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Auf ewig und einen Tag - Roman

Titel: Auf ewig und einen Tag - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Joy Arnold Angelika Felenda
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folgte ihr, selbst als sie hinter mir verschwunden war, dann richtete sie den Blick auf die Eiscreme. »Gut«, sagte sie. »Ist sie schon weich?«
    »Vermutlich«, antwortete ich und schüttelte dann den Kopf. »Noch nicht, in Ordnung?«
    »Na schön, dann warten wir.« Erneut hatte sich Eve diesen Morgen eine Stunde lang in unglaublichen Schmerzen gewunden und sich bemüht, Luft in ihre versagenden Lungen zu saugen. Aber seitdem ich mit ihr gesprochen hatte, war ihr Atem gleichmäßig und ruhig geworden, als wüsste ihr Körper, dass es keinen Grund mehr gab zu kämpfen. »Ich kann nicht glauben, dass ich ihre Abschlussfeier vergessen habe«, sagte sie leise. »Oder ich denke, ich wusste, dass nächste Woche ihre letzte Woche in der sechsten Klasse ist, aber ich dachte nicht, dass sie so wichtig für sie wäre.«
    Ich schloss die Hände um den Eisbecher und beobachtete sie.
    »Schau mich nicht mit diesem Blick an, Kerry. Bitte. Ich möchte warten. Zum Teufel, ich möchte noch ein Jahr warten, aber nichts wird sich ändern, außer dass du es dir vielleicht anders überlegst, oder ich überlege es mir anders, und wozu würde das führen? Würde es irgendwas leichter für sie machen?«
    Ich nickte langsam. »Nein. Ich weiß.«
    »Sorg dafür, dass sie hingeht, ja? Zu ihrer Abschlussfeier, sorg dafür, dass sie das hier nicht abhält.«
    Ich nickte wieder, obwohl ich wusste, dass sie wahrscheinlich nicht hingehen würde, und sie zu zwingen wäre eher Grausamkeit statt Hilfe.
    »Und könntest du ihr etwas von mir geben? Als Geschenk
zur Abschlussfeier? Ich wollte ihr mein Geburtstagsarmband schenken, und Moms Medaillon.«
    »Das wäre schön, eine großartige Idee.« Ich lächelte. »Und ich werde ihr erklären, was sie bedeuten: dass das Leben weitergeht.«
    »Ja.« Eve streckte die Hand nach mir aus. Ich setzte mich zu ihr aufs Bett. »Also, was ist passiert, Ker? Was hat dich veranlasst, deine Meinung über diese Sache zu ändern?«
    »Ich weiß nicht. Viele Dinge. Wahrscheinlich, weil ich mich erinnere, wie es sich anfühlt, wenn das Leben eine größere Strafe ist als der Tod.«
    Eve sah mich einen Moment an, dann strich sie mit den Händen über die Laken. »Hör zu«, sagte sie, »ich weiß, wie schwer das alles für dich ist. Aber du weißt, dass es das Beste ist, was du für mich tun kannst, die absolut selbstloseste Tat.«
    »Mach dir um mich keine Sorgen«, antwortete ich heiser.
    »Aber das tue ich.« Sie wurde von einem Erstickungsanfall gepackt, rang nach Atem, schloss dann die Augen und fügte mit einem heiseren Flüstern hinzu: »Natürlich tue ich das. Ich weiß, was dir durch den Kopf geht, Kerry, ich weiß, woran du dich erinnerst.«
    Der Eisbecher fühlte sich kalt in meinen Fingern an. Ich stellte ihn auf den Nachttisch und presste die Hände zwischen die Knie.
    »Aber die Sache ist doch die, dir ist nicht klar, dass du selbst damals, nach allem, was ich getan habe, nicht in der Lage gewesen wärst, mir etwas anzutun. Ich habe lange darüber nachgedacht, nachdem du fort warst, und bin zu dem Schluss gekommen, dass du es nicht getan hättest. Wenn es wirklich hart auf hart gekommen wäre, hättest du mich nicht vergiften können.«

    »Eve, bitte. Bitte hör auf.«
    »Sieh mal, wo hast du das Zeug reingetan? In meinen Schnaps, richtig? Ich war schwanger, ich wollte das Baby behalten.« Sie sah mich an und zuckte die Achseln. »Ich habe keinen Alkohol mehr getrunken.«
    Ich schüttelte verständnislos den Kopf.
    »Vielleicht hast du alles nicht genau genug durchdacht, um dir klarzumachen, was du tust, aber tief in deinem Innern hast du es ganz genau gewusst. Tief in deinem Innern hast du gewusst, dass ich sicher war.«
    Sie streckte die Arme aus. Als ich mich nicht rührte, packte sie meine Schultern und zog meinen Kopf an ihre Brust. »Es ist gut«, sagte sie. »Es ist vorbei und hat nichts mit dem hier zu tun.«
    Ich lauschte ihrem Herzschlag und spürte ihr Schlüsselbein, das mir in die Wange drückte. Ich merkte nichts von meinen Tränen, bis ihr Nachthemd nass war. Ich fummelte an ihren Knöpfen herum, genau wie Gillian es zuvor getan hatte, und nach einer Weile strich mir Eve das Haar zurück und begann, es seitlich zu einem Zopf zu flechten. »Erstaunlich«, sagte sie, als sie fertig war. »Hast du dir für diesen besonderen Anlass das Haar machen lassen?« Sie brach in ein krächzendes Lachen aus, ein raues Keuchen, das ihr die Luft abschnürte. Ich hob ihren Kopf an, sie beugte ihn zurück,

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