Auf eiskalter Fährte. Abrechnung im Yukon (German Edition)
Vermögen gewonnen und wieder verloren als auf den Goldfeldern. Mancher Einwohner speist schon zum Frühstück Champagner, Austern und Kaviar, während viele andere dreimal täglich Bohnen essen oder auch hungrig bleiben. Mittellose sterben an Typhus, Skorbut und Ruhr. Ein Arztbesuch kostet 200 Dollar und nur wenige können sich diesen Luxus leisten. Dawson ist teuer geworden.
Clay und Kid graben Tag für Tag, bis sie endlich nach etwa vierzehn Tagen auf etwas Hartes stoßen. Sie haben endlich das Grundgestein erreicht. Dicker Fels, der sich kaum noch mit Hacke und Schaufel bearbeiten lässt. Sie müssen es wagen und Schwarzpulver einsetzen. Die erste kleine Sprengung bringt nichts. Die Ladung ist zu schwach und löst nur einige kleinere Brocken ab. Also versuchen sie es mit einer etwas größeren Menge. Clay und Kid staunen nicht schlecht, als es einen riesigen Bums macht und Steine und Geröll aus dem Schacht fliegen. Fast wäre ihre Hebevorrichtung dabei in die Luft geflogen. Als sich der Qualm verzieht und das Grollen der Sprengung verklingt, müssen beide erst einmal das abgesprengte Gestein nach oben befördern. Es wird auf einen Haufen geschüttet und später zerkleinert und durch gewaschen. Es könnte sich ja um goldhaltiges Erz handeln. Clay steigt anschließend selbst nach unten. Die Neugier und Spannung hat die beiden gepackt. Sie untersuchen das Grundgestein und entdecken einen schmalen, gelblich schimmernden Streifen im Fels. Mit der Hacke löst Clay vorsichtig einen Teil heraus und sie betrachten sich das Ergebnis.
„ Das muss Gold sein“, murmelt Kid, während er andächtig mit dem Finger darüber streicht. „Das ist tatsächlich pures Gold.“ Sie sehen sich an und Clay ruft begeistert: „Dann hat der alte Haudegen doch recht gehabt. Er hat es immer geahnt. Hier läuft eine Ader entlang. Eine Goldader. Weiß der Teufel, wie weit die hineinreicht.“ Beide Männer verspüren plötzlich Ehrgeiz. Eine Welle von Freude und innerer Unruhe überkommt sie. Ihre Augen beginnen zu glänzen. Und sie machen sich sogleich daran, die ersten losen Brocken herauszubrechen und nach oben zu schaffen. In der Hütte wird alles genau untersucht. Mit geeignetem Werkzeug wird das Gold aus dem Gestein gelöst. Ein Nugget nach dem anderen liegt auf dem Tisch. Und sie haben erst einen kleinen Teil des Vorkommens nach oben gebracht.
Sie fassen sich an den Schultern und freuen sich wie kleine Kinder. Lachen und scherzen, bis Clay meint: „Puuhh. Lass uns bloß nicht durchdrehen. Immer mit der Ruhe. Einer von uns wird morgen in die Stadt gehen müssen, um die Brocken untersuchen und schätzen zu lassen. Ich denke aber, dass das, was wir hier auf dem Tisch liegen haben, schon einige tausend Dollar wert ist.
Gesagt, getan. Kid geht am nächsten Tag in die Stadt zum Mining Office. Und tatsächlich. Die Untersuchung ergibt, dass sie wirklich eine reiche Goldader gefunden haben. Kein Pyrit, sogenanntes Katzengold, sondern pures, reines Edelmetall. Die nächsten Monate sind sie nur damit beschäftigt, das Gestein abzubauen und nach oben zu bringen. Gemeinsam sitzen sie dann in der Hütte und befreien die Objekte der Begierde von ihrer steinernen Umhüllung. Gut verpackt in Leinensäcken bringen sie ihre Funde abwechselnd in die Stadt. Alles auf einmal wäre viel zu schwer. Und auch zu auffällig. Sie wollen möglichst wenig Aufsehen erregen. Denn sie haben jetzt schon etwa 32.000 Dollar zusammen. Eine horrende Summe, wenn man bedenkt, dass viele Männer ihre Claims bereits verlassen haben. Sie gaben bereits nichts mehr her und der Goldboom ebbt schon langsam ab. Alles wendet sich jetzt gen Norden. Oben in Nome, an der Beringsee, soll es ebenfalls reiche Goldvorkommen geben. Und jetzt finden sie beide hier doch noch eine so ergiebige Goldader. Sie beschließen, noch weiter zu machen, bis sie etwa 50.000 Dollar zusammenhaben. Dann soll Schluss sein. Wenn man die Summe durch zwei teilt, hat jeder einen hübschen Batzen zusammen. Damit kann man schon etwas anfangen. Die Restausbeute des Claims wollen sie anderen überlassen. Der Claim soll verkauft und der Erlös wiederum geteilt werden. Sie wollen nicht zu gierig werden. Keiner von beiden hätte damit gerechnet, überhaupt reich zu werden hier oben. Nach noch einem Monat Schufterei sind sie endlich soweit.
Es ist Anfang Juli, als sie den Claim veräußern. Clay bekommt nach vorsichtiger Schätzung noch einmal 80.000 Dollar dafür. Eine Summe, mit der beide Männer nicht
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