Auf eiskalter Fährte. Abrechnung im Yukon (German Edition)
fährt.
Skagway liegt am Taiya Inlet, einer Bucht des Lynn Canals, in Alaska und ist der Endpunkt der Alaska-Inside-Passage. In dieser Stadt ist jetzt die Hölle los. Abertausende Männer und Frauen aus aller Welt strömen hierher, um nach Dawson City, am Zufluss des Klondike in den Yukon River, zu gelangen. Dort oben locken das Gold und der schnelle Reichtum.
Langsam gleitet das Dampfschiff an einen der Landungsstege heran. Betty und Clay machen sich bereit, von Bord zu gehen. Sie recken und strecken ihre Glieder. Die letzten Tage waren geprägt vom faulen Herumliegen. Essen, trinken und auf Deck spazieren gehen. So gut es die überall herumliegenden Menschen zuließen. Trotzdem genossen sie die Fahrt. Die Küste des Pazifik war abwechslungsreich. Und die Route des Dampfschiffes führte an Vancouver Island vorbei, durch die zerklüftete Küstenregion hinter „Prince Rupert“ und letztendlich durch den „Frederick Sound“ hinein in das „Chilkoot Inlet“, dem Fjord, an dessen Ende die Stadt Skagway liegt.
Beide sind froh, die lange Fahrt hinter sich zu haben. Betty greift sich ihre Sachen und will der an Land drängenden Masse von Menschenleibern folgen. Doch Clay winkt ab. „Warte, bis alle weg sind“, lacht er. „Ich habe keine Lust, dich auch noch in dieser verrückten Meute zu suchen. Bei deiner Größe landest du vielleicht noch in einem der Rucksäcke.“ Betty erwidert schnippisch. „Du musst besser still sein. Ein Riese bist du auch nicht gerade.“
Als sich das Gros der Masse verzogen hat, gehen auch sie an Land. Gerade als sie über die Gangway gehen, ertönt vom Schiff her ein lautes Kichern. „Na, mein Junge, konntest doch nicht widerstehen, was?“ Als Clay sich umdreht, erkennt er den Alten, mit dem er sich an der Pier in Seattle unterhalten hat. Grinsend ruft er. „Hallo. Ja, ich bin halt ein Dickkopf, alter Mann.“
Langsam kommt der Alte die Gangway herunter. Gemeinsam gehen sie Richtung Stadt. Clay macht ihn mit Betty bekannt. Worauf der Alte wie ein Gentleman den Hut zieht und ihr einen Handkuss gibt. Betty ist entzückt. „Endlich mal ein Mann, der weiß, was sich gehört“, freut sie sich und wirft Clay einen frechen Blick zu. Der rollt nur belustigt mit den Augen. Der Alte lacht und sagt. „Ich heiße Hendrik, kleine Lady. Nennt mich einfach Hendrik.“ Worauf Clay erstaunt den Namen wiederholt. „Tjaaa“, kichert der Alte.“ Ich stamme aus Norwegen. Lebe aber schon sehr lange in Alaska. Meine Eltern sind damals ausgewandert, als ich noch ein Bub war.“ „Also ein echter Wikinger“, scherzt Clay. „Tjaa, so könnte man es sagen“, lacht Hendrik. Und Clay zugewendet flüstert er. „Mein Junge, da hast du dir aber ein hübsches Girl geangelt.“ Worauf Clay belustigt antwortet. „Naja, eher hat sie mich geangelt.“ Hendrik lacht vergnügt. „Und was habt ihr als Nächstes vor?“, fragt er neugierig. „Mmmhh. Erst mal müssen wir sehen, wo wir unterkommen!“ „Das wird schwierig“, murmelt Hendrik nachdenklich. “Die ganze Stadt ist ja überschwemmt von diesen Verrückten. Da werdet ihr in keinem Hotel ein Zimmer bekommen. Und wenn doch, müsst ihr es mit viel Geld bezahlen. Aber warte mal, mein Junge. Ich glaube, ich weiß was Besseres. Mein Partner hat am Stadtrand ein kleines Haus. Der hat bestimmt noch irgendwo ein Plätzchen für euch. Der lebt seit drei Jahren allein und freut sich bestimmt über Gesellschaft. Das mache ich aber nur, weil ich dich mag. Und besonders dieses hübsche Girl da vorne“, kichert er verschmitzt. Scherzhaft droht Clay dem Alten mit dem Zeigefinger. Ist aber doch hocherfreut über dieses Angebot.
Dann erklärt Hendrik, dass er und sein Freund und Partner früher ein Boot hatten und auf Fischfang gingen. Sogar bis hinauf in die Beringsee seien sie gefahren. Dann machte ein Unfall seines Freundes der Fischerei ein Ende. Und er selbst wäre auch schon zu alt, um alleine weiterzumachen. Also übernahm er ab und an den Posten eines Lotsen. Hier, in den Gewässern an der Küste entlang, werde er öfter gebraucht.
Betty schlendert den beiden Männern voraus und sieht sich das bunte Treiben im Hafen an. Sie sind bald in der Stadt angelangt. Menschenmassen durchziehen die Straßen. Hier reiht sich ein Saloon an den anderen. Läden, Restaurants und Handwerks Betriebe haben Hochkonjunktur. Und die Geschäfte laufen gut in dieser Zeit. Die Händler und Saloon-Besitzer reiben sich allerorts die Hände. Sie sind die wirklichen
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