Auf eiskalter Fährte. Abrechnung im Yukon (German Edition)
wieder anderen Dingen zu.
Als Clay sich aufmacht, in die Stadt zu gehen, erhält er noch Ratschläge von den Freunden, wo man gut und noch einigermaßen preiswert einkaufen kann. Dann macht er sich auf den Weg. Der besorgte Blick von Betty folgt ihm.
In der Stadt herrscht wie erwartet reges Treiben. Ein einziges Kommen und Gehen. In einem Geschäft für Wildnis-Ausrüstung ersteht er ein Paar richtige, gute Winterstiefel. Ein Paar Wollsocken und eine Biberfellmütze. Er hätte zu gerne noch eine dieser Felljacken, wie sie die Eskimos ganz oben im Norden tragen. Mit Pelz und Kapuze. Doch die sind für ihn unerschwinglich. So legt er sich wenigstens noch eine warme Wolljacke und ein Paar Fellhandschuhe zu. An einer Ecke der Mainstreet entdeckt er den Laden eines Büchsenmachers. Als Clay ihn betritt, ist der Besitzer dabei, einen Kunden abzufertigen. Und dieser Kunde sieht aus wie einer der Kerle, die er gestern herumlungern sah. Mit seinem schwarzen Anzug und dem lächerlichen, komischen Hut. Etwas erschrocken blickt ihn der Schwarzkittel an. Es ist genau der Kerl, der ihn gestern auch verstohlen beobachtete. Er ist nicht viel größer als Clay. Besonders auffallend ist seine Nase. Sie sticht aus seinem Gesicht heraus wie der Schnabel eines Adlers. Und ist auch ebenso krumm. So, als hätte sie Bekanntschaft mit einer starken Faust gemacht. Seine Waffe trägt er ziemlich hoch am Gürtel. Halb verdeckt durch die Jacke. Er besitzt ein neues Modell. Einen Smith&Wessen Double Action. Bei dem man nur noch jedes Mal den Abzug durchziehen muss, um sechs Schuss hintereinander abgeben zu können. Spöttisch grinsend wartet Clay, bis der Kerl mit seinem Einkauf fertig ist. Der drückt sich langsam an Clay vorbei und wirft ihm noch einen drohenden Blick zu, ehe er verschwindet.
Clay deutet mit dem Daumen hinter sich. „Was war das für ein Vogel?“ Stirnrunzelnd antwortet der Ladenbesitzer. „Das war einer der Leute von Soapy Smith. Die lungern hier überall in der Stadt herum. Dieses Dreckpack. Doch ich bin auf jeden angewiesen und kann mir meine Kundschaft nicht aussuchen.“ Wobei er entschuldigend die Schulter hebt. Dann fragt er Clay nach seinen Wünschen. Der entscheidet sich für zwei Schachteln 45er-Long-Colt- und eine Schachtel 44/40-Winchester-Patronen. Anschließend fragt er den Büchsenmacher noch, ob er schon einmal den Namen Jack Morgan gehört habe. Nach kurzem Nachdenken schüttelt der den Kopf. „Nein, leider nicht, Mister.“
Dankend verlässt Clay den Laden und überquert die Straße. Auf einer Bank sitzt ein alter Mann. Er sieht aus wie ein Trapper. Ganz in Wildleder gekleidet, mit einer Fellmütze auf dem Kopf, raucht er seine Pfeife und blickt interessiert den Menschen zu, die wie Ameisen herumrennen. Gegenüber auf einer Veranda im ersten Stock quietschen und lachen ein paar Frauen und winken den dahinziehenden Männern zu. Doch keiner nimmt Notiz von den Damen der Nacht. Clay setzt sich zu dem Alten auf die Bank, nimmt seinen Tabakbeutel und dreht sich gemächlich eine Zigarette. Er reißt ein Zündholz an seinem Stiefel an und bläst den Rauch genüsslich in die kalte Luft. Zu dem Alten gewandt bemerkt er, dass er aussähe, als wenn der sich hier gut auskennen würde. Der grinst und erwidert mit erstaunlich hoher Stimme. „Stimmt Fremder. Ich treibe mich hier schon seit Jahren herum. Bin Fallensteller und Jäger. Oben in den Wäldern habe ich meine Trapline. Doch seit hier der Goldrausch tobt, lässt sich kaum noch Wild blicken. Diese Irren verjagen mir alles. Mit ihrem Radau und Getrampel, wenn sie über den Pass stolpern und in den Bergen alles leer schießen. Es ist zum verrückt werden. Was war das früher ein schönes, ruhiges Plätzchen hier.“ Offenbar scheint er ziemlich gesprächig und so stellt ihm Clay die Fragen, die er zuvor schon dem Büchsenmacher gestellt hat. Der Alte verzieht das Gesicht und schneidet eine Grimasse, die Clay in Erstaunen versetzt. Zum Nachdenken muss er das wohl tun. Dann wiegt er den Kopf hin und her, als würde dadurch sein Gedächtnis angeregt und antwortet dann langsam und bedächtig. „Mhh, ääähhh. Ich weiß nicht mein Junge. Mein Gedächtnis ist nicht mehr das beste. Ich beobachte ja vieles, was sich in der Stadt so tut. Aber hier kommen dauernd Hunderte von Verrückten an. Sie kommen und gehen, gehen und kommen. Das ist wie in einem Hühnerstall, zum Donnerwetter.“ Er bewegt gestikulierend seine Hände hin und her. Dann kratzt er sich am Kopf und
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