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Auf ewig und einen Tag - Roman

Titel: Auf ewig und einen Tag - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Joy Arnold Angelika Felenda
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weiß, ich kann nicht erklären, was für ein Mensch ich bin, weil ich nicht so bin wie andere Frauen, ich bin einfach nicht so. Aber ich hab’s versucht, mein Schatz. Mein Gott, ich hab’s versucht.«
    Das Kosewort hallte in meinem Kopf wider, mein Schatz, mein Schatz. Ich wandte mich ab, um nicht zu weinen. Auf keinen Fall.
    »Ich wollte bei euch sein«, sagte sie, »sechs Jahre lang hab ich’s versucht, aber es brachte mich langsam um. Und die Tatsache, dass das, was mich hätte glücklich machen sollen, mich umbrachte, war umso schmerzlicher. Ich musste ganz von vorn anfangen, etwas Besseres aus mir machen.«
    »Wir haben dich umgebracht«, sagte ich und lächelte breit.
    »Euer Vater hat das nie verstanden, er war ein so einfach gestrickter Mensch. Er fuhr einen Sattelschlepper damals und war fünf, manchmal sechs Tage die Woche unterwegs.« Sie stieß ein tonloses Lachen aus. »Teufel, ich war so verdammt neidisch auf
die Zeit, die er für sich hatte, und manchmal hasste ich ihn richtig dafür. Und dann kam er zurück und erwartete von mir, seine liebende Ehefrau zu sein, total für ihn da zu sein, als hätte es die Tage dazwischen nie gegeben.«
    »Er hat dich geliebt, Mutter.« Das Wort »Mutter« kam über meine Lippen, ohne dass ich darüber nachdachte und klang kalt und scheußlich. Ich schüttelte schnell den Kopf, um den Stich zu mildern, den es mir versetzt hatte.
    »Er liebte sein Bild von mir. Ich wurde schwanger, dann heirateten wir, und er dachte, ich würde mich automatisch in eine Ehefrau und Mutter verwandeln. Aber er hat mich nie wirklich verstanden, sonst hätte er mich nie geheiratet. Er hätte gewusst, dass ich ihn eines Tages verlassen würde.«
    Die Haustür ging auf. »Ich bin da!«, rief Gillian. Sie trampelte in den Raum, eine Hand hinter dem Rücken verborgen, und hielt dann inne. »Oh, hallo«, sagte sie.
    Unsere Mutter sah sie an, dann reichte sie ihr langsam und zögernd die Hand und hielt sie so lange fest, dass Gillian die ihre schließlich zurückzog. »Ich bin Gillian Caine«, sagte sie und rieb die Handfläche an ihrem Bein.
    »Freut mich, dich kennenzulernen«, sagte unsere Mutter und fügte dann zögernd mit einem Lächeln hinzu: »Ich bin Mrs. Evans.«
    »Schön, Sie kennenzulernen. Fühlst du dich jetzt besser, Ma? Weil ich dir nämlich was mitgebracht habe, was dir vielleicht hilft. Die Petunien blühen wie wild.« Sie holte die Hand hinter dem Rücken hervor und präsentierte einen Strauß bunter Blumen. »Sie wachsen überall über die Ränder des Beets hinaus, also hab ich dir den Überschuss mitgebracht. Ich dachte, sie freuen dich vielleicht.«

    »Sie freuen mich sehr«, antwortete Eve. Sie beugte sich vor, um Gillian auf den Kopf zu küssen, dann stellte sie die Blumen in ihr Wasserglas.
    Unsere Mutter starrte einen Moment auf die Blumen, dann berührte sie die Stelle, die Eve gerade geküsst hatte.
    Gillian wich zurück und schenkte unserer Mutter ein gekünsteltes Lächeln. »Also, ich hab Hausaufgaben, ich muss gehen. Schön, Sie kennengelernt zu haben.«
    Als sie fort war, blickten wir drei bewegungslos auf die Petunien, die in das Glas gezwängt waren, auf die kurzen Stiele und die leuchtenden Blüten. Bis ich sagte: »Du hast dich deiner Enkelin nicht vorgestellt.«
    Ihre Schultern wurden starr. »Das hätte ich. Das hätte ich getan, aber ich finde, es ist am besten, das im Moment nicht zu tun.«
    »Wie lange bleibst du?«
    Stille, eine der Stillen, die lauter sind, als jede Antwort hätte sein können. Sie sagte so lange nichts, dass ich fast zu plappern begonnen, irgendwas von mir gegeben hätte, um sie von der Antwort abzuhalten, die sie sicherlich geben würde. Aber dann wandte sie sich an mich, sah mich mit einer gewissen Scheu im Blick an und sagte fast flüsternd: »Ich bleibe nicht. Ich meine, ich kann nicht. Ich glaube, dass es für keinen von uns gut wäre, wenn ich bleiben würde. Ich gebe euch, was ich kann, was immer ihr von mir braucht, aber ich halte es für das Beste, wenn ich gehe.«
    »Du gehst? Du meinst, heute?«
    »Kerry …«
    »Du schneist hier einfach rein, als würdest du ein Geschenk abliefern, und dann rauschst du wieder hinaus? Warum hast du
dir dann überhaupt die Mühe gemacht herzukommen? Was soll uns das bringen?«
    »Ich weiß nicht genau, warum ich hergekommen bin. Ich weiß nicht, aus egoistischen Gründen vielleicht. Franny hat mir gesagt, du hättest angerufen, und ich musste einfach übers Leben, übers Sterben, über

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