Auf ewig und einen Tag - Roman
Illustrierte, egal was, nur damit euch jemand sieht.«
Ich sah ihn verständnislos an. Wie konnte er so berechnend sein? »Glaubst du nicht, dass jeder, der uns ansieht, sofort merkt, dass etwas nicht stimmt?«
»Wahrscheinlich.« Er schwieg eine Weile, dann sagte er: »Aber ihr beide müsst das beste Theater eures Lebens spielen. Überlegt euch eine Geschichte, was passiert wäre, wenn der Tag einfach mit der Abschlussfeier geendet hätte. Wir beide sind bis spät nachts rumgelaufen und dann nach Hause ins Bett gegangen.« Er drehte sich zu Eve um. »Und du, Eve, bist nach der Party bei den Stantons heimgekommen und hast dich sofort hingehauen.«
»Wollt ihr mal was Irres hören?«, fragte Eve mit leerem Blick. »Sie haben mit einer Spritze Rum in eine Wassermelone injiziert. Und wenn man einen Bissen davon nimmt, gleitet er die Kehle runter wie ein Bonbon.«
Wir beide starrten sie an. Schließlich kletterte ich über den Sitz, setzte mich mit angezogenen Knien auf ihren Schoß und schmiegte den Kopf an ihre Schulter.
»Probiert es aus«, sagte Justin. »Stellt euch das Ganze bildlich vor, und verhaltet euch so, als wäre es tatsächlich wahr. Und schließlich wird es wahr - so funktioniert das. Es wird für euch und alle anderen da draußen wahr.«
Eves Hals war feucht. Ich schmiegte mich daran, damit ich außer ihrem salzigen Geruch nichts anderes mehr wahrnahm. Ich wollte, dass Justin zu reden aufhörte. Wollte, dass er wegging und uns allein ließ. Ich wollte nichts als Eves Geruch. Ihren Puls an meinen Lippen. Nur wir beide.
Wir lagen in Daddys Bett in dieser Nacht, Eve und ich, aneinandergeschmiegt wie früher, und ich klammerte mich an ihrem Ärmel fest. Immer wieder stand ich kurz davor einzuschlafen, zuckte aber jedes Mal mit einem Ruck in den Wachzustand zurück. Ich lag mit geschlossenen Augen da, hinter meinen Lidern
strömten die Bilder vorbei, also drängte ich sie weg, indem ich mir ein Nonsens-Gedicht vorsagte, das ich vor langer Zeit einmal auswendig gelernt hatte. Verdaustig wars, und glasse Wieben rotterten gorkicht im Gemank; gar elump war der Pluckerwank, und die gabben Schweisel frieben … Und nachdem ich es mehrmals vor mich hin gemurmelt hatte, begann es zu funktionieren, die Bilder verschwammen gerade zu einem halb vergessenen Traum, als Eve plötzlich aufschrie und hochsprang. Ihre schreckgeweiteten Augen glänzten im Mondlicht.
»Eve?«
Sie schlug sich die Hand vor den Mund, schüttelte schnell den Kopf und ging rückwärts aus dem Zimmer. Ich folgte ihr in den Gang hinaus und hörte ihr heftiges Würgen hinter der Badezimmertür. Als sie fertig war, klopfte ich an, trat ein, machte einen Waschlappen nass und wischte ihren Mund ab, dann drückte ich ihn an ihre Stirn.
Wortlos klammerte sie sich an mich, legte den Kopf an meinen Hals, und ihr saurer Atem hüllte uns ein. »Ist schon gut«, flüsterte ich und streichelte ihr übers Haar.
»Ich hab von ihm geträumt«, sagte sie, und ihre Lippen kitzelten an meiner Haut, während sie sprach. »Ich hab alles geträumt, sein Gesicht, seine Augen …«
»Es ist nicht real, Eve. Wie Justin gesagt hat, für heute Nacht ist nichts davon wirklich passiert, ja? Für den Moment jedenfalls.«
Sie schüttelte den Kopf, taumelte von mir weg, ging in den Gang hinaus und die Treppe hinunter. Die Haustür wurde aufgerissen, ich lief ihr nach und sah, wie sie barfuß, nur mit Daddys Flanellhemd bekleidet, die Einfahrt hinunterrannte. Ich machte die Tür zu und lehnte den Kopf dagegen, bis der Schwindel
in meinem Kopf aufhörte, dann ging ich wieder in Daddys Bett zurück.
Ich weiß nicht, wie lange ich dort lag und an die Decke starrte. Ich wartete auf Eve, wartete auf den Morgen, während quälend langsam die Sekunden verstrichen. Verdaustig wars, und glasse Wieben rotterten gorkicht im Gemank. Und als ich merkte, dass ich es nicht mehr aushielt, stand ich auf und machte mich auf den Weg zu den Caines. In Justins Büro brannte Licht. Ich versuchte, die Tür zu öffnen, aber sie war verschlossen. Ich hörte ein Scharren dahinter, aber als ich leise und flehentlich nach ihm rief, gab er keine Antwort. Ich stand da, die Hand auf der Türklinke, und die Kieselsteine schnitten in meine Füße. Nach einer Weile drehte ich mich um und machte mich wieder auf den Heimweg. Ich legte mich auf Daddys Bett, umklammerte sein Kissen und kuschelte mich hinein. Ich wickelte mich in seinen Quilt und begann, mich langsam hin und her zu wiegen. Verdaustig
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