Auf einmal ist Hoffnung
fiel, stieß ihm seine Faust mit vollem Körpergewicht in die Magengrube, daß der Mestize vor Schmerz aufschrie, war gleich darauf bei der Tür, die zur Feuertreppe führte, drückte sie auf und rannte, so schnell er konnte, die Stufen zum zweiten Stockwerk hinunter.
Dort kam er auf der Hinterbühne an. Die alte Stimme des Auktionators rief gerade, ebenso unpersönlich wie bei allen vorherigen Bildern, den Goya als letztes Bild auf. »Nummer einhundertzweiunddreißig: Francisco de Goya, ›Gärtner in Bordeaux‹. Achtzehnhundertdreiundzwanzig in Bordeaux gemalt. Exposés von Professor Pierre du Touchet, Louvre, Paris, Professor Antonio Sanjurjo, Prado, Madrid, und Professor Nelson Davenport, Metropolitan Museum, New York. Zwei Millionen Dollar. Gebote nur in Zehntausendern.«
Unwillkürlich warf Patrick einen schnellen Blick auf das Bild, das von der Drehbühne an ihm vorbei zum Publikum geschwenkt wurde. Einen Augenblick war er mit seinen Gedanken bei der Auktion. Aber sowohl der für den Goya mögliche Endpreis als auch der Mann, der sich Brown nannte, waren ihm jetzt gleichgültig. Er trat an die Rampe, und seine Augen suchten Karen. Er entdeckte sie zwischen den Stehplatzbesuchern unter der Empore, wo auch er vorhin gestanden hatte. Rasch ging er die paar Stufen der schmalen, hölzernen Treppe zum Saal hinunter und an der Wand entlang zur Empore.
Karen sah ihn kommen und ging ihm, im Rücken der Zuschauer, schnell ein paar Schritte entgegen. »Ich habe mir schon Sorgen um Sie gemacht, Sir«, sagte sie mit gedämpfter Stimme und fügte aufgeregt hinzu: »Der Mann kam mir gleich verdächtig vor.«
Er unterbrach sie sanft: »Alles okay«, zog sie am Arm hinaus in den Ausstellungsraum, erzählte ihr in wenigen Worten hastig, was vorgefallen war, und setzte hinzu: »Wissen Sie etwas von dieser grünen Tasche?«
»Nein, ganz gewiß nicht, Sir.«
»Wir müssen schnell handeln. Die Kerle sind gefährlich. Bis wir die Polizei holen, kann es zu spät sein. Ich werde ein paar Tage untertauchen und mit Ihnen telefonisch Verbindung aufnehmen.«
»Aber wie wollen Sie das Haus verlassen, ohne den beiden womöglich in die Hände zu laufen?« Sie hatte Angst um ihn.
»Keine Sorge, Karen. Gehen Sie jetzt los und versuchen Sie die Polizei zu erreichen. Vielleicht funktioniert noch der Apparat in der Lobby. Wenn nicht, gehen Sie hinüber zu Brewster, der ist sicher noch im Laden.« Brewsters Gallery war ganz in der Nähe.
Er war mit seinen Anweisungen kaum fertig, da lief er schon wieder zurück in den Saal. Unter den vielen Menschen fühlte er sich sicher. Er hörte gerade noch den Zuschlag des Auktionators für den Goya: zwei Millionen und zweihundertfünfzigtausend. Ein guter Preis, dachte er und gesellte sich zu der Gruppe von Diskutierenden, die sich sofort um Nelson Davenports hünenhafte Gestalt bildete.
Der allgemeine Aufbruch setzte schlagartig ein. Stühle wurden geschoben, Hände zum Abschied geschüttelt, die Menschen drängten nach draußen, zu den beiden Lifts. Patrick blieb neben Davenport und verwickelte ihn in ein Gespräch. Plötzlich wurde ihm heiß. Vor den Lifts standen die beiden Männer, denen er entkommen war. Sie warteten offenbar auf ihn.
»Es ist besser, wir nehmen die Treppe«, sagte er rasch zu Davenport und seinem Anhang, »wir sind so viel schneller unten.«
Davenport war einverstanden. Menendez und Rocha kamen nicht an Patrick heran. Unten auf der Straße richtete es Patrick so ein, daß er mit Davenport und drei anderen Männern gemeinsam in ein Taxi stieg.
Menendez und Rocha waren abgedrängt, bekamen kein Taxi. Sie entschlossen sich, ihren eigenen Wagen zu nehmen. Doch bis sie den Cutlass auf die Madison Avenue manövriert hatten, war das Taxi mit Patrick schon längst außer Sichtweite.
2
Auch am Abend hielt der Nieselregen an. In der Straßenbeleuchtung wirkte er wie starker Dunst. An der Ecke Mercer Street verließ Jennifer Kahn das Taxi und ging noch schnell hinüber zu Carlo Pelosi. Sie lief die paar Stufen hinunter und atmete genüßlich den Geruch von Frischgebackenem ein. »Zwei Corn Fritters«, bestellte sie gutgelaunt.
Carlo, ein junger Mann mit allen positiven italienischen Eigenschaften, fragte sofort hellhörig: »Haben Sie einen großen Hit gelandet, Jennifer?«
»Sieht man es mir an?« fragte sie ausgelassen zurück.
»Darf ich Ihnen ein Kompliment machen? Sie waren schon immer das hübscheste Mädchen im ganzen Village, aber heute sind Sie sicher das hübscheste
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