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Auf ewig und einen Tag - Roman

Titel: Auf ewig und einen Tag - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Joy Arnold Angelika Felenda
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ihr Gesicht war rötlich blau angelaufen.
    »Dir geht’s gleich besser«, sagte ich, und meine Stimme klang fast flehentlich.
    Eve kniff die Augen zu und rang nach Luft. »Besser, aber tot«, flüsterte sie.
    »Eve …«

    »Mir geht’s gleich besser und dir auch.« Sie legte den Kopf aufs Kissen zurück, als ihre Atmung ruhiger wurde, und sah mich aus glasigen Augen an. »Es ist komisch, weißt du, weil ich dachte … ich weiß nicht, was ich dachte. Ich dachte, es wäre irgendwie anders, würde sich irgendwie anders anfühlen. Es klingt dämlich, aber als ich es mir vorstellte, dachte ich an Frieden und Wärme, oder diese Hand, die sich ausstreckt, um einen zu führen, irgendein Gefühl von Schicksal. Ich wollte, dass es sich so anfühlt wie Heimgehen.« Ihre Stimme brach ab, und sie lächelte. »Wie dumm, nicht? Aber wirklich, ich hab solche Angst.«
    »Dann machen wir es nicht. Nicht heute, einverstanden? Wir können warten, bis du bereit dafür bist.«
    »Und in einer Stunde hasse ich mich dann. Ich hab’s satt, mich selbst zu hassen.« Abwesend glitt ihr Blick übers Bett. »Die Sache ist, ich dachte, ich würde den Tod kennen. Er hat so lange in der Ecke herumgestanden, aber irgendwie ist es anders, wenn er dich tatsächlich am Schlafittchen packt. Das hätte ich mir klarmachen sollen.«
    Ich nahm ihre Hände. »Sag mir einfach, was ich tun soll.«
    »Nun, als Erstes mach diesen Zopf aus den Haaren. Es wäre schwer für dich zu ertragen, wenn ich einen Lachanfall kriege.«
    Ich blieb eine Weile sitzen und wollte ihre Hände nicht loslassen, dann lächelte ich schließlich. Ich zerrte an den verknoteten Haarsträhnen und wand mich. »Gott, Eve, was hast du denn damit gemacht?«
    »Erinnerst du dich noch, wie Daddy am Anfang unser Haar geflochten hat, bevor ihm klar wurde, was er tat? Er machte uns Seemannsknoten statt Zöpfe, und wir brauchten Stunden, um sie wieder zu entwirren. Ich fühlte mich so verdammt einsam,
als ich merkte, dass er keine Ahnung hatte, wie er für uns sorgen sollte.«
    Ich beobachtete Eve genau. »Hör zu«, sagte ich. »Und wenn es nun doch einen Himmel gibt? Wenn es doch die Möglichkeit gibt, Menschen wiederzusehen, sag Daddy, dass ich ihn liebe.«
    »Falls er dort droben ist, mach ich ihm die Hölle heiß, weil er abgehauen ist. Ich wollte ihn schon seit Jahren verprügeln, also kann ich’s gar nicht erwarten, die Gelegenheit dafür zu bekommen.« Sie schwieg einen Moment, dann nickte sie. »Und dann sag ich ihm, dass wir ihn lieben und dass er es gut gemacht hat. Bei allem, was ihm aufgebürdet wurde, hat er es gut gemacht.« Sie lächelte schief und sah mich an. »Es wäre doch unglaublich, ihn wiederzusehen, nicht? Ich meine, total verrückt, oder?«
    »Absolut«, sagte ich. »Glaubst du, dass er immer noch auf die Stooges steht? Oder denkst du, er blickt zurück und sagt: ›Was hab ich mir bloß dabei gedacht?‹«
    »Ich hoffe, er mag sie immer noch. Allerdings kann ich mir nicht vorstellen, dass sie ihn im Himmel Slapsticks anschauen lassen.« Sie deutete mit dem Kopf auf die Eiscreme. »Die wird ja Suppe.«
    Ich griff nach dem Becher, rührte den bräunlichen Brei um und schaffte es irgendwie zu lachen. »Ist das hier dein letzter Wunsch?«
    »Das war er, oder eine Kreuzfahrt durch die Karibik, aber wahrscheinlich hätten wir so kurzfristig keine Tickets mehr gekriegt.« Sie grinste, doch als ich nicht antwortete, verschwand der Ausdruck von ihrem Gesicht. »Also, ich schätze, ich bin jetzt bereit.«
    Wie konnte sie das einfach so locker sagen? Ich schüttelte den Kopf. »Ich nicht.«

    Sie ging nicht darauf ein. »Kümmer dich um sie, Kerry. Ich könnte es mir nicht verzeihen, wenn ich denken müsste, sie wären allein mit dieser Sache.«
    »Versprochen«, sagte ich leise. »Ich tue alles, was ich kann.«
    »Sag Justin, dass ich mich verabschiedet habe, dass ich es für das Beste hielt, wenn er nichts davon wusste. Lass ihn nicht so wahnsinnig werden, dass er nicht mehr für sich sorgen kann.«
    Ich nickte, konnte aber nicht sprechen. Es war alles so seltsam, so entsetzlich.
    »Ich bürde dir eine Menge Verantwortung auf, ich weiß. Noch etwas, du musst Gillian immer von mir erzählen, ihr sagen, wie sehr ich sie geliebt habe. Lass nicht zu, dass sie das vergisst.«
    »Das werde ich, ich verspreche es dir.«
    »Und wenn du je wieder mit ihr sprechen solltest …« Sie lächelte kurz. »Mit unserer Mutter, meine ich, dann sag ihr, dass ein starker Mensch aus mir geworden

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