Auf eiskalter Fährte. Abrechnung im Yukon (German Edition)
noch angenehm warm. Doch in der Nacht überzieht die Kälte schon die Landschaft mit einer zarten Schicht Raureif. Kid hat sich im Red Onion Saloon einquartiert. Im Haus von Henry ist kein Platz mehr. Übrigens ist der Alte nicht gerade begeistert davon, dass Clay und Betty ihn verlassen wollen. Insgeheim hat auch er gehofft, dass sie hier bleiben und sich eine Existenz aufbauen würden. Doch bei einem Gespräch mit Clay muss er dessen Argumente akzeptieren.
Betty und Clay genießen die Zeit ihres Beisammenseins. Jede freie Minute unternehmen sie Spaziergänge und tun das, was auch andere verliebte Paare tun. Das nächste Frühjahr kommt für Betty ja schnell genug. Und dann sind ihr Schatz und Kid wieder auf dem Weg in den Yukon.
Noch immer ist Skagway voll mit Menschen, die in den Yukon strömen. Der Goldboom scheint nicht abreißen zu wollen. Obwohl jetzt jeder viel zu spät kommt. Doch immerhin hat man die Hoffnung, dass die Eisenbahnstrecke bis zum Frühjahr fertiggestellt wird. Sodass man zumindest den White Pass ohne Probleme und Strapazen wird erreichen können. Denn noch immer sterben Menschen und Tiere auf diesem unsäglichen Marsch über das Gebirge. Und auch der Bau der Eisenbahn fordert Verluste an Menschen und Material. Bei Erdrutschen oder Steinschlag kommen viele Arbeiter um. Es ist ein Kampf gegen die Zeit und gegen die erbarmungslose Natur.
Clay, Kid und der alte Fallensteller gehen derweil oft auf die Jagd. Doch sie müssen immer tiefer in die Berge vorstoßen, um überhaupt jagbares Wild zu finden. So vergeht die Zeit und in der Stadt wird es nach dem Tod von Soapy Smith ruhiger und friedlicher. Seine Bande wird in alle Winde zerstreut, wozu auch Clay und Kid beitragen. Die Bürger fassen Mut. Es hat sich natürlich herumgesprochen, dass mit den beiden nicht zu spaßen ist. Und die Geschehnisse in Dawson City dringen auch bis hierher vor. Also suchen sich die Ganoven andere Orte, wo man leichter und gefahrloser sein kriminelles Spiel treiben kann. Man macht den beiden Freunden sogar den Vorschlag, das Amt eines Sheriffs anzunehmen. Das lehnen sie jedoch dankend ab.
So geht auch dieser Winter vorüber. Eine lange Zeit voller Muße und Annehmlichkeiten. Es ist mittlerweile Anfang März und Clay und Kid machen sich bereit, in Kürze wieder in den Yukon zu reisen. Die Bahnstrecke war tatsächlich am 20. Februar 1899 bis zum Pass fertiggestellt worden. So kann man jetzt bequem und leicht das Küstengebirge überwinden. Eine unvorstellbare Erleichterung. Und abermals sind die beiden Freunde auf dem Weg in den Yukon. Ihre Hütte und der Gold Claim warten schon auf sie.
In Dawson hat sich so gut wie nichts verändert. Immer noch ist die Stadt voll von Männern, die ihr Glück suchen. Jetzt bauen die Goldsucher sogar schon Wasserleitungen, um so das Gold auszuwaschen. Besonders an den Claims, die weiter von den Flüssen entfernt liegen. Gerade jetzt im Frühjahr, wenn der Wasserstand der Flüsse hoch genug ist, ist das eine sinnvolle Maßnahme. Doch dafür sind dann wiederum auch mehr Arbeitskräfte erforderlich. Der Boden der Mine ist noch sehr tief gefroren. Clay und Kid müssen ein Feuer auf dem Grund des Schachtes entzünden, damit das Erdreich auftaut. Ein mühsames, zeitraubendes Unterfangen. Doch die beiden hoffen, bald auf das Grundgestein zu stoßen. In Dawson City kennt man die Freunde noch. In Kate‘s Saloon werden sie mit großen Hallo empfangen.
Sie werden mit Fragen durchlöchert und man woll wissen, was es draußen in der Welt Neues gibt. In ganz Dawson City gibt es jetzt Strom und sogar fließendes Wasser. Die Stadt mausert sich zusehends. Zwei neue Hotels sind dazu gekommen: das Downtown Hotel und das Aurora. Neu entstanden ist auch das Diamond Tooth Gertie's, das sich aus einem billigen Schuppen zu einer wahren Goldgrube entwickelt hat. Hier kann man sein unter Strapazen gewonnenes Edelmetall beim Poker oder Black Jack, beim Roulette oder an dem Drehrad wieder loswerden. Auf der Bühne tanzen Mädchen in gewagten Kleidern den Cancan und an der langen Edelholzbar stehen die Männer in Dreierreihen. Dieses Etablissement ist zur ersten Adresse in Dawson geworden. Begonnen hatte alles mit der Bardame Gertie, die sich einen Mini-Diamanten zwischen die Vorderzähne klemmen ließ, um sich von den anderen „Damen“ zu unterscheiden. Mit Erfolg, wie sich jetzt herausstellt. Überhaupt ist Dawson mittlerweile zu einer reichen Stadt geworden. In den Spielhallen und Saloons werden mehr
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