Auf eiskalter Fährte. Abrechnung im Yukon (German Edition)
der ihm schon einmal über den Weg gelaufen ist. Und der ihm im Laden des Büchsenmachers sofort aufgefallen war. Clay schleift den Bewusstlosen in die Hausecke und setzt ihn an die Wand. Blut läuft dem Kerl aus der Nase und sein Gesicht schwillt an. Der Hut war ihm beim Schlag vom Kopf geflogen und Clay erkennt eine spiegelblanke Glatze. Jetzt sieht der Kerl noch mehr nach einem Raubvogel aus, denkt er. Langsam bewegt sich die Glatze wieder. Schlägt die Augen auf und will aufspringen. Doch Clay drückt ihn energisch wieder in den Schnee. Benommen wischt der sich das Blut von der gebrochenen Nase. Leise stöhnend murmelt er etwas, was Clay nicht versteht.
„Hey, du Ratte“, quetscht Clay zwischen den Zähnen hervor. „ Warum latschst du hinter mir her, he? Reicht dir dein verbogener Zinken nicht?“ Jetzt will der Glatzkopf plötzlich nach seiner Waffe schnappen. Doch Clay tritt ihm mit aller Kraft auf die Hand. Mit schmerzverzerrtem Gesicht wimmert er vor sich hin. „Yeeaaa. Jetzt hast du auch noch eine kaputte Pfote“, knurrt Clay ungerührt. „ Und jetzt noch mal von vorne. Wieso verfolgst du mich, du Geier? Oder soll ich dir deine Riesenlauscher absäbeln, damit du das Maul aufmachst?“ Immer noch schmerzverzerrt blickt der Kerl zu Clay auf. Seine kaputte Hand reibend. Dann stöhnt er. „Ich weiß, wer du bist! Du bist doch der Kerl namens Clay Morgan, oder? Ich habe dich gleich erkannt. So wie du hier herumläufst, sieht doch keiner aus. Es war nicht schwer, dich zu erkennen. Dein Bruder hat mir eine gute Beschreibung von dir gegeben.“
„ Mein Bruder? Was hat mein Bruder mit dir Aasgeier zu tun?“ Der Glatzkopf verzieht schmerzvoll das Gesicht. Dann erzählt er Clay, das Jack hier in Skagway auftauchte und sich eine Weile hier herumtrieb. Im Schlepptau zwei Männer. Man kam ins Gespräch und Jack erzählte von Clay. Dann bot er ihm 200 Dollar an, wenn er dafür sorgen würde, dass er; Clay, verschwindet, sobald er hier auftaucht. Den Grund hatte Jack ihm nicht genannt. Und er nahm den Job an. 200 Dollar haben oder nicht. Schnell verdientes Geld. „Na, so schnell und einfach auch wieder nicht, was?“ grinst Clay herablassend. Und wurde noch wütender. Darüber, wie sein Stiefbruder das Geld verjubelte. Über seine verdammte Hinterlist und darüber, dass er ihn kalt lächelnd beseitigen lassen wollte. Aber Clay hatte sich ja so etwas schon gedacht und war vorgewarnt.
„ War dein Boss mit deiner hirnlosen Aktion einverstanden?“, fragt Clay. Der Glatzkopf druckst herum, ehe er zugibt, dass der nichts davon wissen dürfe. Er hätte es überhaupt nicht gerne, wenn seine Männer auf eigene Faust handelten. Da könnte er verdammt sauer werden. „Na, dann werde ich deinem Boss mal einen Tipp geben, was hinter seinem Rücken so alles passiert“, grinst Clay spöttisch. Die Glatze blickt ihn halb drohend, halb bittend an. „Lass das nur bleiben“, quetscht er zwischen den Lippen hervor. „Der bringt mich um. Ich gebe dir auch die verdammten 200 Dollar wieder. Der Fall ist für mich erledigt. Ich werde dir auch nicht mehr nachstellen.“
„ Naaa, das hätte ich aber jetzt nicht erwartet“, spottet Clay. „Da bin ich aber froh. Ich hätte ja sonst nicht mehr ruhig schlafen können.“ Und klopft der Glatze freundschaftlich aber absichtlich fest auf den Kopf, sodass der wieder schmerzhaft das Gesicht verzieht. Dann zieht Clay ihm die Waffe aus dem Holster und steckt sie sich in den Hosenbund. „Nur für den Fall, dass du auf schlimme Gedanken kommen solltest. Kannst deine Knarre ja später suchen. Skagway ist so groß auch wieder nicht. Und noch eins“, Clay sieht ihn drohend an, „sehe ich deine Visage noch einmal hinter, vor, neben oder über mir, nehme ich deinem Boss die Arbeit mit Vergnügen ab, du Ratte.“ Und langsam – den Kerl noch im Auge behaltend – entfernt sich Clay und macht sich nun endgültig auf den Heimweg.
Zur selben Zeit ist Betty im Haus von Henry gerade hereingekommen und schüttelt sich den Schnee von der Kleidung. Henry sitzt am Tisch und schmaucht ein Pfeifchen. Freudig verzieht er das Gesicht, als sie hereinkommt. „Hallo, kleine Lady. Schön, dass du wieder hier bist. Um diese Zeit in der Stadt herumzulaufen, ist für so ein anständiges Girl wie dich aber nicht ratsam.“ Betty setzt sich zu dem Alten. Fröstelnd reibt sie sich über die Arme. Frischer Kaffee wärmt sie jedoch schnell wieder auf. Sie lacht übermütig und erzählt Henry von ihrem
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