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Auf einmal ist Hoffnung

Titel: Auf einmal ist Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Burk Michael
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ein. Wenn sie in dieser Beziehung überhaupt auf einen Menschen hört, dann auf Sie, May.«
    Sie starrte ihn beeindruckt an, und ihre Kehle war wie zugeschnürt. Sie glaubte, daß er etwas Sinnloses von ihr erwartete.
    Als sie nichts entgegnete, sagte er abschließend und kaum hörbar: »Bitte, May, helfen Sie mir. Ich möchte meine Tochter nicht verlieren.« Aus ihm sprach Verzweiflung.

21
    Sie brachten den Nachmittag quälend langsam hinter sich. Dick Wehovsky lag in seinem blau-rot gestreiften Bademantel auf dem Bett, hatte die Arme im Nacken verschränkt und starrte gegen die Zimmerdecke. Lucie Sunderland hatte sich mittlerweile notdürftig wieder mit dem schwarzseidenen, geschlitzten Rock bekleidet und saß mit nackten, schweren Brüsten träge vor dem laufenden TV-Apparat.
    Sie schwiegen. Ab und zu rauchten sie eine Zigarette, tranken einen Schluck Champagner, benutzten abwechselnd einmal das Badezimmer. Es war, als ob sie einander aus dem Weg gehen wollten.
    Von der Park Avenue drang nach wie vor das unaufhörliche Hupkonzert der Autos durch das hochgeschobene Fenster die zwölf Stockwerke herauf. Das Zimmer lag im Halbdunkel.
    Es ging auf fünf zu. Der Verkehr auf der Park Avenue hatte zugenommen. »Ich möcht 'n California Dog.« Lucie räkelte sich im Sessel.
    Dick antwortete nicht.
    »He, ich hab Hunger!« Sie wandte sich zu ihm um.
    »Hier gibt's kein California Dog«, sagte er stoisch, mit dem Blick zur Decke.
    »Dann 'n New York Dog.«
    »Du bist hier in 'nem vornehmen Hotel«, sagte er, ohne seine Lage zu verändern, »hier gibt's weder Sauerkraut noch Würstchen.«
    »Mir zieht sich der Magen zusammen, bestell mir was.« Ihre schrille Stimme wurde eindringlich.
    »Okay, du kannst 'n Roast Beef Sandwich haben oder eins mit Corned beef, oder 'n Saimón Parisienne.«
    Sie überlegte kurz und entschied: »Ich nehm das, was du zuletzt gesagt hast«, und setzte begriffsstutzig hinzu: »Was 'n das?«
    »Französischer Lachs.« Seine Stimme klang ungeduldig.
    »Französischer?« sagte sie geziert mehr zu sich selbst, als finde sie den Gedanken ekelerregend.
    »Du nervst mich.« Er zog sich das Telefon heran, wählte den Room-Service und bestellte: »Einmal Double Ribo; French Lamb Chop für Zwölfzweiundzwanzig.« Er wollte sie bei Laune halten.
    Ihr Kommentar dazu war: »Scheißhotel.« Dann glotzte sie wieder ins Fernsehen.
    Die Bestellung kam. Lucie versank im Sessel und hielt sich die Arme vor die nackten Brüste. Er öffnete dem Kellner, unterschrieb die Rechnung, der Kellner rollte den Wagen mit der leeren Flasche aus dem Zimmer, und Dick legte die Kette wieder vor.
    Lucie aß mit Heißhunger. Als sie fertig war, wischte sie sich mit dem Handrücken das Fett vom Mund. »Haste noch 'n Schluck?«
    Er hörte nicht hin. »Wir gehn jetzt«, sagte er bestimmt und verschwand im Ankleidezimmer. Wenig später war er fertig zum Weggehen.
    Sie aber saß noch immer mit bloßen Brüsten vor dem TV-Apparat.
    »Mach schon.« Mit einer Handbewegung trieb er sie zur Eile an.
    Sie zog sich an und sagte von oben herab: »Du bist 'n echter Spinner. Du liegst stundenlang wie tot auf 'm Bett, und plötzlich haste Hummeln im Hintern.«
    Er ging nicht darauf ein und erklärte ihr mit Nachdruck »Hör mir gut zu, wir gehn genau nach Plan vor, du tust nur das, was ich dir jetzt sage!«
    »Du bist wirklich 'n Spinner.« Sie nahm ihn nicht ernst.
    »Du gehst als erste in den Schrank, hörst du?«
    »In was für 'n Schrank?« Sie sah ihn mit offenem Mund an.
    »Im Antiquitätenladen.« Er betonte ärgerlich jede Silbe.
    »Ich dachte, das war nur 'n Witz?« Sie lachte unnatürlich. »Also, du gehst zuerst rein, okay?« Er ließ keinen Zweifel daran, daß er sonst unangenehm werden würde.
    »Wenn du meinst«, antwortete sie eingeschüchtert.
    »Ich lenke inzwischen das Personal ab, hörst du?«
    »Okay, ich versteh schon«, sagte sie ungeduldig. In ihren Augen stand die blanke Angst. Als er weitersprechen wollte, unterbrach sie ihn dümmlich: »Aber ich weiß nicht, in welchen Schrank.«
    »Ich zeig ihn dir.« Er war nahe daran, die Beherrschung zu verlieren, und atmete tief durch. Dann ging er zur Tür, schob die Kette weg und drehte sich um: »Vergiß deinen Mantel nicht.«
    Sie fuhren mit dein Lift hinunter. Sie traten hinaus in die Ladenstraße des Hotels, Lucie hielt beim Juwelierladen kurz an, schleuderte ihre Handtasche am Riemen achtlos im Kreis und rief Dick zu, der weitergegangen war: »Auf so'n Halsband für achttausend

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