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Auf ewig und einen Tag - Roman

Titel: Auf ewig und einen Tag - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Joy Arnold Angelika Felenda
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ist. Sag ihr, dass ich einen Mann hatte, der mich liebte, und dass ich eine gute Mutter war. Wenn sie nach mir fragt, kannst du ihr das alles sagen.«
    Ich nickte langsam. Eve strich mit der Hand über die Decke. »Selbst wenn sie nicht fragt, kannst du ihr das sagen. Nur damit sie’s weiß. Und das war’s dann, bis auf dich.« Sie sah mich an und lächelte. »Du weißt, wie ich fühle.«
    »Ich weiß«, flüsterte ich.
    »All das hier hat nie etwas geändert.«
    »Ich weiß, aber könntest du einfach …«
    Sie nickte. »Ende der Unterhaltung. Ich dachte heute Morgen an ein Lied über einen Leichenzug, erinnerst du dich noch daran? Wie ging das noch mal? Hast du je daran gedacht, wenn du den Leichenzug vorübergehen siehst …«

    »Eve!«
    »… dass du vielleicht der Nächste bist? « Sie grinste. »Nein, nein, keine Angst, ich werde jetzt nicht rührselig, ich erinnere mich einfach, wie wir früher dieses Lied gesungen haben, immer und immer wieder. Und mir ist gerade klar geworden, woher wir es hatten. Mom hat es uns vorgesungen, weißt du noch? Sie saß auf unserem Bett und ließ die Finger über unseren Rücken krabbeln wie Spinnen. Ein wirklich tolles Lied für fünfjährige Kinder.«
    Ich lächelte. » Die Würmer kriechen rein, sie kriechen im Rund .«
    » Die Würmer spielen Karten in deinem Mund! Gott, ich liebe das. Ich hoffe, ich kriege Würmer, die Karten spielen.«
    Ich starrte sie an, stumm vor Schock. Doch als sie plötzlich in Gelächter ausbrach, musste ich auch lachen, als ich mich erinnerte, wie wir beide auf dem Schlafzimmerboden gesessen hatten, das »Leiterspiel« spielten und gemeinsam Ein Käfer grün, so grün wie Gras, kriecht rein zum Ohr und raus zur Nas’ … sangen.
    Eve bemühte sich, wieder zu Atem zu kommen, als ich losprustete. Sie streckte die Hand aus, und ich hielt sie fest und lachte weiter, selbst als sie in meine Blusentasche griff, mein Lachen hysterisch wurde, meinen ganzen Körper schüttelte und mir die Tränen in die Augen trieb.
    »Sing mir noch eins vor«, sagte sie plötzlich. »Das eine, das uns Daddy immer vorgesungen hat - über die Wüste.«
    Das Lachen blieb mir im Hals stecken, als sie die Pillenflasche inspizierte. Als sie sie schließlich öffnete, wandte ich mich ab und versuchte, mich auf ein anderes Leben zu konzentrieren, auf die Nächte, nachdem unsere Mutter fortgegangen war. Monatelang schliefen wir aneinandergekuschelt im selben Bett, während Daddy bei uns saß und mit heiserer Bassstimme sang.

    Desert silver blue beneath the pale moonlight,
    Coyote yappin’ lazy on the hi-i-ill
    Damals hielten wir uns an den Händen, ich hatte die Wange an ihren Hals geschmiegt. Wir atmeten im gleichen Takt, ein Hauch von Zahnpasta in unserer Atemluft. Ich hörte das Rasseln von Pillen und sang lauter.
    Sleep-y winks of light along the far skyline, Time for millin’ cattle to be sti-i-ll
    In meinem Kopf konnte ich Eves Träume sehen. Ich konnte mir vorstellen, wie wir mit unserer Mutter auf Daddys Boot waren und alle auf Daddys Stimme dahinschwebten, wir alle vier vereint.
    So-o now the lightnin’s far away, The coyote’s nothin’ scary, just singin’ to his dea-rie.
    Ich legte mich neben sie, den Kopf auf ihrer Schulter. Ihre Arme bewegten sich an mir, aber ich konnte nicht genau sehen, was sie tat, nur, dass sie nach der geschmolzenen Eiscreme griff, zuerst einen Arm hob, dann den anderen, und einen Schluck davon nahm. Ich erstarrte und sang weiter.
    Ya-ay ho, tomorrow’s another day, So settle down ye cattle till the mo-or-ning.
    Erneut hob sie einen Arm, dann den anderen, dann hörte ich das Geräusch, als der leere Eiscremebecher und das leere Fläschchen auf dem Nachttisch abgestellt wurden. Und in mir tobte etwas, das nach außen drückte, mir die Haare auf den Armen sträubte, gegen meinen Magen und meine Brust presste.
    Eve sah mich von der Seite an, und ihre Stimme klang krächzend.
»Es war nicht alles schlecht, Ker, nicht wahr? Mehr gute als schlechte Zeiten, oder zumindest waren die guten Zeiten wichtiger.«
    »Eindeutig«, sagte ich leise. »Ja.«
    »Ich hab dir nie gedankt. Dafür, dass du hier bist, das hab ich dir nie gesagt, oder? Selbst am Anfang, als ich noch wütend auf dich war, weil du meiner Meinung nach zu spät gekommen bist, fühlte ich mich tief in meinem Innern mit dir in meiner Nähe doch so viel besser und wusste, du würdest dich erinnern, wie es früher gewesen ist.«
    »Das habe ich getan«, antwortete ich. »Das war mit

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