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Auf ewig und einen Tag - Roman

Titel: Auf ewig und einen Tag - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Joy Arnold Angelika Felenda
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Hähnchen« gegessen, womit sie sich zufriedenzugeben schienen.

    Zu Hause schlief ich, trank Tee und aß Toast und schlief weiter. Meine Träume waren so wild, als hätte ich Kokain geschnupft, alles wirkte überdimensioniert, mit Farben und Texturen, die ich noch nie zuvor gesehen hatte. Ich träumte von Justin in verschiedenen Altersstufen, in verschiedenen Körperstadien. Ich sah ihn vom Baby zum Kind und weiter zum Mann heranwachsen, und dann verwandelten sich seine Arme in Äste, und aus seinem Haar sprossen Knospen und Blätter. »Kerry …«, rief er, und seine Stimme hallte von Felstunneln zurück. Ich fragte mich, ob es wohl wehtat, ein Baum zu werden.
    »Kerry?«
    Ich öffnete die Augen. Justin saß mit bleichem Gesicht und dunklen, tief in den Höhlen liegenden Augen an meinem Fußende.
    Ich streckte die Hand aus, er starrte sie einen Moment lang an und nahm sie dann. »Wie fühlst du dich?«
    »Ich hatte einen Traum.« Mein Hals war trocken, und meine Stimme klang brüchig. Ich versuchte zu schlucken.
    »Ich wollte mit dir reden.«
    Mach das nicht kaputt, bitte, bitte. Was würde es schon bringen, das kaputt zu machen? »Du warst ein Baby, dann bist du gewachsen, und dann bist du irrsinnigerweise ein Baum geworden!«
    »Über neulich Abend.«
    Ich schüttelte den Kopf. Bitte.
    »Ich weiß nicht, was los ist, Kerry, was ich getan habe.«
    Ich griff nach einer inzwischen kalten Tasse Tee am Bett. Ich konnte ihn nicht anschauen, ertrug es nicht, irgendeine Art von Mitleid oder Bedauern zu sehen. »Es tut mir leid, dass ich uns vergiftet habe.«
    »Ich hab gestern Abend Leslie gesehen.«

    Ich krümmte mich unter der Decke zusammen und konzentrierte mich auf die Röte seiner Lippen, damit ich seine Worte nicht hören musste.
    »Und ich hab ihr erzählt, was passiert ist, das musste ich. Vielleicht lag es daran, dass ich krank war, im Delirium, aber es kam einfach so aus mir heraus. Alles. Nie zuvor hab ich jemanden so verletzt.«
    Alles. Leslie würde mich hassen. Mir in der Schule böse Blicke zuwerfen. Ich würde nicht zu ihrer Hochzeit eingeladen werden. »Es tut mir leid«, flüsterte ich.
    Justin berührte meine Hand. »Mir nicht«, sagte er, stand auf und ging dann hinaus.
     
    »Kerry?«
    Ich kämpfte mich aus den Tiefen eines traumlosen Schlafs heraus. »Justin?«
    Aber es war Eve am Ende des Betts, die mich mit geschlossenen Lippen anlächelte. »Hey, Hübsche, willkommen im Land der Lebenden.«
    Wo bin ich? Wo ist Daddy? Oh. »Hallo.«
    »Hör zu, Kerry. Jetzt komm. Wir haben Probleme.«
    Ein Schleier zog sich über meine Augen. Ich sah zur Decke hinauf. »Ich muss dir was sagen, Eve. Ich muss es dir sagen, damit du mir sagen kannst, ob es wirklich ist.«
    »Mr. Hodges hat angerufen, dieser Mistkerl, und gesagt: ›Miss Barnard, wissen Sie, dass Ihre Miete zwei Wochen überfällig ist?‹ Ich wollte ihm sagen, dass du versuchst, die Highschool zu machen, keine Eltern und kein Geld hast und dich sorgen musst, dass dir irgendein elender Mistkerl das Dach überm Kopf wegnimmt, damit er sich noch einen Renoir ins Klo hängen kann.«

    Ich nickte und stellte mir Justins Augen vor dem KUSS! vor, wie sie geschmolzen waren, alles Harte darin verschwunden war. Was bedeutete das?
    »Aber die Sache ist die, unser Konto steht praktisch auf null. Und wenn wir die Rechnung vom Medical Center und die nächste Miete bezahlen, sind wir absolut pleite. Die Werkstatt bringt uns nur zweihundert die Woche ein, was heißt, dass wir mindestens noch dreihundert Dollar auftreiben müssen.«
    »Oh«, sagte ich. »Okay.«
    Eve runzelte die Stirn. »Und auf der Veranda lag wieder ein brauner Umschlag, zehn Dollar, was mich langsam sauer macht. Kapieren die Leute denn nicht, dass wir so tief in der Scheiße sitzen, dass zehn Dollar einfach beleidigend sind?« Sie verdrehte die Augen.
    »Und hör dir das an. Wenn wir schon davon reden, mit den Nerven total am Ende zu sein. Gestern Abend haben Bert und Georgia angerufen, gleich nach Mr. Hodges. Merkst du, was du beim Schlafen alles verpasst hast? Du errätst es nie.«
    Mein Magen krampfte sich erneut zusammen, und ich war mir plötzlich ganz sicher. »Sie haben Mom gefunden.«
    »Was?« Sie lachte schrill auf. »Nein, nein, sie haben angerufen, weil sie möchten, dass wir zu Weihnachten zu ihnen kommen. ›Ihr Mädchen solltet bei eurer Familie sein‹, hat Georgia gesagt. Weihnachten ist ein Familienfest, ganz wie auf den Grußpostkarten. Ich wollte Bert schon bitten, ihr ins

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