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Auf ewig und einen Tag - Roman

Titel: Auf ewig und einen Tag - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Joy Arnold Angelika Felenda
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siehst.«
    »Daddy hat nicht an den Himmel geglaubt. Er glaubte an Gott, aber nicht an den Himmel.«
    »Tatsächlich?« LoraLee sah auf den Hof hinaus und sagte so lange nichts, dass ich verlegen ihren Rocksaum fallen ließ. Sofort nahm sie meine Hand und drückte sie. »Dein Daddy war ein kluger Mann«, sagte sie.
    »Was?« Das war beunruhigend. Natürlich konnte sie nicht sicher sein, ob es einen Himmel gab, aber gewöhnlich stimmte, was LoraLee sagte.
    »Wenn du an die Art Himmel glaubst, musst du auch an die Hölle glauben, und ich finde, dass niemand so was Schlimmes tun kann, um auf Ewigkeit leiden und brennen zu müssen.«

    Ich starrte auf den zerbrochenen Beton der Treppe. LoraLee sah mich lange an, dann drückte sie meine Schulter und nahm den Eimer mit den verwelkten Blumen, die wir herausgerissen hatten. Sie führte mich hinters Haus, wo sie den Eimer auf den Komposthaufen leerte und die dunkle Erde darüber gab.
    »Siehst du das?«, fragte sie. »Alles geht irgendwann in die Erde zurück. Alles das hier ist lebendig gewesen, und jetzt ist es tot und wird wieder zu Erde. Und im Frühling nehm ich die Erde, die voller guter Dinge steckt, und aus dem Guten entsteht neues Leben. So funktioniert das.«
    Als ich auf den Haufen aus Unkraut und verfaulendem Gemüse blickte, bewegte und veränderte er sich und wurde zum Gesicht meines Vaters. Plötzlich fiel mir der dumpfe Ton wieder ein, als ich die Erde auf seinen Sarg rieseln ließ. Ich zuckte zurück.
    LoraLee machte ein beruhigendes Geräusch und zog mich an ihre Brust. »Ach, Kind, verstehst du nicht? Es ist, wie wenn du an einem Sommerabend auf dem Rücken liegst und die Sterne so strahlen, dass sie zu dir herunterreichen und du zu ihnen hinauf. Sie ziehen dich an, bis du sie, bis du selbst die Sterne bist. Das ist es, was passiert, Kerry. So sehe ich das: Du kommst nicht in den Himmel, du wirst zum Himmel.«
    Ich riss mich los und sah auf ihre Hände hinab, auf den seltsamen Holzring, den sie immer trug. Ihre Finger waren verschrumpelt, als hätten sie stundenlang in Seifenlauge gelegen. LoraLee wischte die Träne weg, die mir über die Wange lief, und schüttelte den Kopf.
    »Die Schmerzen sind schlimm, Kerry, aber die Trauer raubt dir das Leben. Du musst dein Herz beruhigen und Hoffnung setzen in das, was kommt.«
    »Ich weiß«, antwortete ich, aber ich wusste nur, dass es keine
Hoffnung gab. Es gab die Dunkelheit einer Hütte in West Virginia, die wie Alter schmeckte. Es gab die Trostlosigkeit eines Ozeans ohne Touristen und einen Winter, der bis weit in den Frühling dauerte. Und es gab die Einsamkeit von Großeltern, die wir kaum kannten und die nicht die leiseste Ahnung hatten, wie sie uns lieben sollten.
     
    Wieder zu Hause, wusste ich sofort, dass etwas nicht stimmte. Spannung breitete sich in unserem ganzen Haus aus, wie ein gelbes Öl, das durch Wände und Balken sickerte.
    Ich hörte ihr Murmeln in der Küche, die scharfen Zischlaute des Zorns. Als ich auf dem Weg nach oben vorbeieilte, sah ich meine Großmutter mit rotem Gesicht am Tisch sitzen, und meinen Großvater, den sie mit einem Nicken beruhigte, das mehr nach Angst als Zustimmung aussah.
    Ich lief ins Schlafzimmer. Es sah aus, als wäre niemand darin, aber ich wusste, dass Eve unter dem Bett lag.
    Sie mochte es dort unten. Ich verstand das und hatte es auch ein paarmal probiert, aber obwohl es sich sicher anfühlte, dort im Dunkeln zu liegen, war es für meinen Geschmack zu staubig und eng.
    Ich hob die Überdecke an und kroch zu ihr hinunter. Sie zupfte an den Fäden eines mundgroßen Risses in ihren Jeans und drehte sich kaum zu mir um. »Ich geh fort«, sagte sie.
    Ich wandte mich um, damit ich sie ansehen konnte.
    »Ich hab schon gepackt und alles. Ich hab nur gewartet, bis du zurückkommst.« Sie betrachtete ein Büschel Fäden in ihrer Hand und ballte sie zur Faust. »Ich halte das nicht mehr aus, Kerry. Wusstest du, dass Georgia ihre Eiscreme kaut? Solche Leute sind das.«

    Ich schüttelte den Kopf. »Ich versteh dich nicht.«
    »Sie hat Daddys Pistazien-Eis gegessen. Es einfach aus dem Kühlschrank genommen, als würde es ihr gehören. Also sagte ich, dass es ihr vielleicht ganz guttäte, eine Diät zu machen.«
    »Eve!«
    »Und sie wird ganz bleich und fragt, was mit Daddy los gewesen sei, weil er mir keinen Respekt beigebracht hat. Also geh ich weg.«
    »Du kannst nicht wirklich gehen, nicht für immer.« Aber ich wusste, was sie meinte. Daddys Eiscreme zu essen war

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