Auf ewig und einen Tag - Roman
anrufen, das weiß ich. Ich muss herausfinden, wer sie ist.
Eigentlich sollte ich in gewisser Weise dankbar sein für das, was ich verloren habe, und für das, was ich habe und wer ich
jetzt bin. Ich habe inzwischen einen Highschool-Abschluss, den ich bei Bewerbungen anführen kann. Und nächstes Jahr beginne ich eine Ausbildung als Krankenschwester, was mir inzwischen wie eine Berufung erscheint.
Und ich habe jetzt Gillian, was das Wichtigste ist. Ich schreibe ihr fast jeden Tag, hoffe, ihr ein Gefühl der Beständigkeit zu vermitteln und ihr klarzumachen, dass ich nicht weggehen wollte. Ich frage mich, was Justin denkt, wenn er die Briefe sieht. Ich glaube, in gewisser Weise schreibe ich auch an ihn.
Ich versuche, zwischen den Zeilen Nachrichten einzuschleusen, Dinge, die ihm meiner Meinung nach helfen könnten, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass er nicht kapiert, was ich sagen will. Er ist noch nicht bereit dafür. Es gibt so vieles, was ich ihm sagen möchte, aber ich habe immer noch nicht die richtige Form dafür gefunden. Meiner Meinung nach sollte er vor allem begreifen, dass er sich seinen Dämonen stellen muss. Er sollte einsehen, dass sie nicht die Person verändern, die er wirklich ist, sondern nur sein Bild von sich. Es gibt ein Foto, das ich in meiner untersten Schublade aufbewahre, zwischen einer leeren Kahlúa-Flasche und einem leeren Morphiumfläschchen, zwischen all den Dingen, die ich nicht will oder nicht brauche, die ich aber nicht wegwerfen kann, weil sie Teile meiner Vergangenheit sind. Auf dem Bild stehen zwei Mädchen am Strand, Arm in Arm. Ich glaube, wenn ich es jetzt wagen würde, das Bild anzuschauen, würde ich Dinge erkennen, die nicht wirklich zu sehen sind. Wahrscheinlich würde ich mir einbilden, ich könnte in ihren Seelen lesen, sehen, wie sich die eine an die Vergangenheit klammert, die andere kämpft, um vorwärtszukommen. Wahrscheinlich würde ich aus der Haltung ihrer Arme Liebe ablesen, und aus der Tatsache, dass sie in die Kamera blicken, statt sich
anzusehen, Hass. Ich würde glauben, sagen zu können, dass die eine leben und die andere sterben, die eine stehlen und die andere versuchen wird, zurückzugewinnen, was ihr nie wirklich gehört hat.
Aber ich weiß, in Wahrheit sind diese beiden Mädchen gleich. Es sind einfach Mädchen, die am Strand stehen, den Wind im Rücken, die Wangen von Sonne und Salz ausgetrocknet, und in Badeanzügen, die wegen des Sands darin jucken. Die Wahrheit ist, dass beide Mädchen von Liebe, Lachen und Zukunft träumen und beide Mädchen sich wünschen, der lange Sommer ginge nie zu Ende. Ich denke jetzt, dass er vielleicht nicht zu Ende ging, vielleicht ist er nur verblasst, wiedergekommen, erneut verblasst - wie es bei Sommern üblich ist.
Es ist eine ganz andere Sache, ob man einen Menschen im Leben oder durch Tod verliert. Ich sehe Eve jetzt ständig in neuen Gesichtsausdrücken, die ich mir angeeignet habe, in einem Seitenblick etwa, wenn ich am Spiegel vorbeigehe. Und ich sehe sie in klaren Nächten, wenn ich in die Leere starre, um sie zu finden. Sie kommt zu mir, über endlose Weiten, Welten und Lebenszeiten hinweg, um mich wissen zu lassen, dass alles gut ist. Das würde sie mir sagen, wenn sie könnte, und ich würde ihnen allen dasselbe sagen, wenn sie mich ließen. Du kannst dich deinen Taten stellen, kannst deine Vergangenheit aussortieren und das Schlechte mit dem Guten in die unterste Schublade stecken. Du kannst dich erinnern, dass sie dort verborgen sind, ohne sie je wieder herausholen zu müssen, und mit der Zeit verschwimmen die Ränder, und du bleibst mit der Wahrheit zurück.
DANK
Ich bin Kim Lionetti unendlich dankbar für ihren Glauben an mich, und Caitlin Alexander für ihre Begeisterung und die genauen, scharfsinnigen Kommentare.
Danke meinem Dad, einem der großzügigsten Menschen, die ich kenne. Danke für deine Ermutigung, für das Vorbild an Treue und Hingabe, das du jeden Tag gibst, sowie für das Zitat über Beständigkeit, das über meinem Schreibtisch hängt. Auch meiner Mutter, die diese Danksagung nie verstehen und nicht einmal begreifen wird, dass dies mein Buch ist, aber die mich das meiste gelehrt hat, was ich über Liebe weiß.
Danke meinen Freunden und meiner Familie, die in heller Aufregung waren, als ich ihnen sagte, dass mein Buch erscheint. Ihr habt mir das Gefühl gegeben, dass all dies tatsächlich real ist.
Vor allem aber möchte ich mich bei Jerry bedanken. Ohne dich wäre ich nicht
Weitere Kostenlose Bücher