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Auf ewig und einen Tag - Roman

Titel: Auf ewig und einen Tag - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Joy Arnold Angelika Felenda
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ich setzte mich auf die Vordertreppe, klopfte leise aufs Verandageländer und reihte ordentlich vier abgefallene Blätter auf der Stufe auf. Nachdem ich das getan hatte, griff ich trostsuchend an Daddys Kette und drückte fest die Augen zu. Natürlich kamen sie miteinander aus. Die Caines mochten jeden. Bert und Georgia erzählten ihre kleinen Geschichten,
die Caines lachten über die dramatischen Übertreibungen von Teenagern, und wenn wir hineinkämen, würden sie uns umarmen und heimschicken.
    Noch mehr Gelächter. Georgias Stimme. »Nun, es hätte der wichtigste Tag meines Lebens sein können. Würden Sie nicht sagen, es ist besser, vorbereitet zu sein, als den Eindruck zu erwecken, es sei einem egal?«
    »Aber sicher«, antwortete Mrs. Caine. »Ich hab’s genauso gemacht, denke ich.«
    Die immer wieder aufkeimende Hoffnung der letzten Stunden verpuffte, und ich war entsprechend frustriert. Wie dumm wir doch waren. Wie dumm zu glauben, die Caines würde es tatsächlich interessieren, wie unser Leben aussah.
    »Schrei.«
    Ich blickte auf. Eve stand in der Einfahrt, die Hände auf dem Rücken, und sagte mit gesenkter Stimme: »Los, Kerry, schrei.« Sie streckte einen Arm aus, hob den Kopf, und mir blieb die Luft weg. Daddys Pistole.
    Die Zeit stand still. Ich sah das Bild vor mir und bemühte mich, die Einzelteile zusammenzusetzen: ein Finger am Abzug, Eves erwartungsvoll leuchtende Augen, der schwarze Lauf in den wilden braunen Haarbüscheln. Ich schrie.
    Dann passierte alles gleichzeitig. Ich sprang auf und lief die Einfahrt hinunter. Die Vordertür ging auf, Mrs. Caines Stimme: »O Gott, nein!« Ein Schrei von Georgia, Eves aufblitzende Augen, der dumpfe Laut, als jemand auf den Boden der Veranda fiel, während ich nach der Waffe hechtete. Eves Finger drückte den Abzug, und eine Sekunde lang stellte ich mir den ohrenbetäubenden Knall und warmes Blut auf meinem Gesicht vor, und ich kreischte auf, als die Waffe losging - als leeres Klicken.

    Eve schrie mich hysterisch an: »Niemals! Ich kann nicht!« Mrs. Caine umarmte uns wie eine Bärin, wand Eve die Waffe aus der Hand und warf sie ins Gebüsch. Ich sank zu Boden und packte Eves Bein, bis sie neben mir saß und sich an mich klammerte.
    Auf der Veranda beugte sich Mr. Caine hinunter und schlug Bert auf die Wange, während Georgia die Hände rang, in die Knie ging und sich wieder aufrichtete, als wollte sie zu einem Sprung ansetzen. »Atmet er? Sein Herz, sein Herz …«
    Eve lächelte mich an, und aus Berts Mund drang ein glucksendes Stöhnen. »Das war’s«, flüsterte sie, und ich wusste nicht, ob ich sie schütteln oder mich an sie klammern und sie nie mehr loslassen sollte.

4
    »Wie konntest du nur?«, fragte Georgia. »Wie konntest du das tun?«
    Wir saßen im Wohnzimmer. Bert lag am anderen Ende in einem Fernsehsessel, die Arme auf dem Bauch gefaltet, die Augen geschlossen. Ich konnte nicht sagen, ob er getrunken hatte. Wahrscheinlich schon.
    »Du hast gewusst, dass sie nicht geladen war«, sagte Georgia. »Du wolltest einfach nur eine Szene machen.«
    »Ich wusste es nicht«, antwortete Eve zähneknirschend.
    »Er war unser einziger Sohn«, fuhr Georgia fort, »unser Baby. Und jetzt tun wir unser Bestes für euch.«
    Geschockt sah ich ihre Tränen und wollte zu ihr hingehen und mich entschuldigen, ihr erklären, dass es wirklich nicht ihre Schuld gewesen war. Aber Eve neben mir zitterte, und ich wusste, wem ich Loyalität schuldete. Ich drückte Eves Hand und schwieg.
    »Du verstehst das nicht«, sagte Eve. »Ich wollte sterben. Ich würde lieber sterben, als bei euch wohnen!«
    Georgia schnappte nach Luft. Bert öffnete die Augen und schloss sie schnell wieder.
    Es klopfte zögerlich an der Tür. Wir alle sahen hinüber. Es klopfte erneut, und die Tür ging auf. Mrs. Caine steckte den Kopf in die Diele. »Tut mir leid«, sagte sie. »Geht es Ihnen gut? Ist alles in Ordnung?«

    »Alles in Ordnung«, antwortete Georgia. »Ich danke Ihnen.«
    »Ich bin hier, weil mein Mann meinte … Ich war mir nicht so sicher, ob es eine gute Idee ist, aber er fand, es könnte vielleicht helfen, wenn Sie alle das mit mir besprechen würden und ich als eine Art Vermittler fungiere.«
    Auf der anderen Seite des Raums gab Bert ein Brummen von sich und rappelte sich hoch. Seine Füße schienen ihm Schwierigkeiten zu machen und in dem dicken Teppich hängen zu bleiben. »Ich bin zu alt«, lallte er. »Alt …«
    »Wir haben unser Leben lang hart gearbeitet«, sagte

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