Auf eiskalter Fährte. Abrechnung im Yukon (German Edition)
Sägen ist weit zu hören. Reiter und Frachtwagen durchqueren die Straßen. „Ein netter kleiner Ort“, lacht Kid. „Gegen die lauten, überfüllten Städte im Norden eine wahre Wohltat.“ Betty lächelt dünn. Stirnrunzelnd blickt sie umher. Sie ist große, umtriebige Städte gewöhnt. An so einen kleinen, verschlafenen Ort muss sie sich erst gewöhnen. Dann sehen sie aus dem Fenster einen Zweispänner vorfahren. Clay kommt herein, setzt sich zu ihnen und sagt: „Bis zur Ranch sind es zehn Meilen. Nach dem Essen müssen wir noch zur Bank. Unser Vermögen einzahlen.“ Dabei lacht er ausgelassen. Auch Kid grinst breit und meint; „Was die wohl für Augen machen werden?“
Und so ist es auch. Als sie die Bank betreten, blickt Chris Madson erschrocken auf und ein erstauntes Lächeln überzieht sein Gesicht. „Mister Morgan. Das freut mich aber, sie hier wiederzusehen. Sie waren ja verdammt lange weg.“ Clay nickt vielsagend und öffnet dann seine lederne Tasche. „Das möchte ich auf mein Konto einzahlen.“ Er lächelt belustigt, als der Banker die Geldbündel sieht und große Augen bekommt. „Alle Achtung, Mister Morgen. Ein schönes Sümmchen. Werde sofort alles veranlassen.“ „Ja. Und meinem Partner hier müssen sie ein Konto einrichten“, meint Clay. „Er hat die gleiche Summe.“ Der Angestellte kommt wieder erstaunt, doch zugleich dienstbeflissen der Aufforderung nach. „Haben sie denn mal wieder was von ihrem Stiefbruder vernommen?“, fragt er so ganz nebenbei. Clay antwortet nur ungerührt: „Der hat eine Verabredung mit dem Teufel.“
Nachdem die Bankangelegenheiten erledigt sind, machen sie sich auf den Weg zu Clay Morgans Ranch. Es geht durch lichte Wälder, bis sich vor ihnen ein breites Tal öffnet. Umrahmt von sanften, grünen Hügeln. Im Hintergrund erheben sich schneebedeckte Gipfel. Weit in der Ferne stehen Gruppen von Birken und Ahornbäumen. Dazwischen vereinzelt Nadelhölzer. Die Farben der Bäume bilden einen reizvollen Kontrast zu dem üppigen Grün der Weiden, auf denen Rinder und Pferde grasen. Als sie um eine Biegung kommen, sehen Betty und Kid einen klaren, sprudelnden Bach, über den sich eine kleine Holzbrücke spannt. Dahinter. in etwa einer Meile Entfernung. erkennen sie Gebäude: das große Haupthaus sowie mehrere Stallungen und eine Scheune. Die Ranch liegt eingebettet in einem farbenfrohen Birken-und Ahornwäldchen. Betty bekommt große Augen. Sie ist überwältigt und erstaunt von der Schönheit und Weite der Landschaft. Vor dem Haupthaus den Zweispänner anhalten, stehen dort Pferde. Man hat sie wohl schon gehört, denn ein Mann tritt aus dem Haus auf die große Veranda. Ein Bär von einem Kerl, er mag wohl um die fünfzig Jahre alt sein, mit ledernen Chaps, dem typischen Beinschutz der Cowboys und einem braunen, breitkrempigen Hut. Er hat lustige, blaue Augen, die aus einem bärtigen Gesicht strahlen. Einen Moment stutzt er. Dann stürmt er auf Clay zu, der vom Kutschbock gesprungen ist. Die beiden umarmen sich und klopfen sich gegenseitig lachend auf die Schultern. „Verdammt, ist das lange her“, dröhnt der Mann. „Verdammt schön, dich wieder hier zu haben.“ Hierbei strahlt er bis über beide Ohren. Clay stellt ihm Betty und Kid vor. „ Das ist meine zukünftige Frau. Und das ist mein Freund Kid Garret. Er wird hier in Zukunft mein Partner sein.“ Und zu den beiden gewandt. „Das ist John. Nennt ihn einfach Big John. Das passt ja auch zu seiner Statur.“ Dabei klopft er lachend auf dessen Bauch. „Er ist in meiner Abwesenheit hier der Aufpasser gewesen. Hat ab und an mal nach dem Rechten gesehen.“
„Ja, weil die anderen Säcke alle abgehauen sind, dem Gold hinterher, verdammt noch mal“, meint Big John mit dröhnender Stimme. Das Wort „verdammt“ hat eindeutig eine Sonderstellung in seinem Sprachschatz. Dann begrüßt er Betty ganz galant und reicht Kid die Hand. „ Ja, wird ja auch mal Zeit, dass hier wieder Ordnung reinkommt, in diesen Lotterladen, verdammt noch mal. Doch kommt doch erst mal rein. Darauf müssen wir einen trinken.“ Clay zwinkert Betty und Kid belustigt zu und sie folgen dem Kauz hinein ins Haus. Bei einem Drink erzählt Clay Big John von seinen Abenteuern im Yukon und davon, was aus seinem Stiefbruder geworden ist. Ernst hört Big John zu. Mit keinem Wort unterbricht er ihn. Erst als Clay fertig ist, räuspert er sich und verzieht geringschätzig das Gesicht. „Der Kerl hat noch nie was getaugt. Dein Stiefvater war
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