Auf einmal ist Hoffnung
zu Patrick um.
Der nannte seinen Namen und stellte auch Jennifer vor.
»Sind Sie beide angemeldet?« Sellenstett kniff die Augen zusammen.
»Nein«, antwortete Patrick offen.
»Dann tut es mir leid«, sagte Sellenstett kühl, »auch wenn Sie um die ganze Erde geflogen wären.«
»Wir haben nur zweieinhalb Stunden Aufenthalt«, wandte Patrick ein.
»Muß ich es Ihnen wirklich erklären?« sagte Sellenstett hochmütig und gab sich die Antwort gleich selbst: »Nein, Sie wissen nur zu gut, daß ich auf diese Weise überhaupt nicht mehr zum Arbeiten käme.« Und schroff: »Es tut mir leid, aber ich bitte Sie noch einmal, mein Zimmer zu verlassen. Ich will nicht die Wärter bemühen.«
»Bemühen Sie ruhig die Wärter«, erwiderte Patrick bestimmt und fühlte sich seiner Sache sicher, »wir wollen Sie nicht von der Arbeit abhalten, aber wir gehen auch nicht eher, bevor Sie uns nicht unsere Frage beantwortet haben, deretwegen wir hierhergekommen sind.«
»Was erlauben Sie sich!« Sellenstett war sprachlos. Seine helle Stimme schwankte.
Jennifer erkannte, daß sich die Situation zu ihren Ungunsten zuzuspitzen drohte, und sagte versöhnlich: »Sie haben in der vergangenen Woche meinem Vater einen Brief geschrieben.« Sie holte das Schreiben aus ihrer Tasche und hielt es ihm hin.
Er nahm es skeptisch an sich und überflog es kurz. Dann behielt er es in der Hand und hob den Blick. »Im Moment kann ich mich an den Fall nicht erinnern.« Es war eine Absage.
Doch Patrick blieb hartnäckig. »Der Brief hat ein Aktenzeichen. Vielleicht weiß einer Ihrer Mitarbeiter Bescheid.«
Sellenstett fühlte sich in die Enge getrieben. »Meine Sekretärin ist für heute mit Arbeit eingedeckt. Es bleibt Ihnen nichts anderes übrig, als morgen wiederzukommen.«
»Und Doktor Hellgrup?« hielt Patrick dagegen.
»Hellgrup? Wieso? Kennen Sie ihn?« Sellenstetts Augen wurden wieder schmal.
»Ich kenne ihn nicht, ich weiß nur, daß er Ihr Assistent ist«, sagte Patrick sachlich, »vielleicht kann er sich an unseren Fall erinnern?«
»Hm.« Sellenstett überlegte kurz, legte den Brief achtlos auf den Tisch, schob den Ärmel zurück, sah auf seine Armbanduhr und stellte distanziert fest: »Er ist sicher auch schon weg.«
»Nein«, entgegnete Patrick, »er ist noch da. Können wir ihn nicht fragen?«
Sellenstett schwieg. In ihm arbeitete es. Aus den Augenwinkeln heraus beobachtete er Patrick mißtrauisch. Dann beugte er sich wortlos über den Tisch und betätigte die Sprechtaste. »Hellgrup bitte.« Unwillkürlich behielt er das Englisch bei.
Wieder überlegte er, trat an das Regal und suchte einen bestimmten Aktenordner. Als er ihn gefunden hatte, schlug er ihn auf und las stumm eine der engbeschriebenen Seiten. Jennifer und Patrick waren für ihn eine Weile nicht mehr vorhanden.
Erst als die Tür ging, sah er auf. Es war Hellgrup. Er trug ebenfalls einen weißen Arztmantel und behielt die Hand auf dem Türknauf. »Ja?« fragte er Sellenstett mit voller Stimme, ohne Jennifer und Patrick zu beachten. Ein kleiner, rundlicher Mann, mit struppigem Schnauzbart, wallendem Haar und freundlicher Ausstrahlung.
»Mir ist plötzlich, als wäre den Chinesen bei ihrem Ösophagus-Test ein winziger Fehler unterlaufen«, antwortete Sellenstett gedankenversunken. »Wollen wir die Sache noch mal gemeinsam durchgehen?« Er sprach noch immer englisch.
»I morgon?« fragte Hellgrup.
»Ja.« Sellenstett nickte. Als Hellgrup die Tür schon wieder von außen schließen wollte, hielt Sellenstett ihn mit einem »Da ist noch etwas« zurück.
»Ja?« Hellgrup blieb in der offenen Tür stehen.
Sellenstett schlug den Ordner zu, stellte ihn wieder ins Regal und führte mit Hellgrup einen längeren Dialog auf schwedisch. Patrick und Jennifer spürten deutlich, daß es dabei um sie und um den Brief ging.
Dann verließ Hellgrup das Zimmer. Sellenstett wandte sich an Patrick, sprach erneut englisch, und seine Worte kamen herb: »Aus dem Brief geht unsere Antwort klar hervor.« Er nahm den Brief vom Tisch und reichte ihn Patrick. Für ihn war die Angelegenheit erledigt.
»Der Stimme nach hat das Telefongespräch vorgestern mit mir Doktor Hellgrup geführt«, ließ Jennifer sich vernehmen und rührte sich nicht von der Stelle.
»Ja«, sagte Sellenstett, »er hat es mir bestätigt. Aber er hat mir auch gesagt, daß er Ihnen unmißverständlich mitgeteilt hat, daß wir in diesem Fall keine Stellungnahme abgeben können.«
»Er hat nur gesagt, daß er es übers
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