Auf eiskalter Fährte. Abrechnung im Yukon (German Edition)
Profiteure dieses Goldbooms.
Es ist Nachmittag und die Kälte lässt sie frösteln. Schneeflocken tanzen durch die kristallklare Luft. Es wird schnell dunkel in diesen Breiten. Und der Winter wird bald mit ganzer Härte zuschlagen. Hendrik drängt die beiden zur Eile. Er will schnell heraus aus der Stadt. Solche Menschenmassen mag er nicht. Und überhaupt mag er Städte nicht.
Im Vorbeigehen bemerkt Clay einige Gestalten, die nicht so recht in das Bild der sich drängenden Menschen passen wollen. Sie tragen schwarze, neumodische Anzüge, wie er sie schon in Seattle gesehen hatte. Mit feinen Westen, weißen Hemden und komischen Krawatten. Dazu schwarze, merkwürdige Hüte mit runden Kronen. Außerdem lungern sie nur auf den Bürgersteigen herum und machen keinerlei hektischen und betriebsamen Eindruck, wie alle anderen hier in der Stadt. Irgendwie passen sie nicht so recht in das Bild. Einer der Schwarzgekleideten blickt zu ihm herüber. Ein düsterer, prüfender Blick trifft Clay. Hendrik bemerkt Clays Blicke und zieht ihn schnell weg. Dann raunt er ihm zu. „Geh diesem Gesindel aus dem Weg. Die taugen alle nichts. Nehmen nur die Leute aus und betrügen alles und jeden. Eine reine Gangsterbande ist das. Sie gehören alle zu Soapy Smith.“ Verständnisvoll nickt Clay, während sie ihren Weg fortsetzen.
Alsbald kommen sie in eine ruhige Nebenstraße. An deren Ende steuert Hendrik auf ein kleines Blockhaus zu. Ein kleiner, liebevoll gepflegter Vorgarten ziert den Eingang. Hendrik klopft an die Tür. Clay sieht, wie sich die Gardine eines der Fenster bewegt. Dann öffnet sich langsam die Tür und ein bärtiges, wettergegerbtes Gesicht erscheint. Als das Gesicht Hendrik erkennt, öffnet sich die Tür vollends und sie treten ein. Ein Mann im Alter von Hendrik strahlt über das ganze Gesicht. Schnell stellt er die Winchester, die er im Anschlag hielt, in eine Ecke.
Auch er ist ein waschechter Seebär. Das sieht man sofort. Er trägt einen langen, nach unten hängenden Schnauzbart. Man könnte die beiden für Brüder halten. Lustige Augen mit Lachfältchen in den Winkeln geben ihm gleich etwas Sympathisches. Die zwei begrüßen sich herzlich. Hendrik erläutert seinem Freund in Kürze die Sachlage und freudig nickend geht der Alte, der sich übrigens als Henry vorstellt, darauf ein. Man setzt sich an den Tisch und dann erklärt Henry, warum er sie mit der Waffe in der Hand empfing. „Dieses Gesindel hier in der Stadt macht allen anständigen Bürgern schwer zu schaffen“, schimpft er. „Man weiß nie, wer vor der Tür steht. Eine Bande von Strauchdieben und Mördern sind sie. Angeführt von einem Kerl Namens Jefferson Randolph Smith. Den alle nur ,Soapy‘ Smith nennen.“ Woher er denn diesen komischen Spitz Namen hätte, fragt Clay. Henry antwortet wütend. „Man sagt, dass dieser Drecksack irgendwo von Colorado herauf gekommen ist. Er betrog die Leute durch den Verkauf von Seifenstücken, unter denen sich angeblich eines mit einem versteckten 100-Dollar-Schein befände. Nach einer missglückten Wahlmanipulation wurde er aus der Stadt vertrieben und landete ausgerechnet hier oben. Jedenfalls wird das so erzählt. Er gibt sich als Geschäftsmann aus. Paaaah, Geschäftsmann. Dass ich nicht lache! Den Kerl sollte man erschießen.“ Beruhigend klopft Hendrik seinem Freund auf die Schulter. Als der sich wieder einigermaßen abgeregt hat, bietet er seinen Gästen einen Drink an. Dann erzählt Clay über seine Absichten und über die letzten Tage. Ohne mit einem Wort zu erwähnen, dass er auf der Suche nach seinem Stiefbruder ist.
Henry hört aufmerksam zu und zum Schluss sagt er:„Ihr beiden könnt hier so lange wohnen, wie ihr wollt. Ich habe ja genug Platz, seit meine Frau verstorben ist. Nebenan ist ein Zimmer, das könnt ihr haben. Fühlt euch wie zu Hause. Ich freue mich, endlich mit jemandem reden zu können, der nicht durch einen Vollbart nuschelt.“ Worauf er Hendrik von der Seite her anschielt. Alle lachen. Dann fragt er, was so eine nette, hübsche Lady wie Betty nur in eine Stadt wie Skagway treibt. Sie erklärt es ihm und er nickt dazu. Dabei lächelt er sie augenzwinkernd und verständnisvoll an. „Wenn du nach Arbeit suchst, wirst du bestimmt im „Red Onion Saloon“ was finden“, erklärt Henry. „Das ist der einzige Saloon, in den anständige Bürger noch gehen können. Alles andere sind Spelunken, wo sich auch die Bande von Soapy Smith herumtreibt.“ Dann meint er zu Clay gewandt: „Und
Weitere Kostenlose Bücher