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Auf ewig und einen Tag - Roman

Titel: Auf ewig und einen Tag - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Joy Arnold Angelika Felenda
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Versetz dich doch mal in meine Lage. Aber ich sagte nur: »Lass mich wissen, wenn du was brauchst.« Dann wandte ich mich ab. Äußerst huldvoll, wie ich fand.
    In der Küche holte ich das Blatt Papier wieder heraus, das Gillian in den Müll geworfen hatte, und strich es auf dem Tisch glatt.
    Liebe Eltern!
    Wir möchten Sie über die Theateraufführung der ersten bis sechsten Klasse informieren. Dieses Jahr haben wir uns für Charlottes Netz entschieden, die reizende Geschichte einer Spinne, die einem Schwein Ratschläge fürs Leben gibt. Wir brauchen Ihre Hilfe bei folgenden Aufgaben:
    - Üben Sie mit Ihrem Kind, wenn es eine Sprechrolle hat. Beziehen Sie die ganze Familie mit ein!

    - Book Nook bietet einen speziellen Rabatt von 25 % auf Charlottes Netz! Wir bitten Sie dringend, das Buch zu kaufen, damit Ihr Kind es liest oder Sie es ihm vorlesen.
    - Wir brauchen Sie, um das Kostüm Ihres Kindes zu schneidern. Gillian hat die Rolle von Wilbur, dem Schwein, erhalten.
    Kinder und Lehrer werden gemeinsam die Kulissen und Requisiten basteln, aber wir suchen auch Eltern mit handwerklichen Fähigkeiten. Bitte melden Sie sich bei Virginia Brent, wenn Sie sich daran beteiligen wollen.
    Danke für Ihre Hilfe, und wir freuen uns, Sie alle bei der Aufführung am 12 . Juni zu begrüßen!
    Theodore Allen
    Stellvertretender Direktor, BIS
    Ich faltete die Nachricht sorgfältig zusammen und ging zu Gillians Zimmer hinauf. Ich klopfte, aber sie antwortete nicht. »Gillian?« Ich klopfte noch einmal und öffnete dann die Tür. »Gillian?«
    Sie lag mit Kopfhörern auf ihrem Bett und starrte an die Decke. Ich setzte mich neben sie und legte das Merkblatt auf ihren Schoß. Sie sah mich mit ausdruckslosem Blick an.
    »Das ist toll«, sagte ich. »Ich meine, Wilbur ist die Hauptrolle im Stück.«
    Mit ärgerlichem Ausdruck nahm sie die Kopfhörer ab. »Charlotte ist die Hauptrolle. Außerdem hab ich die Rolle bloß bekommen, weil es nur sieben Sechstklässler gibt und ich am besten lesen kann.«
    »Nun, aus welchem Grund auch immer, es ist ziemlich cool.«
    »Nicht wirklich. Aber egal, ich hab schon entschieden, es nicht zu machen.«

    »Was?«
    Sie zuckte die Achseln. »Es ist bloß eine blöde Schulaufführung. Jedes Jahr bringen die Kleinen ihren Text durcheinander, oder sie vergessen, dass sie auf der Bühne sind und stehen da und bohren in der Nase. Letztes Jahr haben wir Charlie Brown aufgeführt. Und Tim Jennings, der Schroeder spielte, hat direkt auf Allie Connors Fuß gekotzt.«
    Ich sah auf ihre abgekauten Fingernägel und warf dann einen Blick auf das Merkblatt. »Ich könnte dein Kostüm nähen, wenn du willst. Ich hab zwar jahrelang an keiner Nähmaschine mehr gesessen, aber ich wette, ich würde es hinkriegen.«
    Sie hob die Kopfhörer hoch und wollte sie sich wieder über die Ohren schieben, hielt dann aber inne. »Ich weiß, was du vorhast. Du willst so tun, als wären wir, du, Dad und ich, eine Familie.«
    Ich sah sie verständnislos an und schüttelte den Kopf. »Was meinst du damit?«
    »Ich weiß, dass du in ihn verliebt warst, das hat mir Mom erzählt. Aber du kannst hier nicht einfach reinschneien und dich in unser Leben drängen, bloß weil sie krank ist.« Ihre Stimme brach, und sie begann mit bebenden Schultern zu weinen, wie kleine Kinder es tun. »Du siehst aus wie sie, aber du bist nicht sie. Vielleicht hast du hier mal gewohnt, aber du gehörst hier nicht mehr her.«
    Ich griff nach ihrem Arm, aber sie wandte sich abrupt ab. »Ich bin wegen deiner Mom hier, Gillian«, antwortete ich, »um bei ihrer Pflege zu helfen. Und ich bin auch deinetwegen hier, um alles zu tun, um es dir leichter zu machen.«
    »Es ist schlimmer, wenn du hier bist, nicht leichter.« Sie schüttelte den Kopf und wischte sich mit dem Handrücken die
Nase ab. »Wenn ich von ihr träume, ist sie wieder normal, hat normale Haare und spielt mit mir und Dad Frisbee, und sie wirft besser als alle anderen.«
    Ich nahm Gillians Hand. Diesmal zuckte sie nicht zurück. »Davon träume ich auch«, sagte ich. »Ich weiß, dass ich nicht deine Mom bin, und ich versuche wirklich nicht, sie zu sein. Ich bin einfach ich, bloß ihre Schwester, und ich versuche auch, damit zurechtzukommen.«
    Sie blickte auf und zog dann ihre Hand weg. »Weißt du, dass nächste Woche mein Geburtstag ist? Ich hab Geburtstag, aber es interessiert mich nicht mehr. Es ist bloß ein ganz gewöhnlicher Tag, aber sie werden so tun, als wäre er was Besonderes.«
    »Natürlich

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