Auf ewig und einen Tag - Roman

gegen die Wand schlagen, dass eine Delle zurückblieb, und rannte den Gang hinunter. Ich sank auf die Knie, auf den kalten Holzfußboden, und hatte das Gefühl, einen Tennisball verschluckt zu haben, während ich auf das Klappern von Eves Absätzen lauschte, die die Treppe hinunter- und zur Tür hinausging.
     
    Es war nach Mitternacht, als Eve wieder nach Hause kam. Ich lag wartend im Bett, als sie die Treppe heraufpolterte, und schloss die Augen, um so zu tun, als würde ich schlafen. Aber sie stürmte ins Zimmer. »Ker-ry«, rief sie. »Kerr-ioh.«
    Sie legte die Hände in die Taille, wirbelte im Kreis herum und fiel auf mein Bett.
    Sie war betrunken.
    »Er ist toll, wirklich total toll. Ich glaube, ich könnte mich verlieben.«
    Ich legte die Hand auf ihren Rücken, teils alarmiert, aber auch von einer tiefen Sehnsucht getrieben. Alles war vergeben. »Verlieben? In wen?«
    Eve rollte sich auf dem Bett zusammen. »Mmm«, sagte sie und schien einzuschlafen.
    Ich schüttelte sie an der Schulter. »Wo bist du gewesen? Nun sag schon was!«
    Sie sprach ins Kissen. »Bei Brad Carrera.«
    Ich starrte sie fassungslos an. »Brad Carrera. Officer Brad Carrera? Der ist doch mindestens dreißig!« Officer Carrera war einer von Daddys Saufkumpanen: dunkelblaue Augen, rabenschwarzes Haar und eine ständig gebräunte glänzende Haut, als hätte man ihn in ein Fass Holzbeize getunkt und dann mit Schellack überzogen.

    »Zweiunddreißig«, sagte Eve. »Gott, kann der küssen, Kerry. Dass ein Schauer nach dem anderen durch dich hindurchjagt.«
    »Er ist doppelt so alt wie du!«
    Sie drehte sich um, um mich anzuschauen. »Jetzt hör endlich auf, Kerry.« Sie lallte leicht. »Du bist bloß eifersüchtig, weil ich den schärfsten Typen auf der Insel hab. Ach was, den heißesten Typen von der ganzen Welt!« Sie gab mir einen Klaps auf den Arm und ließ dann ihre Hand aufs Bett fallen. »Ach, Kerry, es ist einfach so süß, wie er mich ansieht, mit total wilden Augen, als würde er mich am liebsten bei lebendigem Leib auffressen.«
    Mir wurde flau im Magen. »Eve …«
    Sie setzte sich auf, warf die Arme um mich und ließ sich dann schwer gegen meine Brust sinken. »Puh.«
    »Mein Gott, Eve, was ist los mit dir? Was hast du getrunken?«
    Eve schüttelte den Kopf und ließ sich langsam aufs Bett zurücksinken. »Du verstehst nicht, Ker. Wir waren in der Bar, und alle Leute waren total gut drauf. Alle dort sind scharf auf dich, weil sie wissen, dass du einfach das frischeste Ding bist, das ihnen je untergekommen ist. Bei Weitem das Beste, was sie je zu Gesicht gekriegt haben.«
    Sie schloss die Augen und stieß ein langes Seufzen aus, ob zufrieden oder bedauernd, konnte ich nicht erkennen. Ich kuschelte mich an sie und vergrub den Kopf an ihrem Hals. Ihr Geruch nach Bier und Rauch erinnerte entfernt an Daddys Geruch, was seltsam tröstlich für mich war. Bis ich den Arm um sie legte und ihre Rippen spürte, die sich selbst durch ihr Oberteil so deutlich abzeichneten, dass ich die Finger hätte dazwischenstecken können. So ganz wie Daddy, diese Verletzlichkeit
unter dem Deckmantel von Stärke. Und ich wusste, wenn sie sich in Brad Carrera verliebte, bedurfte es nur eines falschen Wortes von ihm, eines winzigen Drucks auf eine empfindliche Stelle, und dieser Panzer, den sie um sich errichtet hatte, würde zerbrechen.

DREI
    Jäten und pflanzen

März 2007

12
    Ich stand vor dem Schlafzimmerspiegel, wartete, dass Eve und Justin von ihrem Spaziergang zurückkamen, und versuchte, mir Tanzschritte auszudenken, die von Frauen mit Knieschmerzen ausgeführt werden konnten. Ich vollführte eine Art abgewandeltes échappé und erhob mich auf die Fußballen statt auf die Zehenspitzen. Ich dachte, das wäre vielleicht gut für ihr Fußgewölbe und reduzierte die Gefahr von Oberschenkelhalsbrüchen. Ich machte eine Arabeske und winkelte mein erhobenes Knie an. Aber ohne Musik kam mir das Ganze albern vor, deshalb hörte ich auf, ließ mich aufs Bett fallen und griff nach einer Illustrierten. Es war eine alte Ausgabe von Highlights. Ich schlug sie in der Mitte auf und versuchte herauszufinden, wie viele verborgene Gegenstände ich finden konnte, die mit T anfingen.
    Ich war an einem Ort untergebracht, der früher einmal die linke Seite von Daddys Schlafzimmer gewesen war, inzwischen stand hier jedoch ein Bett und Justins Schreibtisch, und es blieb kaum genügend Platz, um sich umzudrehen. Der Raum war in zwei Hälften geteilt worden, in Justins Büro