Auf einmal ist Hoffnung
wenigen Augenblicken umgebracht worden. Gegenüber von seinem Laden näherte sich die Auktion bei ›Salesby‹ ihrem Ende. Alle Menschen im Saal warteten gespannt darauf, daß der Goya aufgerufen würde.
Es war auf dem zweiten Stockwerk, ein achteckiger Raum, der einem kleinen Theatersaal glich. Zehn Stuhlreihen zu jeweils dreißig Plätzen, unterteilt durch zwei schmale Gänge, genügten im allgemeinen, um die Interessenten aufzunehmen.
Heute aber herrschte eine derart drangvolle Enge, wie Patrick Hamilton sie schon seit langem nicht mehr registriert hatte; es mochten gut und gern sechshundert Menschen hier sein. Obwohl die Airconditioning auf Hochtouren lief, war die Luft unerträglich stickig.
Patrick saß auf seinem angestammten Platz neben dem kanzelartigen Pult des Auktionators, mit dem Gesicht zum Publikum. Er verfolgte genau jeden Aufruf, und sein Blick ging scharf durch die Stuhlreihen. Den Mann, der sich Brown nannte, hatte er bis jetzt nirgendwo entdecken können.
Noch zehn Bilder waren aufzurufen. Die Stimme des ältlichen Auktionators klang unpersönlich. »Nummer einhundertdreiundzwanzig: Bärtiger mit weißem Turban. Aus der Schule von Salvator Rosa. Ungefähr sechzehnhundertsechzig in Rom gemalt. Zweitausend Dollar. Gebote in Hundertern.«
Auf der schwarzen Computer-Anzeigetafel, die über der Kanzel hing, erschienen in schneller Folge die Zahlen der Gebote, sowohl in US-Dollar als auch in englischen Pfund, holländischen Gulden, italienischen Lire, japanischen Yen und deutschen Mark.
Patrick erhob sich leise und ging an der mit grauem Stoff bespannten Wand entlang unter die hintere Empore. Von hier aus hatte er einen noch besseren Überblick auf die Menschen im Saal. Brown aber schien nicht hier zu sein.
Zufrieden stellte Patrick fest, daß der telefonische Dienst mit den Kunden außer Haus reibungslos funktionierte. An allen Telefonen, die an den Wänden entlang angebracht waren, wurde hektisch geordert. Die Klienten, die nicht öffentlich auftreten wollten, sorgten auch diesmal für den höchsten Umsatz.
Auf der Bühne hatte sich mittlerweile der rotbraune Samtvorhang lautlos geöffnet, und auf der Drehbühne war das Bild mit der Nummer einhundertdreiundzwanzig nach vorne geschwenkt worden. Es dauerte keine zwei Minuten, dann war es für achttausendfünfhundert Dollar ersteigert. Jetzt befanden sich noch neun Bilder in der Auktion.
In diesem Augenblick trat Karen, Patricks dunkelhäutige Sekretärin, erregt auf ihn zu. Sie hatte ihn überall im Raum gesucht und war außer Atem. »Entschuldigen Sie, Sir. Ein Mann verlangt Sie ganz dringend zu sprechen.« Sie dämpfte die Stimme, so daß sie die Klienten um sie herum nicht störte.
»Brown?« Patrick blieb gelassen.
»Nein, Sir, ein Fremder.«
»Was will er?«
»Das sagte er nicht. Er sagte nur, es sei ganz dringend.«
»Wo ist der Mann?«
»Hier oben, Sir, bei den Lifts.«
Patrick überlegte kurz und entschied: »Kommen Sie mit, Karen.«
Sie verließen den offenen Saal, überquerten mit schnellen Schritten den kleinen Ausstellungsraum, gingen am Tisch mit den Getränken vorbei und auf die Lifts zu. »Das ist Mister Hamilton«, erklärte Karen dem hochgewachsenen, schlanken Mann mittleren Alters, der einen gepflegten, schwarzen Schnurrbart trug.
»Sie wollen mich sprechen?« fragte Patrick sachlich. Mit seinen Gedanken war er im Saal bei der Auktion. Er hatte nicht die Absicht, sich mit dem Fremden in ein längeres Gespräch einzulassen.
»Ja«, sagte der Mann, »und am besten allein.«
»Meine Zeit ist knapp«, antwortete Patrick kühl, und nervös an Karen gewandt: »Beobachten Sie den Saal.« Er bezog es auf Brown.
»Ja, Sir.« Sie ging zurück zur Auktion.
Sie war gerade außer Sichtweite, als sich ein zweiter Mann dicht neben Patrick stellte. Er war offenbar schon in der Nähe gewesen, Patrick hatte ihn nur übersehen. Dieser Mann war groß und kräftig, ein Mestize. Er drückte Patrick den Lauf einer von seinem Mantel abgedeckten Pistole in die Hüfte und sagte leise: »Gehn wir in Ihr Büro.« Es war ein Befehl.
Patrick war einen Atemzug lang geschockt. Doch er zwang sich zur Ruhe, antwortete: »Mein Büro liegt ein Stockwerk höher«, und drückte auf den Liftknopf.
Kaum eine halbe Minute später fuhren sie zu dritt ins nächste Stockwerk hoch und direkt in Patricks Büro. Ehe er sich versah, begann der Mestize mit einer Durchsuchung des Schreibtisches, des Schrankes, der Regale, auch in Karens Raum, fegte mit
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