf.
    »Ich muß nicht jeden perversen Spinner bedienen«, sagte sie standhaft. Es schien, als habe sie auf einmal einen Lichtblick.
    Für einen Moment war er sprachlos. Darm drohte er ihr mit unterdrückter Wut: »Mein Draht zu Shapiro ist besser als deiner.«
    Sie blieb ungerührt: »Du kannst mich mal.«
    Er ging nicht darauf ein und sagte leise: »Und wenn ich ihm eine Rechnung von meinem Doktor schicke?« Es klang gefährlich.
    »Du bist 'n gemeiner Scheißer«, gab sie ihm ebenso leise heraus, und ihre Augen blitzten feindselig. Sie gab sich geschlagen.
    Gemeinsam betraten sie den Laden. Ein dumpfer Summton zeigte ihr Kommen an. Niemand war zu sehen. Sie gingen eine Weile unschlüssig herum, zwischen Bureau Bookcases aus der Hepplewhite-Periode, Sheraton-Stühlen, viktorianischen Tischen aus Mahagoni und ein paar erlesenen wuchtigen deutschen

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