Auf eiskalter Fährte. Abrechnung im Yukon (German Edition)
dir, Clay Morgan, rate ich gleich, dem Gesindel aus dem Weg zu gehen. Leg dich mit denen nicht an. Es sind zu viele und du bist alleine. Hier gibt es keinen Sheriff und kein Gesetz. Noch nicht. Die Bürger fangen zwar an, sich zu wehren. Doch sie haben keine Ahnung davon, wie man kämpft. Sie kommen gegen solche Kerle nicht an. Es sind brave Leute. Nur einer legt sich andauernd mit Soapy Smith an. Er heißt Frank Reid und ist hier Landvermesser. Ein guter Mann. Aber auch er kann gegen die Bande nicht viel ausrichten. Also sei gewarnt.“
Nach so vielen Erzählungen nehmen sie noch einen Drink und gehen früh schlafen. Die lange, unbequeme Reise macht ihnen doch zu schaffen. Morgen wollen sie weitersehen. Clay hat vor, sich in der Stadt zu erkundigen, ob jemand seinen Bruder gesehen oder von ihm gehört hat. Außerdem will er sich über besten den Weg nach Dawson erkundigen. Das wird wohl ein Problem werden, denkt er bei sich, ehe er einschläft.
Clay wird geweckt von lautem Klappern, das aus der Küche herüber schallt. Betty hantiert mit Tellern und einer Pfanne, in der jetzt Eier brutzeln. Es duftet herrlich nach gebratenem Speck und Kaffee. Schon lange hat Clay so ein Frühstück vermisst. Grinsend schaut er Betty über die Schulter und gibt ihr einen zärtlichen Klaps auf ihren Po. Kichernd tippt sie ihm mit dem Zeigefinger auf die Nase und verpasst ihm einen Butterfleck. Lächelnd setzt er sich an den Tisch und gießt sich eine Tasse Kaffee ein. „Ich werde nachher mal in die Stadt gehen“, meint er beiläufig. „Mal sehen, ob ich was herausbekomme. Es ist bald tiefer Winter. Außerdem muss ich noch einige Sachen besorgen.“ Ernst und etwas besorgt sieht Betty ihn an. „Sei bitte vorsichtig, Clay Morgan. Du weißt, was die beiden Alten gesagt haben. Lass dich auf nichts ein.“ Lächelnd antwortet Clay: „Keine Angst Süße. Ich will mich ja nur umhören und ein paar Sachen kaufen. Ich habe nicht vor, jemanden auf die Füße zu treten.“ Dann kommt auch Henry in die Küche. Mit großen Augen schnuppert er den Duft des Frühstücks. „ Mhhh, das duftet ja köstlich“, freut er sich. „Jaaa, es ist schon was ganz anderes, wenn eine Frau im Hause ist. Wenn wir Männer kochen, ist es doch nur, um satt zu werden.“ Dann setzt er sich zu Clay an den Tisch und genießt den heißen, starken Kaffee. „Naa, habt ihr gut geschlafen, ihr beiden?“, fragt er schelmisch. „So ein weiches Bettchen ist doch was anderes als auf den harten Bohlen eines Schiffes, was?“ Dabei kichert er vielsagend und blickt verschmitzt von einem zum anderen. Betty errötet leicht und lächelt mit gesenktem Kopf vor sich hin. Clay schmunzelt nur, erwidert aber nichts. Kurz darauf erscheint auch Hendrik und die freundschaftliche Frotzelei setzt sich fort.
Während Betty nach dem Frühstück mit dem Abräumen beschäftigt ist, unterhalten sich die Männer. Clay fragt sie nach dem besten Weg über das Küstengebirge. Diese meinen, dass alle beiden Pässe schwer sind. Allerdings sei der White Pass nicht so steil und besser begehbar. Dafür aber eben länger.
Dann erzählt Henry, dass es demnächst eine Eisenbahnstrecke geben solle. Sie sei geplant, doch noch nicht im Bau. Sie wollten angeblich nächstes Jahr damit anfangen. Ein Unternehmer und Ingenieur namens Mike Heney sei der Initiator.
„ Eine Eisenbahn über den White Pass?“, prustet Hendrik lachend. „Wer soll das denn glauben? Durch diese Wildnis da oben. Da gibt es steile Berghänge. Tiefe Schluchten, die überwunden werden müssten. Kein Mensch, der noch bei Sinnen ist, wird dort eine Eisenbahn bauen. Das ist völlig ausgeschlossen. Eher wird das Wasser des Skagway River den Berg hinauf fließen.“ Er kann sich vor Lachen kaum noch halten. Und erst langsam beruhigt er sich wieder.
„ Wenn so etwas wirklich klappen würde“, sinniert Henry, „das wäre eine feine Sache. Bräuchte es keine Toten und Verletzten mehr zu geben. Die Leute kämen bequem und ohne Strapazen bis auf den Pass. Die ganze verdammte Quälerei wäre zu Ende. Und vielleicht bauen sie sogar noch weiter bis nach Whitehorse.“ Hendrik fängt wieder prustend an zu lachen. „Ja, klar. Warum nicht gleich bis nach Dawson City? Sind ja nur läppische 700 Meilen durch unwegsame Wildnis.“ Er schüttelt lachend den Kopf. „Nee, nee Freunde. So ein Vorhaben ist viel zu schwierig. Stellt euch die Kosten vor. Und wer soll die Strecke bauen?“ Damit ist das Thema Eisenbahn erledigt und man wendet sich
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