Auf eiskalter Fährte. Abrechnung im Yukon (German Edition)
ein braver Mann. Der hatte so einen Halunken als Sohn nicht verdient“, brummt er. Dann dröhnt er mit seiner lauten Stimme: „ Na gut ... Schwamm drüber, verdammt noch mal. Ihr seit hier. Das ist jetzt das Wichtigste.“
In den folgenden Wochen ist Betty damit beschäftigt, alles kennenzulernen und sich ein zu gewöhnen. Das Haus ist gut gepflegt. Man sieht, dass hier eine Frau Hand angelegt hatte. Im großen Wohnraum stehen ein langer Tisch aus edlem Holz und dazu acht verschnörkelte Stühle. An den Wänden Bilder von der Familie und indianische Gegenstände. Über dem großen Kamin hängen mehrere Gewehre verschiedenster Modelle. Nebenan eine Tür, die in die Küche führt. Eine breite Holztreppe führt vom Wohnraum in die Schlafgemächer. Alles macht einen gediegenen, gepflegten Eindruck. Auf der breiten Veranda steht ein Tisch samt Stühlen. Hier kann man sich von der Arbeit bestens erholen und hat einen weiten Blick über das fruchtbare Tal.
Betty gefällt es mit der Zeit immer besser. Auch mit der älteren Haushälterin versteht sie sich bestens. Die beiden Frauen haben sich viel zu erzählen, während Clay mit Kid unterwegs ist, um ihm die Ranch und die Umgebung zu zeigen. Doch auch Kid ist ja ein Cowboy und hat sich schnell eingelebt.
Und die beiden Freunde und Partner machen Pläne. Sie wollen einen Teil der Rinder verkaufen. Um frisches Blut in die Zucht zu bekommen, wollen sie Jungrinder einkaufen. Auch neue Pferde müssen her. Der ganze Bestand soll aufgefrischt werden. Sie wollen versuchen, Mustangs zu fangen und sie einzureiten. Obwohl die Zeichen der Zeit auf Technisierung hindeuten, sind Pferde immer noch unverzichtbar in den Weiten des Westens. Und die beiden freuen sich, endlich wieder ihre Arbeit vom Sattel aus verrichten zu können.
Nach einem Jahr harter Arbeit grasen starke Hereford-Rinder auf den riesigen Weideflächen. Wegen deren enormer Widerstandsfähigkeit fiel die Wahl der beiden auf diese Rasse. Und auch wegen ihrer guten Fleischproduktion. „Longhorns“ werden bei den Ranchern immer weniger gehalten, da sie viel individuellen Platz brauchen und außerdem das sehr magere Longhorn-Fleisch nicht mehr viel nachgefragt wird. Nebenbei wird auch der alte, verrottete Corral neu gebaut und zugleich ein „Round-Pen“, ein runder eingezäunter Reitplatz, errichtet, in dem man die wilden Mustangs einreitet und zähmt.
Auch Betty hat viel gelernt. Mittlerweile kann sie mit Pferden gut umgehen. Und Clay ist stolz auf seine schöne Frau. Sie wächst in ihre Rolle als Hausherrin schnell hinein. Bewundernde Blicke folgen ihr, wenn sie in ihrem braunen Reitrock und dem schwarzen, flachen Hut stolz vorüberschreitet. Zu jedem ist sie freundlich und unterhält sich auch öfter mit den Cowboys, die ihr großen Respekt entgegen bringen. Sie erweist sich als wissbegierig und lernt schnell. Eine solche Frau hat die Ranch gebraucht. Und der Humor kommt auch nicht zu kurz.
Clay suchte ihr eines Tages eigens ein Pferd aus, mit dem sie in die Stadt reiten wollte. Dieser Gaul war bekannt für sein bockiges Verhalten. Nicht, dass er völlig unreitbar war. Doch er zickte gerne herum und so mancher hatte schon seinen Spaß mit ihm gehabt. Als sich Betty auf das Pferd schwang, machte es natürlich wieder Zicken und bockte. Alle in der Umgebung Stehenden grinsten erwartungsvoll. Doch Betty ließ sich von der Bockerei nicht beeindrucken. Tapfer hielt sie sich auf dem Gaul fest und der ergab sich nach einer Weile seinem Schicksal. Auf die Frage von Betty, was denn mit diesem Gaul los sei, antwortete Clay grinsend: „Na ja ..., das Pferd ist so ein Leichtgewicht wie dich nicht gewöhnt. Es dachte, es säße eine Pferdebremse auf ihm. Und die wollte es natürlich abschütteln.“ Das Gelächter war natürlich riesengroß. Betty nahm es gelassen und lachte mit, während sie Clay mit dem Finger drohte.
Und so kehrt allmählich auch wieder der Humor auf der Ranch ein. Man wird eine verschworene Gemeinschaft, in der alle zusammenhalten. Und über dem Eingang zur Ranch hängt seitdem ein neues Schild. Lucky B&C Ranch. Und auch alles Vieh auf den Weiden trägt ab jetzt das B&C Zeichen. Nach so viel langer und harter Arbeit gönnt sich nun jeder eine Pause. Es steht sowieso der Winter vor der Tür und langsam kehrt Ruhe ein.
Betty und Clay wollen jetzt endlich auch ihr gegenseitiges Versprechen einlösen: Eine Hochzeit steht ins Haus. In der Kirche der kleinen Stadt finden sich alle Nachbarn, Freunde und
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